Schnittmuster Zuschnitt

Bara Studio: Der Zuschnitt – was du wissen und beachten solltest

Christina von Bara Studio erklärt, auf was man beim Zuschnitt achten sollte. Eine gute Vorbereitung erleichtert den späteren Nähprozess und hilft, Fehler zu vermeiden. 

Papierschnittmuster ausschneiden bzw. abpausen

Einzelschnitte

Bei Einzelschnitten sind die Schnittteile in den verschiedenen Größen nebeneinander abgebildet, sodass du deine Größe einfach entlang der dazugehörigen Strichart ausschneiden kannst.

Mehrgrößenschnitte

Alternativ kannst du die Schnittteile auch abpausen, falls du später noch eine andere Größe nähen und deinen Schnittbogen nicht kaputt machen willst. Schnittmusterbögen aus Zeitschriften oder Büchern enthalten mehrere Schnittmuster, daher sind die Bögen meist beidseitig bedruckt und die verschiedenen Schnittmuster (erkennbar an den verschiedenen Farben) überschneiden sich. Die Schnittteile sollten also lieber abgepaust werden, um die anderen Schnitte nicht zu zerschneiden.

Zum Abpausen nimmst du einfach transparentes Papier (z.B. Schnittmusterpapier) und legst es auf den Schnittbogen. Damit dir beim Abpausen das Papier nicht verrutscht, kannst du es mit Gewichten oder Stecknadeln fixieren. Jetzt kannst du mit einem feinen Stift, z.B. einem Bleistift alle Linien nachfahren. Nimm dir bei geraden Strecken ein Lineal zu Hilfe. Wichtig ist, dass du dir auch alle Markierungen und Informationen auf deine Kopie überträgst, wie den Fadenlauf, die Knipse, den Stoffbruch, die Größe und den Namen des Schnittteils.

Solltest du dein Schnittteil abpausen und die Nahtzugaben sind nicht im Schnitt enthalten, kannst du diese gleich auf Papier anzeichnen. Zu diesem Thema erfährst du in einem weiteren Beitrag mehr.

Größe auf dem Schnitt finden

Nachdem du deine Größe ermittelt hast, kannst du die dazugehörige Strichart auswählen. Die Legende findest du in der Anleitung und/oder auf dem Schnittbogen. Jede Größe hat eine andere Strichart, an der du dann das Schnittmuster in der richtigen Größe ausschneiden bzw. abpausen kannst.

Unterschied rechte und linke Warenseite

Die rechte Stoffseite ist die schönere Seite des Stoffes, die beim fertigen Kleidungsstück von außen sichtbar sein soll. 

Beispielsweise bei Stoffen mit Prints oder Mustern ist die rechte Seite durch die stärkeren Farben und den klareren Konturen meist leicht zu erkennen, die linke Seite sieht oft matter und ausgeblichen aus. Bei Jersey erkennt man die rechte Seite gut an den rechten Maschen, die wie kleine Vs aussehen, die linken Maschen auf der linken Stoffseite wirken hingegen wie kleine Wellen.

Sehr häufig ist es aber auch schwer einen Unterschied zwischen beiden Seiten auszumachen, z.B. bei Baumwollwebwaren. Grundsätzlich kannst du in diesen Fällen selbst entscheiden, welche Seite dir besser gefällt. Wichtig ist allerdings, dass du einheitlich mit dieser Stoffseite als rechte Seite arbeitest. Die Stoffseiten können auf den ersten Blick fast gleich aussehen, am fertigen Kleidungsstück fallen jedoch kleine unterschiedliche Nuancen deutlich auf. Am besten du markierst dir die linke Stoffseite, indem du mit einem Kreidestift oder Magic Pen einen Strich darauf zeichnest oder einen kleinen Sticker darauf klebst. So kommst du beim Nähen nicht mit den verschiedenen Seiten durcheinander.

Rechts auf rechts

Rechts auf rechts bedeutet, dass man ein Schnittteil mit der rechten Stoffseite auf die rechte Stoffseite eines anderen Schnittteils legt. Die rechten Seiten liegen auf diese Weise innen aufeinander, die linken Seiten zeigen nach außen. Näht man die Schnittteile rechts auf rechts zusammen, liegt die Nahtzugabe auf der linken Seite und ist von rechts nicht zu sehen.

Fadenlauf ausrichten

Der Fadenlauf verläuft bei Webwaren entlang der Kettfäden und bei Maschenware, wie Jersey entlang der vertikalen Maschenstäbchen. In beiden Fällen verläuft der Fadenlauf also parallel zur Webkante.

Bei der Webkante handelt es sich um einen Rand an den Längsseiten des Stoffes, der durch den Richtungswechsel der Schussfäden entsteht. Die Webkante ist meist etwas steifer und hat eine andere Struktur als der restliche Stoff, oft ist die Webkante auch ein weißer Rand, an dem Hersteller ihre Produktinformationen aufdrucken. Bei Jersey erkennt man die Webkante meist daran, dass sie geklebt wurde. Das liegt daran, dass Jerseystoffe häufig im Schlauch gestrickt und anschließend aufgeschnitten werden. Damit die Kanten nicht ausfransen, werden die Maschen mit Kleber gesichert.

