Neues Material – andere Projekte! Obwohl bei uns die Kombination mit Nähen und Sticken im Vordergrund steht, kann man mit so einem Plotter ja viele andere kreative Projekte gestalten. Deshalb haben wir unser Zubehör für den Test erweitert:
Lila Matte, Prägewerkzeug und Tiefschnittmesser. Aber da wir trotzdem immer ans Nähen denken, geht es gleich mit einem Projekt los, das zumindest hilft, Ordnung im Nähzimmer zu halten.
Wickelkarten
Früher haben wir sie mit der Schere aus Kartons gebastelt, das kann jetzt der Plotter erledigen. Und da liegt ja noch eine Packung Finnpappe rum! Die hatten wir eigentlich für andere Projekte eingeplant, aber das hat nicht so wirklich funktioniert. Und da das Material an sich nicht all zu fest ist, dachten wir, das ist doch gut für den Anfang.
Da MySewnet ja keine Pfadbearbeitung anbietet, haben wir uns die Form für die Karten mit Silhouette Studio erstellt und dann als SVG in MySewnet geladen.
Dort hatten wir dann ein ähnliches Problem wie zu Anfang schon, wir wollten ein bisschen auf der Matte schieben, aber die Elemente blieben nicht verbunden. Weder mit Gruppieren, noch mit Anbringen. Die Tastaturauswahl Strg+A fiel dann auch noch bei uns aus und war erst nach einem Neustart des Rechners wieder verfügbar.
Die Lösung des Problems war dann zwar wieder simpel, aber für uns nicht so ganz nachvollziehbar:
Kaum wurde „Aussparungen“ angewählt, konnte das Objekt problemlos zusammen verschoben werden, auch im Bereich „Projekt gestalten“.
Dann ging es ans Schneiden. Ein ähnliches Material wie Finnpappe bietet der Singer Momento nicht an, bei anderen Plottern hätten wir hierfür Balsaholz oder Graupappe gewählt.
Daher haben wir die manuellen Einstellungen für die Tiefschnittklinge gewählt und uns langsam herangetastet. Erste Feststellung: Die Finnpappe darf nicht ganz links kleben, sonst wird sie beim Einzug der Matte gleich weggeschoben. Die Spitze vom Messer streift an der Pappe an (diese hat eine Stärke von 2 mm). Ist ja kein Problem, wenn man es weiß. Die Matten sind ja wirklich groß genug.
Nach ein paar Versuchen hatten wir einen Plan: In einem Durchgang kommt der Momento nicht durch. Die Finnpappe ist eher bröselig und wenn der Plotter gleich mit dem vollen Druck kommt, schiebt er Brösel vor sich her und verkeilt sich irgendwann. Wie gut, dass wir das Material ja schon mit dem SDX von Brother geschnitten haben, der macht das in drei Durchgängen.
Und so machen wir das auch. Erster Schnitt mit Druck 350, zweiter mit 600 und letzter mit 700. Klappt!
Und dann geht nichts mehr. Er piept und hört nicht auf, bis man ihn ausschaltet. Wir konnten zwar an den Projekte nach dem Neustart und auch nach dem erneuten Laden der Matte weiterschneiden, aber nach ein paar Schnitten verkeilte sich das Messer wieder in der Finnpappe.
Inzwischen hingen Brösel im Messerhalter, die wir trotz entfernter Klinge nicht wirklich herausbekommen. Kennen wir alles auch vom Brother Plotter, aber dann schraubt man den Halter halt auf und macht sauber.
Den Halter des Momento bekommen wir aber nicht auf. Selbst das Lösen der Inbusschraube hilft nicht weiter.
Nun gut, erst mal die fertigen Wickelkarten verwenden, die Bänder stört es ja nicht, wenn sie ein bisschen ausgefranst sind. Dabei überlegen wir: Liegts am Material, liegts am Plotter?
Also Balsaholz geholt. Echtes Balsaholz ist ja sehr weich und lässt sich auch mit der Schere schneiden.
Links der Versuch mit dem Momento. Die Klinge bewegt sich auf und ab bei den senkrechten Schnitten, man hat den Eindruck, die Klinge wäre stumpf und gibt nach. Die Wiederholungen zum Durchschneiden haben wir uns da gleich gespart, das hätte nur wieder zu Piepsen geführt.
Dann durfte der Brother ran. Und der hat ohne weitere Anpassungen einfach geschnitten. Nach dem Messen der Dicke hat er entschieden, auf drei Mal zu schneiden.
Auch nicht perfekt, aber das Holz ist mittlerweile schon alt und gegen das Ausfransen hilft oft ein bisschen Washitape, aber gleiches Recht für alle. Daher gab es noch Finnpappe für den Brother. Und auch hier:
Erst mal was zur Entspannung!
