Die Regenjacke musste kurz pausieren, da wir für den Test des Water Repellent ein Projekt brauchten, bei dem man mit normalem Nähgarn vergleichen kann.
Daher gab es zum Testen einen Bucket Hat (Pattydoo) aus einem wasserabweisenden Material. Bei den vielen Klammern beim Annähen des oberen Teils hat man gemerkt, wie präzise das Pedal reagiert. Kein Stich zu viel. Und ohne Anschiebetisch verfügt die B325 über einen schön schlanken Freiarm.
Zum Absteppen der Hutkrempe haben wir wieder eine Nähsohle zweckentfremdet … Der Knopflochfuß hat unten zwei Kerben für optimalen Transport auf den Raupen des Knopflochs bei der Verwendung von Schnureinlage. Die Kerben laufen aber auch gut auf Stoffkanten.
Sticheinstellungen
Beim Absteppen ist uns eine Funktion wieder mal positiv aufgefallen: Das Spiegeln des Geradstichs. Viele Nähmaschinen können nämlich nur Zierstiche spiegeln. Aber wozu braucht man das?
Hat man den Geradstich seitlich versetzt und wechselt mit dem Stoff die Seite, muss man die Nadel über die Tasten verstellen. Hier steht der Stich auf 4 nach links, für die gegenüber liegende Naht muss man also ziemlich oft drücken.
Einfacher geht es über den i-Dialog, also auf das i im Kreis tippen. Dann die Spiegel-Taste. Schon springt die Naht auf den gleichen Wert nach rechts, das Feld wird gelb umrandet.
Wir lieben solche Feinheiten. Auch, dass bei Bernina alle Veränderungen gelb markiert werden. So ist sofort zu erkennen, was angepasst wurde.
Unterfadenspule einlegen
Bei unseren anderen Nähmaschinen kann man die Unterfadenspule nur in eine Richtung einlegen bzw. ist sie markiert, so dass man die richtige Ausrichtung gut erkennt. Bei der B325 ist die Spule auf beiden Seiten gleich und kann also auch falsch herum eingelegt werden. Die Maschine näht dann trotzdem, kann aber ein schlechtes Stichbild erzeugen oder klappern.
Zum Einlegen müssen wir jetzt immer einen Blick in die beigelegte Kurzanleitung werfen. Es bleibt einfach nicht in unserem Hirn hängen, aber warum?
Könnte an der bevorzugten Hand liegen. In der Anleitung ist die Spulenkapsel rechts, die Spule links. Wir halten beides aber andersrum, Spulenkapsel links, Spule rechts. Auch als Rechtshänder. Auch die Aussage „im Uhrzeigersinn“ hilft bei uns nicht.
Aber wir haben eine Eselsbrücke gefunden, die auf beiden Seiten funktioniert:
Der Faden zeigt in die entgegengesetzte Richtung zum Kapselfinger der Spulenkapsel. Schon funktionierts!
Da wir gerade beim Kapselfinger sind … Dieser wird in der aktuellen Bedienungsanleitung „Fadenführung“ genannt und eine tolle Funktion dieses Elements wird nun gar nicht mehr erwähnt:
Man kann den Faden durch das Loch fädeln, um die Unterfadenspannung zu erhöhen, ohne zu schrauben.
Das wurde bei den älteren Berninas oft für schöne Knopflöcher verwendet.
Alle Nähfüße passen bei Bernina untereinander
Das wird oft gefragt: Kann ich die C- oder D-Nähfüße auch an den 5,5 mm-Maschinen verwenden?
Grundsätzlich JA.
Man kann damit auch nähen. Wir wollten parallel zur Naht absteppen. Aber schon bei den ersten Zentimetern haben wir gespürt: Der Transport ist nicht optimal. Die Auflagefläche ist eben doch auf einen 9mm-Transporteur abgestimmt und hinten hat der Fuß ja die Aussparung für den Dualtransport. Auf dem Stoff ist links die Naht mit dem 10D und rechts die Naht mit den 1er, der bei der B325 dabei ist. Die Stichlängen sind mit dem 10D kleiner und unterschiedlich (je nachdem, wie wir den Stoff geführt haben), mit den 1er lang und gleichmäßig.
