Das kennt man inzwischen ja, jede neue Maschine in der Redaktion muss nahtlos an dem aktuellen Projekt weitermachen. Es bleibt kaum Zeit, sich erst intensiv mit den Funktionen zu beschäftigen und im normalen Nähalltag ist es ja in der Regel auch so. Also BROTHER Innov-is 2700 auspacken, aufstellen, nähen.
Wir haben noch schnell den kleinen Nadelmagneten befestigt, weil der mit in die Einkaufstasche gewandert ist, der passt doch farblich einfach perfekt, oder?
Los ging es dann gleich mit dem Abschluss eines Shirts und dazu musste die gewohnte Nahtzugabe von einem Zentimeter eingehalten werden. Hier sind wir es gewohnt, die Nadel seitlich so zu verstellen, dass die zur Kante des Nähfußes 1 cm hat. Das ist dann ein veränderter Geradstich und da kam der erste Stopp:
Bei den Nutzstichen fehlt das Speichersymbol. Wir hätten ihn gerne als separaten Stich gespeichert. Kurze Enttäuschung, aber dann schnell die Einsicht, dass man auch mal aus seiner Komfortzone raus muss und nicht jedes System schlecht ist, weil es anders ist. Die BROTHER Innov-is 2700 kann dafür die enthaltenen Stiche überschreiben. Nachdem also der Stich Nr. 3 nach unseren Wünschen eingestellt ist (NZG 1 cm, Stichlänge 3), wird er überschrieben und bleibt so, bis wir ihn zurückstellen.
Auch nach dem erneuten Einschalten bleibt er wie gewünscht. Das ist ja eigentlich fast noch praktischer, als ihn separat abzuspeichern.
Beim zweiten Start ist uns auch gleich wieder eingefallen, dass man die Startposition der Nadel dauerhaft ändern kann. Ab Werk ist ja der Geradstich links aktiv, wir wollen lieber die Mitte. Es ist schon schön, wenn man die Nähmaschine ziemlich individuell einstellen kann, jeder näht ja ein bisschen anders.
Hier haben wir dann doch wieder etwas gebraucht, bis es gepasst hat. Ziel war: Nähfuß beim Betätigen des Pedals automatisch absenken und nach dem Fadenschnitt anheben. Aber nicht bei jedem Nadelstopp unten. Die letzte Zeile ist schon etwas verwirrend. Denn egal, ob ON oder OFF, wenn man auf die Schere drückt, wird geschnitten. Aber bei ON hebt die Maschine den Nähfuß nach dem Schneiden an, bei OFF nicht. „Drücken zum Abschneiden UND Anheben“ wäre vielleicht leichter zu verstehen.
Zudem taucht immer wieder ein kleines Problem auf:
Wenn man den Nähfuß durch kurzes Antippen des Pedals abgesenkt hat, näht die Brother einfach in niedriger Geschwindigkeit weiter. Sie stoppt erst, wenn man auf die Start-/Stopptaste drückt oder wieder aufs Pedal tippt. Wir sind das von anderen Maschinen aber so gewöhnt, dass man durch Tippen den Nähfuß einfach absenken kann. Das heißt hier, dass wir uns vorher überlegen müssen, ob wir gleich losnähen wollen oder die Position nochmal kontrollieren möchten. Denn in dem Fall muss der Nähfuß dann per Kniehebel abgesenkt werden.
Auch die Overlock musste sich ein bisschen umstellen. Viele nähen den Streberstreifen ja mit einem Kantensteppfuß an, hier wird der offene Applikationsfuß bevorzugt. Damit dieser auf dem Streifen wie auf einer Schiene fährt, muss er von der Breite auch zur Öffnung passen. Also haben wir die Schnittbreite der Overlock auf 5 reduziert, während bei der Vorgängermaschine die Schnittbreite auf 8 erhöht werden konnte, da der Nähfuß aufgrund der höheren Stichbreite der Nähmaschine eine größere Öffnung hat.
Dieser Applikationsfuß ist schon im Lieferumfang der Innov-is 2700 enthalten.
Somit war das Nähen des Streberstreifens gleich erledigt. Damit der Streifen beim Nähen nicht gequetscht wird, haben wir den Nähfußdruck auf 1 reduziert, auch diese Einstellung bleibt dauerhaft erhalten. Angenehm, denn in der Regel arbeiten wir ein Projekt schon am Stück ab, aber die Nähmaschine wird dabei zwischendurch öfter mal ausgeschaltet. Als „ausbremsend“ finden wir, dass nach dem Anheben des Nähfußes mit dem Kniehebel und dem anschließendem Absenken nicht sofort weitergenäht werden kann. Das Pedal reagiert dann einfach nicht. Man muss also absenken, kurz warten und dann Gas geben. Das dauert uns für den persönlichen Nähflow zu lang. Andererseits vermindert es die Gefahr, dass lose Stiche entstehen, indem man schon losnäht, obwohl der Nähfuß vielleicht noch nicht ganz auf dem Stoff aufliegt.
