Testbericht Bernette b08 Elbmaire Alma

Die Bernette b08 im Test – Teil 1

Das Sortiment von Bernette wurde um einen neuen Maschinentyp erweitert – ein Schnellnäher! Wobei wir die Bezeichnung nicht so treffend finden. Im Englischen heißt die b08 „Straight Stitch Machine“, also Geradstichmaschine. Und genau das tut sie auch, sie näht nur den Geradstich. Kein Zickzack, kein Knopfloch.

Aber warum sind diese Maschinen gerade so beliebt und tauchen in immer mehr Nähzimmern auf? Weil es echte Arbeitstiere sind! Wer Power braucht, aber sich keine Industriemaschine holen will, der sollte sich unbedingt mal einen Haushalts-Schnellnäher anschauen.

Wir haben bereits die Brother PQ1600S und die Juki TL-2300 ausführlich getestet, daher wird es in diesem Bericht ab und an einen Bezug auf andere Modelle geben.

Die Geradstichnäher aus unserem Sortiment haben wir hier bereits mal in den technischen Eigenschaften verglichen: Welcher Schnellnäher ist der Beste?

Die b08 ist nicht dabei, da sie zu der Zeit noch nicht auf dem Markt war, aber sie ist mit den technischen Eigenschaften der Janome HD9 V2 identisch, Sie können also vor allem die Tabelle zum Vergleich verwenden.

Erste Schritte

Die b08 kommt in einem Karton mit QR-Codes, damit man sofort loslegen kann. Die Anleitung liegt nur in Kurzform bei, die ausführliche Version kann man sich als PDF herunterladen. Wir finden, ein guter Kompromiss. Papier sparen, aber nicht ganz darauf verzichten. Mit 44 Seiten ist das Drucken der vollständigen Anleitung jetzt auch nicht zu aufwändig.

Erst mal alles auspacken. Das Pedal ist schön groß, da ist man wenigstens nicht ständig auf der Suche. Die b08 kommt mit zwei Nähfüßen und einer Kantenführung. Nicht besonders viel, aber da ja jeder andere Nähfüße bevorzugt, finden wir das okay. Mal sehen, welchen Nähfuß wir uns zuerst dazu wünschen.

Aber ein Teil fehlt ja noch, der große Anschiebetisch! Damit macht die Bernette b08 schon viel mehr her. Wir finden ihn stabil und die Oberfläche macht einen gleitfähigen Eindruck. Was man da gleich ansprechen kann: Wie alle anderen Geradstichmaschinen hat die Bernette keinen Freiarm. Das eine oder anderen Projekt muss man also umdrehen.

Einfädeln

Erst mal Unterfaden aufspulen. Das geht bei der b08 mit einer Taste, das Pedal hat dann keine Funktion. Die Spulen sind schön groß, da geht ordentlich was drauf. Die Spulenkapsel geht für uns etwas schwieriger einzusetzen als bei der Brother oder der Juki.

Das Einfädeln klappt mit der Kurzanleitung schon problemlos vom Ablauf her. Was wir etwas ungünstig finden, ist die Anordnung der drei Löcher vor der Vorspannung. Man soll von hinten nach vorne durch Loch eins und drei (bei normalen Garnen). Das dritte Loch ist aber sehr weit hinten und der Faden für uns eigentlich nur mit der Pinzette aufs erste Mal durch zu bekommen.

Wie sonst auch, muss die Testmaschine gleich bei den aktuellen Projekten mitarbeiten. Das ist ein Hoodie Nr. 39 von L&P aus Selanik light von Stoffonkel. Also eigentlich nicht das Haupteinsatzgebiet eines Schnellnähers. Aber die ersten Nähte an den Bündchen haben gut geklappt, sobald wir den Nähfußdruck reduziert hatten. Die Fadenspannung war auch sofort perfekt.

Nach den ersten Nähten haben wir die montierte HLx5 gegen eine Stretchnadel getauscht, um die Maschen zu schonen.

Und gleich mal den schmalen Nähfuß montiert. Die Pixel-Ösen werden zwischen den Knötchenreihen angenäht, das ging mit dem Fuß perfekt. Was wir ehrlich gesagt, nicht erwartet hätten. Denn der ist ja so schmal, dass er nicht komplett auf den Transporteurzähnchen aufliegt und den Druck hatten wir auch schon reduziert.

Hier sieht man, wie kurz die b08 die Fäden abschneidet. Der Fadenabschneider tut seine Arbeit allerdings deutlich hörbar.

Was uns beim Annähen der Ösen aufgefallen ist:

Wenn wir Ecken nähen und sehen, dass es mit der Stichlänge nicht ganz aufgeht, passen wir die Stichlänge an. Das geht bei der b08 direkt, der nächste Stich nach dem Ändern ist also sofort in der neuen Länge. Allerdings ist das Sichtfenster für die Stichlänge so angeordnet, dass man von der Nähposition aus nicht direkt die Zahlen erkennen kann. Man muss etwas zurück oder nach rechts.

Da der schmale Nähfuß so gut funktioniert hat, haben wir damit gleich noch den Reißverschluss eingenäht.

Und dann noch Patches aufgenäht und noch mal Ösen.

Mittlerweile haben wir die Schraube, die den Nähfuß hält, gegen eine Rändelschraube getauscht. Die gibt es im Baumarkt, am besten die originale mitnehmen wegen der Länge und der Gewindestärke (M4). So brauchen wir nicht jedesmal den Schraubendreher. Oder Sie nehmen einfach die Rändelschraube, mit der man die Kantenführung an der b08 befestigt, solange Sie sie nicht brauchen.