Der Reißverschlussfuß
Bei der Regenjacke sind wir inzwischen beim Reißverschluss angekommen. Bei der B325 als Snap-on-Sohle, aber das gleiche Prinzip wie der Nähfuß Nr. 4. Schlank, mittig montiert und mit einem Steg in der Mitte. Je nach Reißverschluss kommt man schon nah an die Zähnchen, aber in Kombination mit der 3er Serie gibt es eine Gefahr für die Nadel:
In der Regel ist man sich ja der Nähfußwahl bewusst, wenn man losnäht. Man hat ja grad einen Reißverschluss festgesteckt. Wir haben uns daher angewöhnt, die Reißverschlusssohle abzunehmen, wenn wir die B325 ausschalten. So kann nichts passieren!
Wieder spiegeln
Hier haben wir den Stich wieder mit der Spiegelfunktion direkt auf die gegenüberliegende Seite geschoben. Wie man sehen kann, nutzen wir gerne die Stichführung von Clover, weil sie eben nicht auf Metall angewiesen ist wie ein Magnet.
Die Oberfläche des Anschiebetisches ist fast schon zu glatt für die Regenjacke (kleiner Scherz). Die leicht abgerundete Form ermöglicht es, problemlos auch größere Projekte bequem zu verarbeiten. Nichts bleibt hängen.
Am Ende des RVs wirds ganz schön knapp, aber kein Problem mit der RV-Sohle. Und die B325 kann ja wirklich gut langsam nähen. Daher haben wir oben auch nicht direkt neben dem Abschlussteil begonnen, sondern einen Zentimeter darunter und den Rest zum Schluss noch in aller Ruhe in die anderen Richtung angenäht.
Dick kann sie auch
Wieder musste die Jacke weichen und einer schnellen Reparatur Platz machen.
Über die Bettdecke muss ein Milbenbezug und der hat kleine Bänder zum Befestigen an der Decke. So ist es einfacher, den normalen Bezug noch darüber zu machen. Aber wo bindet man das an? Also braucht die Decke Schlaufen.
Die näht man sich einfach selbst aus einem Stück Webband an. Die Decke geht mit der Einfassung und dem Band grad noch so unter den Nähfuß. Das ist dann die schwierigste Arbeit, denn das Nähen ist kein Thema für die B325. In wenigen Minuten sind vier Schlaufen angenäht.
Das Umfädeln ist mittlerweile gar kein Problem mehr, geht ja auch fix. Aber da die Bernina nun etwas anfängt zu klappern, werden wir sie heute mal ölen und natürlich vorher erst mal reinigen.
Wie das abläuft, erklären wir in einem separaten Beitrag.
Die Jacke ist mittlerweile bei den letzten Nähten.
Die Ärmel wollen wir über den Freiarm absteppen. Der Ärmel geht (Damenjacke Gr. 40) noch gut drüber, aber die Stoffklammern sind etwas zu dick und gleiten unten nicht gut durch. Wer also viel über den Freiarm nähen will, sollte besser mit Stecknadeln arbeiten. Geht nur bei uns hier leider nicht, da es ja ein Regenjackenstoff ist. Wir haben daher alle paar Stiche angehalten und gecheckt, ob keine Klammer unten im Spalt hängt. Das Säumen hat trotzdem gut geklappt.
Nach mittlerweile einigen verbrauchten Unterfadenspulen müssen wir das doch mal ansprechen. Ab und an läuft das letzte Stück nicht ganz ab, sondern die Spule klemmt. Infolgedessen zieht sich die Naht auf den letzten Zentimetern zusammen. Man wundert sich, warum die Nähmaschine nicht transportiert. Und man bekommt den Stoff dann nur schlecht unter dem Nähfuß raus. Wir haben extra nochmal nachgesehen, der Aufspulvorgang wurde genau so gemacht, wie in der Anleitung angegeben. Der Anfangsfaden wird ein paar mal um die Spule gewickelt, Richtung stimmte auch.
Ist ja auch beim B9-Greifer so und da verklemmt sich bei uns auch nichts.
Also haben wir ein paar Mal eine anderen Technik versucht, die für einen Unterfadenwächter von Bernina kontraproduktiv ist, aber sie hat ja keinen:
Wir ziehen den Anfangsfaden von innen nach außen durch ein Loch, spulen kurz an und schneiden dann den Faden ab.
Freihandnähen, Nähmalen oder Freihandsticken
Wie auch immer man es nennen mag, es geht einfach darum, ohne Transporteur zu nähen und den Stoff mit der Hand zu führen.
Wir haben diese Technik gebraucht, um bei einer Variante des Kuschelkäfers eine Musterung zu gestalten.
Wir nähen uns ein Glühwürmchen!