Stickmuster per Wlan senden
Als das Shirt fertig war, wollten wir gleich mal sticken. Die BROTHER Innov-is 2700 kann ja beides. Das Stickmodul ist schnell angesteckt (wenn man die kleine Klappe vorne geöffnet hat), dann noch den Stickfuß anschrauben. Das geht bei anderen Herstellern schneller, denn bei BROTHER muss man die Halteschraube komplett entfernen, da in der Halterung ein Loch und kein Schlitz ist. Dann wollten wir unser Motiv auf einen USB-Stick ziehen, aber es fiel uns doch vorher ein, dass man das bei der Innov-is 2700 ja gar nicht mehr machen muss. Sie empfängt Stickmuster per Wlan!
Dieser sucht erst, dann muss man sein gewünschtes Wlan auswählen und das Passwort eingeben. Das wars. Zumindest an der Maschine. Um die Muster vom Rechner aus zu senden, muss man noch das Programm „Design Database Transfer“ installieren.
Dort kann man seine Stickmuster verwalten und in einer Vorschau betrachten. Zum Senden muss die Maschine eingeschaltet sein und sich im Stickmodus befinden. Das Modul muss nicht angesteckt sein, es reicht das Antippen der Stickfunktion. So kann man schon mal Muster an die Maschine schicken, wenn es einem gerade einfällt und man aber erst später sticken will.
Nach dem Senden findet man die Stickmuster unter dem Brusttaschen-Symbol. Dort auf den rechten Button tippen.
Würde man nach dem Senden die BROTHER Innov-is 2700 ausschalten, wären die Dateien wieder weg. Um sie später nutzen zu können, muss man sie in der Maschine speichern.
Gibt es beim Wechseln vom Editieren in den Stickmodus bei einer per Wlan übertragenen Datei Probleme, sollte man unbedingt prüfen, ob die Stickmaschine die neueste Update-Version besitzt. Bei uns ließen sich einige Motive nicht sticken, die Fehlermeldung lautete, nicht genug Speicherplatz vorhanden. Eine Kollegin gab den Hinweis, die Innov-is 2700 müsse auf jeden Fall mindestens die Version 1.03 haben, um alle Muster korrekt lesen zu können. Wir dachten, das Update würde automatisch ausgeführt werden, da das Ausrufezeichen beim Wlan-Symbol eine Verfügbarkeit anzeigte, aber das Update musste manuell per USB-Stick ausgeführt werden.
Aber sobald es installiert war, konnten alle Muster korrekt übertragen werden. Man sollte sich wirklich (wie beim Smartphone) angewöhnen, jede neue Maschine erst mal auf den aktuellen Stand zu bringen.
Jedenfalls geht das Übertragen mit Database-Transfer schnell und einfach, das Sticken mit Brother sowieso.
Wir haben verschiedene Garne getestet, die Fadenspannung konnte fast immer auf dem Standardwert bleiben. Hier versammeln sich: BRILDOR PB40, METTLER Polysheen, MADEIRA Sensa Green und GÜTERMANN Super Brite.
Ein bisschen nervig fanden wir, dass nicht während des Stickens gespult werden kann bzw. wenn die Maschine fehlenden Unterfaden meldet und man schon auf das Stickmodul-Symbol gedrückt hat, auch nicht gespult werden kann, ehe der ganze Vorgang abgeschlossen ist. Also bereiten wir uns lieber ein paar Unterfadenspulen mehr vor.
Der Einfädler tut seinen Job. Es mutet etwas brutal an, da man eher fest drücken muss und er den Faden scheinbar „durchknallt“, aber Nadel und Garn bleiben heil und es klappt auch immer.
Nach dem Sticken muss das Vlies ausgewaschen werden und dann wird das 3D-Ei zusammengebaut (Muster und Klammernschere OESD). Es handelt sich hier um eine FSA-Datei, gestickt auf Patch Twill.