Ebenfalls ein Pluspunkt für die b08: Im Gehäuse befindet sich neben der Lampe über dem Nähfuß eine weitere über der Arbeitsfläche. Somit ist der Bereich hier auf jeden Fall besser ausgeleuchtet als bei den Geradstichmaschinen von Juki oder Brother.

Für einen Henkel an ein kleines Körbchen haben wir schnell aus eingeschlagenem Wachstuch und einem Streifen Kunstleder einen Träger genäht. Da wir zu der Zeit keinen passenden Ausgleichsfuß hatten, fiel die Wahl (wieder) auf den schmalen Nähfuß. Als Oberfaden wurde ein extra starkes Nähgarn verwendet, unten normales.

Die linke Naht war die erste und man kann gut die ziemlich bekannten Schlaufen vom Oberfaden erkennen. Sonst sind diese ein Hinweis darauf, statt einer normalen Nadel besser eine Topstitchnadel zu verwenden und an der Fadenspannung zu arbeiten.

Aber beides hat nicht geholfen! Es hat sich schon etwas Frust breit gemacht, denn gerade die Verarbeitung von dicken Garnen ist mit einem Schnellnäher normalerweise ja einfacher als mit der Haushaltsnähmaschine.

Der letzte Versuch hat die Lösung gebracht: Es war der Nähfuß!

Die Naht mit den kleinen Schlaufen ist mit dem schmalen Nähfuß gemacht, die gute daneben mit dem Standardnähfuß. Die reduzierte Auflagefläche scheint doch in extremen Fällen mal etwas auszumachen.

Wir besorgen uns jetzt auf jeden Fall einen Ausgleichsfuß, dann sollte das knappkantige Absteppen mit dickem Garn auch kein Problem mehr sein.

Der Rest des Körbchens (Tiny Tray, Nähgang) war für die b08 ein Kinderspiel, auch wenn man ohne Flachbett an der einen oder anderen Stelle erst etwas überlegen muss wie man sie am besten näht.

Seraflex

Bei einem Hoodie haben wir an verschiedenen Stellen mit Seraflex genäht. Grundsätzlich näht die Bernette ohne viele Probleme mit Seraflex. Man muss nur beim Einlegen der Spule noch besser aufpassen und nach dem Hochholen sollte man unbedingt eine langsame Probenaht machen, ob alles sitzt.

Die Raglannähte haben wir mit den normmalen Spannungseinstellungen gemacht, aber beim Aufsteppen der Armtasche hat sich wieder der schmale Nähfuß bemerkbar gemacht. Hier kam der Unterfaden hoch. Mit stark reduzierter Oberfadenspannung ging aber auch das.

Alma

Die Alma (Elbmarie) lag bereits zugeschnitten da und war perfekt für den Schnellnäher. Hier treffen beim Außenteil zwei Lagen Stylevil, zwei Lagen Super Strong und zwei Lagen 3-D-Mesh aufeinander.

Da ist es von Vorteil, dass unter dem Nähfuß der b08 viel Platz ist, wenn man die vielen Lagen am Anfang drunterschieben will.

Den Reißverschluss haben wir mit dem schmalen Nähfuß angenäht, der einem den Kauf des verstellbaren RV-Fußes wirklich lange Zeit ersparen kann (wir testen den später trotzdem). Hier kam dann auch mal die Kantenführung zum Einsatz, aber die ist uns etwas zu groß. Denn dann muss man die Klammern viel früher entfernen.

Zum knappkantigen Absteppen haben wir uns bei Brother bedient: Ausgleichsfuß 2 mm.

Das Annähen der RV-Enden ging schnell und einfach, obwohl diese Teile sehr kompakt und dicht sind. Da wir zum Annähen das farblich passende Garn verwendet haben, haben wir hier etwas zu bemängeln: Wer viel mit verschiedenen Farben arbeitet, muss ziemlich viel Geld in Spulen investieren. Wir nutzen daher die Spulen der Janome HD9 V2.

Die ersten Tage mit der Bernette b08 sind super gelaufen, wir überlegen uns gleich noch ein paar größere Projekte, um sie weiter ausgiebig zu testen.

Wenn Sie bestimmte Anforderungen an Ihren neuen Schnellnäher haben und noch überlegen, welcher es werden soll, hinterlassen Sie gerne einen Kommentar, was wir testen solllen.

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2 Antworten auf „Die Bernette b08 im Test – Teil 1“

Wieder was gelernt – ich dachte bislang, dass es diese Schnellnäher wirklich nur als Indurstrienähmaschinen inkl. Tisch und richtig viel Platzbedarf gibt …

Vielen Dank liebe Tanja für diesen ersten Eindruck.
Ich habe zwar eine Geradstichmaschine, naja eigentlich zwei :-), aber es ist immer interessant, Dir zu folgen und zu sehen, was es neues gibt.

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10 hours ago

Noch ein Klebevlies? Was ist daran anders?
Das hat uns auch interessiert und daher haben wir Sulky KK Film bei verschiedenen Näh- und Stickprojekten für euch getestet. Den Testbericht findet ihr jetzt auf www.naehratgeber.de, aber fertig sind wir mit KK Film noch nicht. Wenn ihr also bestimmte Materialien oder Techniken von uns vorab getestet haben wollt, immer her damit!
@sulky_by_gunold
#sticken #nähen #nähpark #sulky #nähhelfer
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Noch ein Klebevlies? Was ist daran anders?
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