Wenn man ein MySewnet Abo hat, ist die Auswahl an kostenlosen Mustern ja sehr groß und wir haben mal in den Projekten für den Momento gestöbert.
Ein Wärmekissen kann man immer brauchen, also wurde es das „Heating Pad“.
Sublimations-Samt sollte ja auch die Hitze gut aushalten, also auf die große Matte geklebt und geschnitten. Beim Muster gäbe es noch eine eingezeichnete Nahtlinie, die haben wir weggelassen. Dazu hätten wir den Stoff mit der rechten Seite nach unten aufkleben müssen und das wollten wir bei der frisch gereinigten Matte nicht.
Einstellung „Stoff normal“, passt.
Das enthaltene Gesicht für Folie hat uns aber nicht gefallen und würde auf dem Samt auch schlecht halten. Also haben wir kurzerhand ein Stickmotiv, das wir mal für ein Wärmekissen erstellt hatten, etwas angepasst und mit der App perfekt auf dem ausgeschnittenen Teil positioniert. Den Ausdruck zum Positionieren haben wir allerdings nicht mit der MySewnet Sticksoftware erzeugt, sondern mit der Bernina V9.
So konnte die Sapphire 85 das Gesicht an die richtige Stelle sticken, die Schleife entstand separat und wurde am Ende angenäht.
Fertig ist die modifizierte Nackenwärmer-Kitty!
Nochmal Wickelkarten
Dann nochmal zurück zu den Wickelkarten, denn es sind noch mehr Bänder aufgetaucht. Auf der Suche nach dem passenden Material für die Karten sind uns viele Reste im Nähzimmer aufgefallen, die einzeln zwar zu dünn sind, aber zusammen doch reichen könnten. Also haben wir einfach alle Reste in Form der Wickelkarten geschnitten und so lange zusammengesetzt, bis sie stabil genug waren.
Und da wir keine Lust auf Kästchenzählen hatten, haben wir die Hintergrundfunktion genutzt.
Nicht ganz so exakt wie die Scanfunktion bei Brother, aber eine enorme Erleichterung, finden wir.
Ein Handyfoto von der beklebten Matte reicht. Die Matte sollte wirklich von oben aufgenommen werden, also am besten auf den Boden legen. Sonst gibt es Verzerrungen (meist im unteren Bereich).
Am Windowsrechner schickt man das Bild von Smartphone an den Rechner, speichert es ab und lädt es dann. Am Ipad kann das Bild zwar direkt aufgenommen werden, muss aber zum Laden in den Dateien abgelegt werden.
In beiden Fällen geht es dann so weiter:
Laden vom Gerät, Bild auswählen, als Hintergrundhilfe verwenden und das Bild der Mattenansicht anpassen. Schon kann man die Teile auf dem Material anordnen.
Und siehe da, jetzt mag auch der Momento. Hier arbeiten wir in zwei Durchgängen, erst auf 460, dann auf 800 mit der Tiefschnittklinge und da stockt nichts.
Jetzt wird geprägt!
Als nächstes Werkzeug kam das Präge-Tool zum Einsatz. Da hat uns das Thema Matten-Positionierung allerdings erst mal wieder ausgebremst.
Wir hatten die Eule auf dem Deckel positioniert, alles nach rechts unten geschoben, weil dort schon das Papier klebte. Oben am Rand fehlt ja immer der eine Zentimeter. Eule geprägt und im nächsten Durchgang festgestellt, dass wir den Deckel so ja gar nicht ausschneiden können. Der Zentimeter fehlt also auch unten, die Mattenfläche ist bei der 12×24 quer einfach von der Arbeitsfläche zum Senden hin um gut 1 cm nach unten verrutscht. Wenn man es weiß, kann man damit arbeiten. Aber es nervt trotzdem ein bisschen.
Da kommt ein Update für die App, vielleicht hat es sich dann ja erledigt!
Allerdings finden wir das Durchführen eines Updates am Windows Rechner schon mühsam. Warum muss man dazu eine komplette Neuinstallation durchführen? Am Ipad wählt man im Appstore „Aktualisieren“ und gut ist. Wie praktisch, dass alle Projekte ja abrufbar sind, sobald man eingeloggt ist. Also holen wir uns die Datei auf Ipad und siehe da, der Rand oben ist deutlich kleiner geworden.
Reicht nicht ganz, aber wir schieben jetzt einfach mal die Datei nach oben, bis es geht, noch sind wir ja in der Testphase. Und die Eule muss ja nicht mittig sitzen.
Die Federn, die über den Rand gehen, finden wir sogar ganz süß. Da folgt doch gleich die nächste Box, diesmal mit einer Katze. Hier hatten wir nicht grad das optimale Papier verwendet, aber die Effekte gefallen uns trotzdem gut mit dem Prägen. Nur für Falzlinien ist das Prägewerkzeug doch fast zu schade. Da geht doch bestimmt noch mehr!