Wechseln zum Nähen
Bei Kombimodellen ist ja immer die Frage, wie komfortabel das Wechseln zwischen Sticken und Nähen auf Dauer ist. Da bekommt die 2700 einen kleinen Punktabzug beim Stickfuß. Dieser hat nur ein Loch zum Schrauben, keinen Schlitz. Daher muss man die Schraube der Nähfußhalterung immer komplett entfernen und da sie sehr glatt ist, gelingt das Einschrauben nicht immer aufs erste Mal.
Hier mussten wir für drei Nähte zum Nähen wechseln. Zum Absteppen eignet sich der Applikationsfuß wirklich gut, wie oben schon gezeigt. Über die Stufe kam er dann auch ohne Hebamme, einfach nur durch einen Druck mit dem Daumen. Das ist nicht für jeden was (die Nadelhalterung kann da schon mal den Finger touchieren), wer die sichere Variante bevorzugt, legt rechts eine Hebamme unter. Die drei Nähte haben wir mit METTLER Seraflex genäht, was die BROTHER Innov-is 2700 problemlos und ohne veränderte Fadenspannung als Ober- und Unterfaden verarbeitet hat.
Patchwork
Da wir unsere Husqvarna Viking Kombi zum Sticken brauchten, musste während eines Patchworkprojekts an die Brother gewechselt werden. Der Patchworkfuß ist im Lieferumfang enthalten und unser Eindruck war, dass das Führen mit ¼ Inch Nahtzugabe mit diesem Fuß besser gelingt als mit dem von Husqvarna Viking (vielleicht durch die roten Markierungen, oder weil die zu verwendende Kante weiter hinten liegt).
Störend fanden wir dagegen hier wieder das Problem mit dem Wechsel zwischen Kniehebel und Pedal. Hier ist uns die Reaktionszeit einfach zu lang.
Knopflöcher sticken
Die Innov-is 2700 hat zwar sogar bereits Knopflöcher im Stickmodus gespeichert, aber wir haben hier unsere eigene Datei verwendet. Die Bluse war fix genäht, in Sachen Geradstich, Absteppen, Vernähen usw. gibt es bei der Brother nichts zu meckern.
Die Knopflöcher in den Manschetten haben wir auf SULKY Thermofilm gestickt. Die Manschette wurde mit Sprühkleber auf der Folie fixiert (METTELR WebBond), die Knopflöcher ließen sich mit einer SCHMETZ Titan Gold dann einwandfrei sticken. Manschette abreißen, nächste Manschette aufkleben. Der 13 x 18 ist hier natürlich etwas überdimensioniert, wir würden uns für den Dauergebrauch noch einen 10 x 10 dazukaufen.
Auch die vordere Knopfleiste ist mit einem optionalen Zubehörteil schneller fertig. Wir haben sie mit dem Bordürenrahmen in 10 x 18 gestickt. Wirklich ein praktisches Teil. Hier wurde MADEIRA Avalon Fix verwendet, auch hier gab es mit der SCHMETZ Titan Gold keine Probleme.
Kleine Reparatur
„Mama, kannst du mal? Klar kann ich.“ Einen Reißverschluss reparieren. Glücklicherweise war aber nur der Schieber abgezogen, weil die Naht der Einfassung sich aufgelöst hatte. Also Schieber wieder drauf und Abschluss wieder annähen. Viel Platz war nicht, der Abschluss war sehr kurz und aus einen wirklich klebrigen Kunstleder (und nein, da darf man nichts anderes annähen …), aber die BROTHER hat hier mit dem mitgelieferten Teflonfuß gute Arbeit geleistet.
Quilten mit der BROTHER Innov-is 2700
Zu den weiter oben gezeigten Patchworkteilen brauchten wir noch eine Stickerei. Der Schriftzug besteht aus der Datei „Hingekritzelt“ und hat eine Länge von 53 cm. Wir hätten ihn gerne im Bordürenrahmen aneinandergesetzt, aber der Batist braucht extrem guten Halt beim Besticken, sonst wirft er jede Menge Falten. Das Zusammensetzen (wir haben die Schrift vorher in einer Software geteilt) hat aber auch mit der eher einfachen Positionierung der 2700 gut geklappt. Gestickt wurde mit BRILDOR Multicolor.
Die gemusterte Fläche wurde mit dem gleichen Garn gequiltet, mit dem dreifach geteiltem Zickzack und dem Obertransportfuß. Der macht seine Sache gut, allerdings auch relativ geräuschvoll.
Der Rand wurde dann freihand gequiltet, der passende Quiltfuß ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten, wie auch der OTF. Hier kam MADEIRA Aerofil zum Einsatz.
