In unserem Sortiment gibt es aktuell fünf verschiedene Geradstichmaschinen (oder auch Schnellnäher) und vier davon verfügen über einen separaten Fädelweg für dicke Garne:
Dieser separate Fädelweg ermöglicht es, zwischen normalen und dicken Garnen zu wechseln, ohne viel an der Spannung ändern zu müssen. Bei korrekter Verwendung und geeigneten Garnen klappt das dann oft auch komplett ohne Anpassungen.
Wir möchten Ihnen hier zeigen, wie Sie die Fadenspannung für solche Schnellnäher optimieren.
Im Beitrag arbeiten wir mit der Bernette b08, die Technik ist jedoch bei allen vier Modellen ähnlich. Hinweise dazu finden Sie auch in Ihrer Bedienungsanleitung.
Die Möglichkeiten für den Oberfaden
1: Vorspannung. Da dieser Regler keinen Zahlen zum notieren hat, sollten Sie so wenig wie möglich daran herumstellen. Nutzen Sie ihn nur für die Grundeinstellung Ihrer Nähmaschine und messen Sie am besten mit einem Handmaß den Abstand von der Vorderseite des Reglers bis zum Gehäuse. Diesen Wert notieren Sie in Ihrer Bedienunganleitung.
2: Umlenker. Diese Fadenführung wird nur mit dicken Garnen genutzt.
3: Spannungsregler. Diese Werte kann man sich für bestimmte Garne notieren.
Fadenspannung für normale Nähgarne einstellen
Ehe wir uns an die dicken Nähgarne machen, muss erst mal der Ausgangswert stimmen. Vor allem, wenn Ihr Schnellnäher noch neu ist, sollten Sie sich zuerst mit den Nähgarnen beschäftigen, die Sie üblicherweise verwenden möchten.
Fädeln Sie normal ein und montieren Sie die Nadel, die laut Bedienunganleitung für Webware verwendet werden soll. Wir nähen unsere Bespiele auf einer mittelstarken Polyesterwebware. Legen Sie den Stoff doppelt und nähen Sie eine Naht mit der Stichlänge, die sie auch für normale Projekte verwenden möchten. Bei uns ist das Stichlänge 3.
Verwenden Sie oben und unten verschiedene Farben des gleichen Garns. Wir nähen mit Madeira Aerofil 100 in gelb und hellblau.
Direkt daneben nähen Sie eine Naht mit der höchsten Stichlänge, bei der Bernette b08 ist das 6 (Naht 1 und 2).
Fadenspannung anpassen:
Wenn Unterfaden nach oben kommt
(Oberfaden orange, Unterfaden dunkelblau)
Wenn Oberfaden nach unten gezogen wird
Unterfadenspannung einstellen:
Wann immer möglich, sollte die Einstellung am Spannungsregler des Oberfadens vorgenommen werden. Nur, wenn Sie bei normalen Garnen und mitteldicken Stoffen hier nicht im mittleren Bereich liegen, ändern Sie die Spannung an der Spulenkapsel. Bara Studio hat hierzu auch einen ausführlichen Beitrag geschrieben: Unterfadenspannung einstellen.
Kurzfassung:
Nehmen Sie die Spulenkapsel heraus, die Spule bleibt drin. Heben Sie die Spulenkapsel am Faden hoch und bewegen Sie den Faden auf und ab wie bei einem Jojo. Die Spule sollte sich dabei stückchenweise nach unten bewegen. Fällt sie auf den Tisch, ist die Spannung zu locker. Bewegt sie sich gar nicht, ist sie zu fest.
Fadenspannung bei dickem Garn oben und dünnem Garn unten
Passt die normale Fadenspannung, können Sie zu den dicken Garnen wechseln.
Wenn die Rückseite des Projekts später nicht mehr sichtbar ist, müssen Sie das dickere Garn nicht als Unterfaden verwenden. Fädeln Sie das dickere Garn laut Anleitung im extra dafür vorgesehenen Fädelweg ein.
Bei der b08 ist das dieser Umlenker. Wir verwenden jetzt oben Madeira Aerofil 35 in braun und Madeira Aerofil 100 in hellblau.
Nähen Sie wieder zwei Reihen mit normaler und langer Stichlänge. Wie sie bei Naht 3 und 4 sehen können, wird Unterfaden nach oben gezogen.
