Es kommt selten vor, aber ist eben nicht auszuschließen: Ein Softwareprodukt wird vom Markt genommen. So geschieht es Ende des Jahres 2024 bei der Bernina Toolbox.
Viele Fragen haben uns dazu erreicht, die wir in diesem Beitrag zusammenfassen und Ihnen mögliche Lösungen aufzeigen möchten.
Vorab aber zuerst Mal: Dass man keine neue Toolbox mehr aktivieren kann, heißt nicht, dass man die bestehenden Programme nicht mehr benutzen kann.
- Kann ich die Software weiter benutzen?
- Was passiert mit meinen Stickmustern in der Cloud?
- Wann wird die Toolbox gar nicht mehr funktionieren?
- Kann mir das auch bei anderen Programmen passieren?
- Brauche ich überhaupt eine Software zur Bernette?
- Welche Alternativen gibt es?
- Was mach ich jetzt als Toolbox-Nutzer?
Ausgangspunkt:
Im Oktober hat Bernina angekündigt, dass die Toolbox nicht mehr verfügbar ist. Man kann sie aktuell aber noch herunterladen: Toolbox.
Das ist insofern nötig, da ja noch Produkte im Handel gekauft werden können und den Bernette Modellen b70 und b79 Produktcodes für Elemente der Toolbox beiliegen.
Wichtig:
Sollten Sie die Software gekauft oder mit einer Bernette erhalten haben, müssen Sie sie unbedingt vor dem 1.1.2025 installieren und auch aktivieren. Eine spätere Aktivierung ist nicht möglich.
Kann ich die Software weiter benutzen?
Natürlich. Ab dem 1.1.25 können nur keine weiteren Produkte registriert werden. Es wird keine Updates mehr geben. Was dann auch heißen kann: Wenn ihr Rechner ein Update bekommt, kann es Probleme mit der Toolbox geben, wenn sie diesem Fortschritt nicht angepasst wird.
Bernina versichert allerdings, dass die notwendige Infrastruktur für die Software bis 31.12.2027 aufrechterhalten wird. Registrierte Kunden werden über eventuelle Änderungen rechtzeitig informiert.
Was passiert mit meinen Stickmustern in der Cloud?
Ihre eigenen Stickmuster sollten Sie auf jeden Fall auch auf Ihrem Rechner sichern. Und das können Sie auch mit Stickmustern aus der Bernina Cloud machen. Hierbei gibt es nur Eines zu beachten:
In der Cloud und innerhalb der Toolbox werden die Dateien im Format .artx gesichert. Aktuell kann aber keine andere Sticksoftware dieses Format öffnen. Sie müssen die Dateien also als .exp sichern.
Dateien aus der Cloud laden Sie erst mal in die Toolbox über „Aus Bernina Cloud herunterladen“. Dann sehen Sie die Muster in Ihrer Übersicht.
Öffnen Sie dann das Stickmuster, das Sie sichern möchten.
Dann klicken Sie auf die Nähmaschine, als würden Sie das Motiv sticken wollen.
Statt die Datei dann auf dem USB-Stick zu sichern, speichern Sie sie in einem Ordner auf Ihrem Rechner. Zum Beispiel in dem Ordern, in dem Sie sonst Stickmuster auch speichern. Als Format wählen Sie dabei .exp.
Wann wird die Toolbox gar nicht mehr funktionieren?
Das kann man aktuell nicht voraussagen. Laut Bernina ist nicht geplant, die Toolbox in nächster Zeit zu beenden und auch Support wird weiter angeboten. Sollten wir weitere Infos dazu bekommen, aktualisieren wir diesen Beitrag dahingehend.
Aktuell kann man davon ausgehen, dass die Toolbox bis zum 31.12.2027 nutzbar sein wird.
Kann mir das auch bei anderen Programmen passieren?