Das leuchtende Ende füllen wir mit einem freihand genähtem Zickzackstich in 5.5 mm Stichbreite. Dazu nutzen wir den verstellbaren Stipplingfuß Nr. 73. Die ersten Versuche haben wir nur mit Stoff und Vlies gemacht, aber da zieht sich durch den Zickzackstich doch teilweise der Stoff zusammen. Daher arbeiten wir hier schon mit einem Freihandstickrahmen.
Die Oberfadenspannung haben wir auf 2 reduziert, wir sticken oben mit Gütermann Glowy, unten ist Madeira Aerofil auf der Spule. Die andere Seite des Glühwürmchens sticken wir mit einer anderen Technik, diesmal mit dem Geradstich und dem Stickfuß Nr. 26.
Der ist im Menü zwar nicht enthalten, ist aber ja quasi ein 9er mit kleinerem Loch. Daher nur für den Geradstich geeignet, aber wir wollten ja eh kreiseln. Dass dabei die Oberfadenspule leer wurde, konnten wir bei der kleinen B325 aus den Augenwinkeln erkennen, hier fehlt uns ein Fadenwächter daher gar nicht. Da wir kein Gütermann Glowy mehr hatten, haben wir den Rest mit Mettler Poly Glow fertiggestickt.
Obertransportfuß
Für das Absteppen der Flügel haben wir uns von unserer 7er schnell mal den Obertransportfuß Nr. 50 geholt.
Hat wie erwartet, gut funktioniert. Nur an der äußeren Reihe sind die Stiche kürzer als innen. Das lag daran, dass wir die Stoffkante ungünstig unter den oberen Transporteurfüßchen positioniert hatten. Hier wäre es besser gewesen, die Nadelposition zu verschieben, dass der Fuß komplett auf dem Vlies läuft. Aber kein Drama, nächstes Mal wissen wir es.
Für das Baumwollgarn in 28 WT nehmen wir eine Topstitchnadel in 90.
Frag doch mal den Nähberater
Da die B325 über ein Farbdisplay verfügt, ist auch ein Nähberater enthalten.
Man gelangt über den Home-Button rechts dorthin. Wie er funktioniert, haben wir hier erklärt: Wie funktioniert der Nähberater bei Bernina?
Wir wählen dünne Webware und Kanten umsäumen.
Die B325 wählt Stich Nr. 2, seitlich versetzt, schlägt den Fuß Nr. 2 vor und ändert sogar die Nadelstopp-Position auf oben.
Und dann wird die Kante auch schöner, als unser erster Versuch. Rechts haben wir zwar schon den Fuß Nr. 2 montiert, aber einen breiten Zickzack eingestellt. Folglich hat sich viel Stoff eingerollt.
Mit den Einstellungen des Nähberaters ist die Einfassung schmäler und nicht so eingerollt. Lohnt sich also immer mal, sich die Vorschläge des Nähberaters anzusehen.
Den Wellenstich auf dem Wendeteil des Kuschelkäfers haben wir dann wieder selbst hin bekommen. Er befindet sich in der Kategorie „Quiltstiche“.
Hier haben wir die Funktion des Kapselfingers genutzt. Auf der einen Lage Baumwollwebware war der Stich nicht optimal, weshalb wir Stickvlies untergelegt haben.
Damit der Unterfaden nicht hochgezogen wurde, mussten wir runter auf Spannung 2. Mit noch weniger Spannung wurde der Stich gar nicht mehr schön. Das war dann das Ergebnis der oberen Reihe (N2).
Dann haben wir den Unterfaden durch den Kapselfinger gezogen:
Das erhöht die Unterfadenspannung, Ergebnis in der Mitte (K2). Danach konnten wir mit der Oberfadenspannung wieder hoch für ein noch besserer Stichbild (K5).
Jetzt wirds aber Zeit, das Glühwürmchen fertig zu stellen, wir wollen ja noch dehnbare Bekleidungsstoffe mit der B325 testen!
Hilft aber nichts, wenn man ein Schnittmuster verändert und nicht mitdenkt … Die Wendeteile müssen ja von beiden Seiten gut aussehen. Also nochmal neu zuschneiden, dann aber ohne Wellenstich.
Beim Kuschelkäfer kommen ja einige Lagen zusammen, beim Glühwürmchen noch mehr. Aber das Alles hat die kleine Bernina gemeistert:
Fast immer mit dem Standardfuß und den Standardeinstellungen.
Über die Kordeln haben wir manchmal den Höhenausgleich verwendet.
So ist das Kuschelkäfer-Glühwürmchen doch noch fertig geworden und wir können uns im nächsten Bericht anderen Materialien zuwenden – Jersey und Chiffon!

Bernina B325 Testbericht – erster Eindruck

Die neue Bernina 3er Serie