Das Mäandermuster an sich hat gut geklappt, selbst ohne großen Anschiebetisch (der Quilt ist ja nicht so groß, ca. 80 x 80 cm), aber die perfekte Rückseite haben wir nicht hinbekommen. Verschiedene Nadeln und Fadenspannungen haben die Schlaufen zwar reduziert und ein Teil geht sicher auch auf zu schnelle Bewegung in den Kurven zurück, aber das klappte bei anderen Herstellern oft schon besser. Da der Quilt aber an der Wand hängen soll, haben wir weitere Einstellversuche aber verschoben.
Erst mal war es Zeit für eine Reinigung.
Da hat sich doch schon einiges unter der Stichplatte angesammelt.
Einmal gründlich auspinseln. Wer seiner BROTHER auch etwas Gutes tun will, findet die Anleitung dazu hier: Reinigen und Ölen von BROTHER Näh- und Stickmaschinen.
Jeans
Frisch gereinigt ging es dann ans nächste Projekt, eine Jeans (Schnittmuster Pattydoo) aus eher dünnem Denim mit Elasthananteil. Wir arbeiten bei Jeans mit normalem Nähgarn und Ziergarn, beides mit verschiedenen Sticheinstellungen.
Die hinteren Taschen wollten wir sticken und haben uns das Muster mitsamt der Umrandung der Tasche digitalisiert, dann müsste man diese nur noch ausschneiden und die Kante umbügeln. Leider reicht dafür der maximale Stickbereich der 2700 mit 26 x 16 cm nicht aus. Hier kann dann nur das Muster gestickt werden ohne die Umrandung.
Die Steppnähte konnten mit einer Topstitchnadel und GÜTERMANN Cotton 30 problemlos genäht werden. An den Oberkanten der Hosentaschen mussten wir FREUDENBERG Soluvlies unterlegen, da der hohe Elasthananteil dafür sorgte, dass der Stoff sich schnell wellte (trotz gesenktem Nähfußdruck). Wir haben kurz mit einer anderen Nähmaschine verglichen, die hatte noch mehr Probleme. Auf den versäuberten Nahtzugaben des Sattels konnte man dagegen ohne Vlies nähen.
Die Sache mit der Nadelstellung
Haben Sie sich schon mal gefragt, warum alle BROTHER-Nähmaschinen mit der Nadelposition links starten (bis man sie umprogrammiert)? Vielleicht, weil sie da besser nähen. Diese Erfahrung machen wir immer wieder. Auch hier bei diesem Filzkörbchen.
Wir haben es selbst digitalisiert und mit Cutworkbefehlen ergänzt. Das Spinnenmotiv ist von Urban Threads und die Rückseite aus Kunstleder wird vor dem Schneiden festgestickt.
Die seitlichen Kanten bestehen beim Zusammennähen also aus zwei Lagen Filz und zwei Lagen Kunstleder mit Filzabseite. Eigentlich gar nicht so dick und die Nadel kommt auch locker durch, aber es werden immer mal Stiche ausgelassen, wenn man mit dem Geradstich mittig oder rechts näht. Jetzt könnte man sich auf die Suche nach einer besser geeigneten Nadel machen, aber schneller geht es mit der Nadelposition.
Stellt man sie auf links, werden die Stiche perfekt gebildet. Der Nähfuß muss natürlich trotzdem möglichst gut aufliegen, weshalb wir das Körbchen auf die linke Seite legen.
Schon lassen sich die Seiten ganz leicht zusammennähen.
Dieser „Trick“ hilft auch bei Softshell, Gurtband oder Leder, wenn die Nadel noch problemlos durch kommt, aber trotzdem Stiche auslässt.
Ein bisschen Osterdeko haben wir noch gestickt und dabei wieder festgestellt: Stickmaschinen kann BROTHER. Die Maschinen sind allesamt sehr tolerant, was verschiedene Garnsorten angeht und das Stickbild ist fast immer perfekt. Selbst wenn man nicht jedesmal die passende Spulenkapsel verwendet. Im Stickmodus gelingt die Menüführung sehr intuitiv. Wenn man doch mal einen Blick in die Anleitung werfen muss, kann man das auch einfach am Smartphone oder Tablet über die BROTHER Support App. Auch die Geräuschkulisse ist angenehm.
Nur die langsame Reaktionszeit zwischen Kniehebel und Pedal hat uns die ganze Testzeit über gestört. Und wenn man sich in bestimmten Bereichen wie Quilten oder Taschennähen weiterentwickeln will, könnte man bei der Innov-is 2700 irgendwann ausgebremst werden. Alles in allem ist sie für uns aber ein zuverlässiger Allrounder.