Die Toolbox ist nicht die erste Software, die vom (allgemeinen) Markt genommen wurde und wird sicher auch nicht die letzte sein. Eine Garantie, wie lange ein Produkt voll umfänglich benutzt werden kann, hat man nie. Windows oder Mac, iOS oder Android, bei jedem digitalen Produkt kann es passieren, dass man sich davon verabschieden muss.
Man sollte sich aber immer anschauen, wie viel an dieser Software hängt. Hat man eine Stickmaschine, die ohne das Programm gar nicht funktioniert, muss man sich dieses Risikos bewusst sein (z.B. bei der Brother Skitch oder der Veritas Florence – wird die App eingestellt, kann man nicht mehr sticken, da sie keinen USB-Eingang hat. Oder bei der Necchi NCH01AX, bei denen nur die eigene Software das passende Format ausgeben kann).
Ganz so schlimm ist es bei Bernette nicht, denn die b70 und b79 können komplett ohne Software genutzt werden oder mit jeder anderen Sticksoftware mit Dateien versorgt werden.
Brauche ich überhaupt eine Software zur Bernette?
Nein!
Hier erklären wir das Übertragen von Stickmustern per USB-Stick:
Wie kommt das Stickmuster in die Stickmaschine?
Eine Software brauchen Sie ab dem Zeitpunkt, an dem Sie das Stickmuster am PC betrachten wollen. Oder Farblagen ausdrucken, Stickmuster kombinieren oder bearbeiten. Das geht mit vielen anderen Programmen in verschiedenen Preisklassen.
Welche Alternativen gibt es?
Leider gibt es hier keine einfache Lösung mit einem Alternativprodukt. Es kommt immer darauf an, wie die Toolbox benutzt wurde.
Wir gehen hier mal von den Stufen der Toolbox aus, ohne Monogramming.
Das wären:
- Toolbox Free Trial
- Toolbox Editing
- Toolbox Lettering Basic und Toolbox Lettering
- Toolbox Bundle
Toolbox Free Trial
Wer keine Bernette hat und die Software nur als Testversion genutzt hat, verfügt nach Ende des Testraums über die Version „Free Trial“. Mit dieser kann man ja weiter arbeiten, zum Beispiel konvertieren:
Stickmuster konvertieren mit BERNINA Toolbox
Und vor allem das Stickmuster betrachten und die Farblagen anschauen. Denn ein PC kann ohne Sticksoftware nicht mal ein Vorschaubild einer Stickdatei darstellen.
Sollten die weiteren Versionen der Toolbox nicht mehr funktionieren, weil die Registrierung nicht abgefragt werden kann, wird die Toolbox automatisch zu dieser Version. Betrachten und Konvertieren wird also so lange möglich sein, wie die Software mit Ihrem Rechner funktioniert.
Alternativen:
- MySewnet Basic (Testversion, die nach der Testzeit von der Vollversion zur Basisversion wird).
- Bernina Artlink V9 (nicht mehr verfügbar, wenn Sie es allerdings schon auf Ihrem Rechner haben, können Sie es weiterhin verwenden).
Toolbox Editing
Mit Editing kann man, wie der Name schon sagt, bearbeiten. Das heißt hier: Kombinieren, gruppieren oder zerlegen, spiegeln, verzerren, Farben ändern und durch das Neuanordnen von Elementen eigene Kreationen entwerfen. Liegt die Stickschrift in einzelnen Buchstaben vor, kann sie auch mit Stickmustern kombiniert werden.
Alternativen:
- Embird Basic
- Hatch Organizer
Toolbox Lettering
Lettering gibt es in zwei Versionen, wir fassen diese hier mal zusammen. Lettering enthält fertige Stickschriften, kann aber auch TrueType-Schriften umwandeln. Dazu gibt es verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten zum Individualisieren.
Alternativen:
- Hatch Personalizer
- Embird Font Engine (Basic ist Voraussetzung)
- MySewnet Silver
Toolbox Bundle
Vor allem Käufer der Bernette-Stickmaschinen haben ein Bundle (ohne Monogramming), das die Funktionen von Editing und Lettering vereint. Wer das Bundle der Toolbox gekauft hat, hat zusätzlich auch noch Monogramming.
