Neben der nicht so ganz exakten Angabe „füßchenbreit“ bei der Nähmaschine (HIER haben wir darüber geschrieben) gibt es auch bei der Overlock immer wieder Diskussionen, wie die Nahtzugabe an der Overlock eingehalten werden kann.
Und wie so oft gilt auch hier: Es gibt keine einfache Regel, die für alle gilt. Denn es kommt auf die Overlock an und auch auf den montierten Nähfuß.
Wir zeigen hier ein paar Möglichkeiten, wie man verschiedene Nahtzugaben einhalten kann.
Ehe es mit der Nahtzugabe los geht:
Abschnitt oder nicht?
Auch dieses Thema ist heiß diskutiert, es gibt sogar Leute, die behaupten, man darf mit dem Messer der Overlock nicht schneiden, da es sonst stumpf wird.
Das wäre in etwa so, als würde man den automatischen Fadenschneider an der Nähmaschine nicht benutzen, da er sonst stumpf wird. Oder Kleidung nicht zu tragen, da sie sonst schmutzig wird. Unsere Einstellung dazu klingt wohl schon durch 😉
Wir bevorzugen also MIT Abschnitt.
Warum mit Abschnitt?
Nur, wenn auch etwas abgeschnitten wird, wird die Stoffkante auch gerade. Wir halten einen Abschnitt von mindestens drei Millimetern hier für hilfreich. Bei weniger (also nur Unebenheiten ausgleichen) ist man eigentlich nur damit beschäftigt, konzentriert auf die Stoffkante zu schauen. Das ist gerade bei langen Strecken einfach ziemlich anstrengend.
Ist der Abschnitt größer, füllt sich der Abfallbehälter schneller und besonders bei dicken Stoffen schiebt der Abschnitt gern mal die Abdeckung nach rechts oder staut sich im Bereich rechts vor dem Messer.
Nahtzugabe 7 mm ist doch am Messer, oder?
Oft sehen wir, dass beim Nähen von Schnittmuster mit einer Nahtzugabe von 7 mm (wie z.B. bei Pattydoo, hier ist die NZG von 7 mm im Schnittmuster enthalten) einfach der Stoff am Messer entlang geführt wird. Aber nicht jede Overlock hat standardmäßig einen Abstand von Nadel zu Messer von 7 mm. Und die Skala ist auch nicht bei jedem Modell wirklich exakt. Also am besten mal prüfen!
Rechte oder linke Nadel?
Beim Zusammennähen näht man meist ja mit beiden Nadeln. Sollten Sie aber doch mal nur mit der rechten Nadel nähen, denken Sie daran, dass die Naht dann schmäler wird!
Wie breit näht meine Overlock eigentlich?
Nehmen Sie sich einen Stoff und zeichnen Sie am Rand eine Nahtlinie ein. Und nähen Sie einfach mal so, wie sie es sonst auch tun. Wie breit ist die Overlocknaht am Ende?
Das ist der Wert der Nahtzugabe, den Sie erreichen würden, wenn Sie die Stoffkante am Messer entlang führen.
Verstellbare Schnittbreite
Die meisten Overlockmaschinen haben mittlerweile eine verstellbare Schnittbreite. Damit verstellt man aber nicht nur den Abschnitt, sondern auch die fertige Nahtbreite.
Gängig sind (bei zwei Nadeln und der normalen Overlocknaht) Werte von 5 bis 7.5 mm. Es gibt aber auch Overlocker mit einer maximalen Schnittbreite von 9 mm. Das sind derzeit alle Bernina Overlocker und ein Teil der Juki Overlocker.
Nähen Sie nun mit der geringsten Schnittbreite und der größten, in beiden Fällen mit dem Stoff an der Messerkante. Ist doch schon ganz schön viel.
Wann nutze ich welche Schnittbreite?
Das bleibt Ihnen überlassen, wir haben hier nur ein paar Tipps:
- Je dicker der Stoff, desto höher die Schnittbreite. Feine Stoffe rollen sich bei hoher Schnittbreite schnell ein, dicke Stoffe wirken wie eine Wurst, wenn sie zu schmal eingefasst werden.
- Nähte, die später nochmal abgesteppt oder gecovert werden, sollten breiter sein. Dann lässt sich leichter gerade auf ihnen nähen.
- Mit zwei Nadeln kann man höhere Schnittbreiten nutzen, bei nur einer Nadel sollte sie eher reduziert werden, um einrollen zu vermeiden.
- Je dicker das verwendete Garn, desto höher sollte die Schnittbreite sein. Besonders bei Dekogarnen ist die Wirkung dann besser.
Woran kann ich mich dann orientieren?
Um verschiedenen Schnittbreiten nutzen zu können und trotzdem mit Abschnitt nähen zu können, gibt es einen einfachen Orientierungspunkt: Der Nähfuß, bzw. die rechte Nähfußkante.
Legen Sie ein Handmaß vor den Nähfuß und schauen Sie sich die Werte mal an. Manche Nähfüße haben Markierungen für die Nadeln. Gibt es keine, nehmen Sie ein weiteres Handmaß zur Orientierung.
Bei uns beträgt der Abstand von der linken Nadel bis zur rechten vorderen Ecke des Nähfußes 10 Millimeter. Daher schneiden wir Projekte für die Overlock möglichst mit 1 cm NZG zu. Mit diesem fixen Orientierungspunkt können wir die Schnittbreite jederzeit verändern, die linke Nadel näht immer mit 1 cm Abstand zur Stoffkante.
Gilt das für alle Overlockfüßchen?
Nein. Jeder Hersteller verwendet andere Maße, um das Ausmessen kommen Sie also nicht herum. Und selbst bei Ihrem Modell kann es Abweichungen geben:
Bei der Bernina L850 sind alle Nähfüße vorne zur Orientierung auf 1 cm geeignet, auf denen die beiden Nadelstellungen markiert sind. Der Abstand der linken Markierung zur rechten Nähfußkante beträgt immer 1 cm. Fehlt diese Markierung (z. B. beim Blindstichfuß oder bei den Paspelfüßen), kann man nicht davon ausgehen, 1 cm einhalten zu können.
Gibt es andere Führungshilfen?
Ja, aber auch hier unterscheiden sich die Möglichkeiten ganz nach Modell.
Manchmal sind diese Zubehörteil im Lieferumfang enthalten, manchmal kann man sie dazukaufen. Es gibt aber auch Overlocker, für die man kein passendes Zubehör bekommt. Daher ist es besonders vor dem Kauf der Overlock ratsam, einen Blick auf das Zubehör zu werfen.
Für einige Janome-Overlocker gibt es dieses Zubehörteil zum Anschrauben.
Und für Pfaff und Husqvarna Viking findet sich in einem Nähfuß-Set ebenfalls eine Kantenführung.
Die einfachste Methode ist für uns die Orientierung an der Nähfußkante, das Ausmessen lohnt sich also auf jeden Fall. Vor allem, wenn man die Nahtzugaben am Schnitt selbst definiert.