Drei Monate steht die Bernette b64 Airlock nun auf meinem Nähtisch und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich sie wirklich ausgiebig getestet habe.
Im November/Dezember habe ich vor allem verschiedene Stoffe versäubert. Diese wurden dann entweder zu Geschenken weiterverarbeitet oder – im Rahmen meiner eigenen kleinen Zero-Waste-Bewegung – zu Geschenktaschen vernäht. Ende Dezember habe ich dann von den Pumpis für Herzis ein großes Paket mit Zuschnitten erhalten und habe auf der Bernette dann noch über 30 Sets bestehend aus Pumphose mit Mützchen genäht. Und dazwischen immer wieder ein paar kleinere Projekte, Jogginghosen für meine Kinder, ein Welcome-Set fürs frische Enkelchen der Nachbarn, ein Oberteil für mich usw. In diesem Zuge hatte ich die unterschiedlichsten Stoffe unter den Nadeln, von ganz feinen, seidenähnlichen Stoffen bis hin zu schwerem Jaquard und dickem Sweat.
In diesem Zusammenhang konnte ich die 16 verschiedenen Stiche mit unterschiedlichen Garnen und auf den verschiedenen Materialien ausprobieren. Dabei habe ich mich auch so ein bisschen aus meiner Komfortzone heraus gewagt und Stiche ausprobiert, mit denen ich bisher nicht gearbeitet habe. Und bin dabei richtig auf den Geschmack gekommen. Denn das macht die Bernette echt super. Für mich sah das Stichbild mit den vorgegebenen Einstellungen immer perfekt aus. Da muss ich nichts anpassen, das hat einfach so gepasst.
Zugegebenermaßen war ich bisher mit meiner eigenen Overlock zu bequem, hab das Neu- oder Umfädeln möglichst vermieden, aber das anwenderfreundliche Lufteinfädel-System der Bernette macht einem das halt auch sehr einfach. Und für nicht benötigte Nadeln gibt es sogar ein kleines integriertes Nadelkissen. Dabei sei erwähnt, dass die Maschine jedes Garn anstandslos akzeptiert und das Stichbild einwandfrei ist, egal ob teures Markengarn oder die Konen vom Discounter.
In Sachen Versäubern und Zusammennähen macht die Bernette ihren Job einwandfrei. Nicht ganz so gut läuft es in meinen Augen beim Bündchen annähen. Wie ich in meinem ersten Testbericht schon beschrieben habe, ist der Abstand zwischen Stichplatte und Nähfuss sehr gering. Gerade wenn man mehrere Lagen Stoff unter den Nähfuss schiebt, wird das deutlich, denn die unterste Lage blieb bei mir häufig auf den Zähnchen des Transporteurs hängen. Das Ergebnis sieht man auf dem Foto, die untere Lage ist zur Seit geklappt und wird nicht richtig mitgenäht. Natürlich liegt das auch am Anwender, und mit einer anderen Technik würde sich das Problem möglicherweise gar nicht ergeben.
Was ich an der Bernette richtig gut finde, ist der Freiarm. Zwar ist er für Hosenbeine oder Ärmel in den kleinen Größen nicht geeignet, aber dort, wo man ihn zum Einsatz bringen kann, ist er ein echter Gewinn. Hier habe ich bei einem Shirt in Größe 158 faule Bündchen angenäht und ein Bündchen an eine Mütze. Der Einsatz des Freiarms hat auch den Vorteil, dass sich das oben beschriebenen Problem nicht ergibt, da das Bündchen oben liegt und so nicht in den Zähnchen hängen bleiben kann.
Mein abschließendes Urteil zur Bernette b64 Airlock ist ein durchwegs positives.
Die Maschine ist sehr durchdacht und bietet ihrem Anwender bzw. ihrer Anwenderin viele Annehmlichkeiten. Eine ausgereifte Technik, ein akkurates Stichbild und anwenderfreundliche Gimmicks führen zu tollen Nähergebnissen und das Nähen an der Maschine macht Spaß. Ja, sie hat auch Schwächen, sie ist laut und der Nähfuss könnte höher sein, aber die Lautstärke ist relativ und wenn man die Bernette dauerhaft nutzt, macht es durchaus Sinn, die Nähtechnik der Maschine anzupassen.
Die Vorteile der Maschine überwiegen ganz klar: Der Freiarm und der große Anschiebetisch sind enorm praktisch, ebenso der Kniehebel, an den man sich schnell gewöhnt, die mtc-Fadenkontrolle und der regulierbare Nähfussdruck ermöglichen schnelle Anpassung, das LED-Licht leuchtet den Arbeitsbereich toll aus, das kleine Nadelkissen und die Möglichkeit, das Zubehör in der Greiferdeckel zu verstauen, sorgen für Ordnung, und das Lufteinfädelsystem spart Zeit und Nerven und ist das ganz große Plus dieser Maschine.