Nimmt man alle Funktionen der Toolbox zusammen, kann man sich nach Alternativen umsehen. Hier wollen wir zum einen auf die Funktionen eingehen, zum anderen auf den Preis (von ca. 699 Euro beim Toolbox Bundle).
Zusammen liegen diese drei Module unter 699 Euro und bieten dann aber mehr Funktionen als die Toolbox. Zusätzlich ist Embird noch erweiterbar mit Fotostich und Kreuzstich. Allerdings gibt es die Hilfe nur auf Englisch und seit Silke Hupka in Rente gegangen ist, fehlen viele Tutorials auf Deutsch.
Vor allem für Besitzer eines Brother Plotters interessant, liegt unter 699 Euro, allerdings kann die Software keine TrueType-Schriften verarbeiten.
Ebenfalls günstiger als das Toolbox Bundle, bietet Monogramming, viel Textbearbeitung und auch bei der Gestaltung von Stickmustern interessante Funktionen. Läuft zwar auf Mac, aber nur auf Englisch und es fehlen vereinzelt Funktionen.
Preislich gleichauf, aber kann viel mehr. Die Mid-range-Version der Designer Plus Sticksoftware kam erst nach der Toolbox auf den Markt und ist für uns aktuell der Preis-Leistungs-Sieger in der Stickmusterbearbeitung.
Zudem gibt es viele Infos im Netz: Die Tutorials der V8 und von Wilcom Hatch können beim Arbeiten mit dem Creator helfen. Die integrierte Hilfefunktion zeigt mit einem Klick den passenden Abschnitt der deutschen Bedienungsanleitung.
Günstiger als die Toolbox, aber mit vielen zusätzlichen Funktionen. Vor allem für Mac-Nutzer eine interessante Software. Benötigt lediglich zur Registrierung einen Internetzugang, würde als auch bei einem Ende der Betreuung weiterlaufen. Leider gibt es kaum deutschsprachige Tutorials.
Ebenfalls in Sachen Preis-Leistung top, etwas günstiger als die Toolbox, aber viel mehr Funktionen. Im Vergleich zum Creator fehlt uns hier nur die Möglichkeit, manuell zu digitalisieren. Der Vorteil von Hatch ist das Baukastensystem, man kann also mit den kleinen Modulen starten und dann upgraden. Die Upgrades sind nicht im Shop gelistet, hier am besten mal per Mail nachfragen, wenn der Wunsch nach einer Steigerung besteht: service@naehpark.com.
Was mach ich jetzt als Toolbox-Nutzer?
Entspannt bleiben!
Erst mal läuft bis zum 31.12.24 alles wie gewohnt weiter. Falls Sie jemanden kennen, der eine Bernette Stickmaschine gekauft hat, weisen Sie ihn darauf hin, die Aktivierung rechtzeitig durchzuführen.
Sichern Sie Ihre Stickmuster wie oben erklärt und informieren Sie sich über die Alternativen. Sollte die Toolbox dann doch irgendwann gar nicht mehr funktionieren, ist eine neue Software ja ziemlich schnell installiert.
Nutzen Sie die Möglichkeiten der Testversionen von Bernina, Hatch und MySewnet (jederzeit, 30 Tage Laufzeit). MySewnet wird am Ende zur Basisversion, Bernina und Hatch kann nicht weiter genutzt werden.
Bei Janome gibt es immer wieder mal das Angebot des kostenlosen Tests, die Info dazu findet man auf der Homepage oder den Social-Media-Kanälen.
Die Testversion von Embird kann keine Stickmuster ausgeben.
Und wenn Sie sich so nicht für ein Programm entscheiden können, steht unsere Softwareberatung für Sie zur Verfügung und hilft bei der Auswahl, passend zu Ihrer Maschine, Ihrem Rechner und Ihren Bedürfnissen.