Dicke Garne als Ober- und Unterfaden
Hier nähen wir mit Gütermann Extra Stark in beige oben und in weiß unten.
Auf der Rückseite kann man noch leichte Unterschiede erkennen. Wir haben mit jeder Nadel die verschiedenen Fädelwege getetstet. In der ersten Reihe der Fädelweg für dicke Garne, darunter der Fädelweg für normale Garne. In beiden Fällen kann man erkennen, dass der zusätzlich umgelenkte Faden mehr Kontrolle über den Unterfaden hat.
Man kann auch erkennen, dass im Gegensatz zur normalen Nähmaschine die Topstitchnadel nicht automatisch die bessere Wahl bei dicken Garnen ist.
Wir finden die erste Reihe am besten: HLx5 (bei anderen Modellen die eben empfohlene Universalnadel), Fädelweg für dicke Garne. Ganz leicht ist der Oberfaden noch auf der Rückseite zu erkennen, also würden wir jetzt auf diesem Stoff noch am Spannungsregler die Fadenspannung erhöhen.
Diesen Wert sollte man sich dann notieren, denn wenn man jetzt direkt wieder auf normales Garn wechselt, ist der Oberfaden dann vermutlich etwas zu fest.
Alternativ kann man auch hier noch die Oberfadenspannung für dickes Garn erhöhen:
Lösen Sie diese Schraube und schieben die das Metallplätchen nach rechts. Je weiter rechts, desto straffer wird der Faden geführt. So beeinflusst die Änderung für dicke Garne nicht den Fädelweg für normale Garne.
Warum muss man bei dicken Garnen die Spannung erhöhen?
Eigentlich könnte man doch denken, die brauchen mehr Platz zwischen den Spannungsscheiben und daher sollte die Spannung eher reduziert werden.
Bei den Spannungsscheiben ist die Dicke des Garns jedoch nicht ausschlaggebend. Wichtiger ist, was unter der Stichplatte passiert. Das Garn läuft ja einmal um den Greifer herum und bildet gegen Ende des Stichs eine Schlaufe. Hat der Faden oben zu wenig Zug, wird diese Schlaufe bei dicken Garnen größer als bei dünnen. Und auch unter der Stichplatte und über dem Greifer ist bei einer Nähmaschine wenig Platz.
Mit dickem Garn als Unterfaden kann es dann schnell passieren, dass der Oberfaden mit dem Stoff nach hinten wegtransportiert wird. All dass wird vermieden, wenn der Oberfaden von der Vorspannung, der Fadenspannung und dem Umlenker schön straff gehalten wird.
Die Einstellmöglichkeiten oben sind ausgeschöpft?
Sie haben alle Varianten für den oberen Fädelweg ausgereizt und die Naht ist immer noch nicht perfekt? Das kann bei besonders steifen Garnen als Unterfaden mal vorkommen. Dann muss doch mal die Spulenkapsel verstellt werden. Hier raten wir dazu, sich eine zweite Spulenkapsel für dicke Garne zuzulegen, sonst müssen sie mit der Grundeinstellung jedes Mal von vorne anfangen.
Bei der Probenaht auf das Material und die Lagen achten
Machen Sie Ihre Probenähte für das jeweilige Projekt immer auf dem jeweiligen Stoff und auch mit der gleichen Lagenanzahl. In der Regel geht das Anpassen bei dicken Garnen mit festen und dicken Stoffen leichter. Warum sich also die Mühe machen, die Naht auf einer Lage perfekt hinzubekommen, wenn man im ganzen Projekt nie auf nur einer Lage näht?
Hier haben wir mit Gütermann Extra Stark auf zwei und drei Lagen veganem Leder genäht.
Mit der HLx5-Nadel, dem Fädelweg für dicke Garne, Führung ganz nach rechts und 1/8 Umdrehung an der Spulenkapsel erhöht.
Kleine Korrekturen können immer mal vorkommen, aber wenn Sie sich mal in Ruhe an ihre Geradstichmaschine setzen und verschiedene Garne durchtesten, werden auch Sie ziemlich schnell zwei passende Fädelwege finden und dem Wechsel von normalen zu dicken Garnen steht nichts mehr im Weg.
Eine Antwort auf „Fadenspannung optimieren bei Geradstichmaschinen“
Bei mir stehen drei Maschinen – Nähmaschine/Stickmaschine, Overlock, Coverlock – bei den Schnellnähern bleibe ich wahrscheinlich standhaft ….