Zwischendurch ist uns noch aufgefallen, dass mit dem Update sogar eine Würfelbox in den enthaltenen Formen aufgetaucht ist. Das finden wir nett, so eine kleine Box kann man immer brauchen.
Rollenmaterial
Aber ehe wir da weiter experimentieren, muss noch unbedingt das Schneiden ohne Matte getestet werden.
Das ist ja eigentlich ganz simpel, Oracal 751 war noch reichlich da von einem anderen Plotterprojekt. Folie laden, dem Plotter mitteilen, dass keine Matte vorhanden ist und los.
Nur neigt der Momento dazu, die Folie zu fressen. Der Anfang rutscht gern mal in die Transportrolle, wenn man „Matte laden“ antippt. Da denkt man, gut, Rollen hoch und Material weiterschieben, aber der Plotter schiebt es immer wieder zurück.
Und egal, wie lange man die Rollenware vorher abwickelt, sie rollt sich nun mal immer wieder in die ursprüngliche Form, vor allem am Anschnitt.
Hier hilft ein kleiner Trick: Eine etwa 5 cm große Ecke abschneiden. Dann verdeckt die Folie die Linse der unteren Kamera nicht mehr und der Plotter denkt, der Startpunkt liegt richtig. Aber die Folie liegt dann schon über der unteren Transportwalze und kann nicht mehr eingezogen werden. Kleiner Materialverlust, aber bei vier Metern Gesamtschneidelänge nicht so schlimm.
Vier Meter ist die maximale Länge, die ohne Matte geschnitten werden kann (oder 144 Inch). Wenn man das ausnutzen will, muss man definitiv am Plotter bleiben, denn neben dem Einziehen des Anfangsstücks gibt es noch zwei weitere kleine hakelige Stellen:
An den ersten Zentimetern des Motivs schiebt der Momento die Folie hinten gerne entweder in den Schlitz der Verlängerung oder, wenn man die hochklappt, unter den Plotter. Bei schnellem Zurückfahren auch mal von hinten in die Transportrolle. Hier hilft es, das Motiv in der Software einfach gleich ca. 10 cm nach unten zu schieben.
Das Schneiden von Rollenware war am Ende doch etwas aufwändiger, als wir uns das vorgestellt hatten, aber wenn man es erst mal raus hat, kann der Plotter auch sich wiederholende Motive einfach vor sich hinschneiden. Oder eben lange und vor allem große Schriftzüge schneiden. In unserem Fall steht uns jetzt noch eine Menge Entgitterarbeit bevor und da darf bei einem QR-Code ja wirklich kein Schnipsel verloren gehen.
Unser Fazit:
Groß, vielseitig, aber ausbaufähig.
Kaum hat man die ersten Schnitte mit dem Singer Momento gemacht, kommen einem viele andere Plotter ziemlich klein vor. Die maximale Schnittbreite braucht man nicht oft, aber es ist einfach praktisch, nicht wegen jedem Zentimeter vorplanen zu müssen. Alleine schon die Tatsache, die 12x24er Matte quer verwenden zu können, erleichtert das Arbeiten am und mit dem Plotter. Die 24×24 Matten ermöglichen viele neue, kreative Projekte und man findet kaum ein Ende im Hobbyzimmer. Das könnte man noch machen und das und das …
Tja, bis man dann wieder an einem Punkt hängt: My Sewnet Crafting. Man hat etwas den Eindruck, dass die Programmierer sich vorher nicht alle anderen Plottermarken angeschaut haben, sondern wieder bei Null angefangen haben. Ohne Sprachkenntnisse in Englisch hat man mit dem Momento viel Mühe. Sowohl die Software, als auch die Anleitungen oder Hilfestellungen sind im amerikanischen Sprachraum deutlich besser aufgestellt.
Gut, dass bereits in der Testzeit zwei Updates für MySewnet erschienen sind, bei denen man merkt, dass aktiv an der Verbesserung gearbeitet wird. Wir warten ungeduldig auf die Möglichkeit, Pfade flexibel bearbeiten zu können, denn dann könnte sich der Momento an die Spitze der Plotter für die Stoffbearbeitung setzen. Kleidung in XXL kann man aktuell zwar nicht damit zuschneiden, aber es gibt durchaus Potential für Babykleidung, Mützen, Slips usw.
Oder Patchwork! In MySewnet integriert bietet die Funktion „Quilting“ bereits jetzt die Möglichkeit, eigene Quiltmuster zu entwerfen und das ganze Layout an den Momento zu schicken zum Zuschneiden. Wer bereits mit MySewnet in den anderen Anwendungen arbeitet, für den ist der Momento die erste Wahl bei der Suche nach einem Plotter.
Wir werden weiter mit dem Momento arbeiten um Ihnen verschiedene Techniken näher zu erläutern. Sollten Sie spezielle Fragen haben, gerne hier drunter kommentieren.