Beim Auflegen der Schnittteile auf den Stoff muss immer darauf geachtet werden, dass diese richtig zum Fadenlauf ausgerichtet werden: Auf dem Papierschnitt sind entsprechende Pfeile eingezeichnet oder oft werden auch gerade Kanten mit Fadenlauf beschriftet. Das Schnittteil muss so auf den Stoff aufgelegt werden, dass die Pfeile oder die Kanten parallel zur Webkante verlaufen. Hierfür kannst du dir ein Maßband zur Hilfe nehmen um den Abstand zu messen.

Den Fadenlauf beim Zuschnitt zu beachten ist wichtig, weil Stoffe in den unterschiedlichen Richtungen unterschiedlich elastisch sind. Webware ohne Stretch ist sowohl in der Länge als auch in der Breite nur wenig dehnbar. Schräg zum Fadenlauf sind Webstoffe jedoch sehr elastisch. (Diese Eigenschaft macht man sich z.B. bei Schrägbändern zu Nutze). Maschenware ist in Längsrichtung (Fadenlauf) weniger dehnbar, in Querrichtung jedoch sehr dehnbar. Beachtet man den Fadenlauf also nicht kann es passieren, dass das fertige Kleidungsstück trotz richtiger Größe nicht mehr passt.

Stoffbruch

Als Stoffbruch wird die Falte bezeichnet, die beim Zusammenlegen eines Stoffes entsteht.

Beim Zuschneiden der Schnittteile legt man den Stoff meistens der Länge nach doppelt aufeinander, sodass die rechte Seite innen liegt. Der Stoffbruch verläuft auf diese Weise parallel zur Webkante und zum Fadenlauf.

Symmetrische Schnittteile können dann im Bruch zugeschnitten werden. Das bedeutet, dass das Schnittteil mit der gekennzeichneten Kante an den Stoffbruch gelegt und anschließend (außer an der Bruchkante) ausgeschnitten wird. Faltet man den Stoff auseinander, erhält man das ganze Schnittteil aus zwei gespiegelten Hälften.

Asymmetrische Schnittteile werden auch bei doppelter Stofflage zugeschnitten, damit man automatisch zwei gegengleiche, bzw. gespiegelte Teile bekommt.

Stecken

Damit das Papierschnittmuster und die Stofflagen beim Ausschneiden nicht verrutschen, steckst du die Schnittteile am besten sorgfältig mit Stecknadeln fest.

Verwendest du zum Ausschneiden einen Rollschneider, kannst du die Papierschnittteile auch einfach mit Gewichten beschweren.

Ausschneiden

Schnittteile können entweder klassisch mit der Stoffschere oder mit dem Rollschneider ausgeschnitten werden.

Die Stoffschere hat eine geknickte Form, sodass die untere Kante beim Schneiden flach auf der Arbeitsfläche aufliegt. Auf diese Weise kann der Stoff beim Zuschneiden nicht abheben oder sich verschieben und du kannst besonders gerade schneiden. Wichtig ist, dass du deine Stoffschere ausschließlich zum Schneiden von Stoff verwendest. Schneidest du Papier oder andere Materialien mit der Stoffschere wird sie stumpf.

Mit dem Rollschneider können Schnittteile viel leichter, schneller und genauer ausgeschnitten werden. Diese sind mit unterschiedlichen Klingengrößen (18 mm, 28 mm, 45 mm) erhältlich, sodass nicht nur gerade Strecken, sondern auch Kurven und Kleinteile ausgeschnitten werden können. Der Nachteil am Rollschneider ist jedoch, dass man bei Schnittmustern für Erwachsenenbekleidung eine besonders große Schneidematte als Unterlage benötigt.

In den Anleitungen für die Schnittmuster sind häufig sogenannte Zuschneidepläne enthalten. Diese zeigen, wie die Schnittteile am besten auf den Stoff aufgelegt werden, um möglichst wenig Stoff zu verbrauchen.

Bei Stoffen mit Muster- oder Strichrichtung solltest du darauf achten, dass du die Schnittteile in der richtigen Richtung und alle Schnittteile in gleicher Richtung auf den Stoff auflegst. 

Stoffe mit Flor (mit haariger Oberfläche) haben eine sogenannte Strichrichtung. Streicht man parallel zur Webkante über solche Stoffe, legen die Härchen sich widerstandslos „mit dem Strich“ und sträuben sich „gegen den Strich“. Stoffe mit flach liegendem Flor werden mit dem Strich zugeschnitten, Stoffe mit hochstehendem Flor werden gegen den Strich zugeschnitten.

Karo zuschneiden

Stoffe mit Karomuster, Streifenmuster oder Rapport (= ein Muster, das sich nach einer bestimmten Länge wiederholt) müssen abgepasst werden, d.h. die Streifen bzw. die Muster sollten an den Nähten aufeinandertreffen.

Wenn du den Stoff in den Bruch legst, musst du darauf achten, dass die Linien bzw. Muster in beiden Richtungen genau aufeinander liegen. Du kannst die Schnittteile aber auch bei einfacher Stofflage zuschneiden, um sicherzugehen, dass deine Linien bzw. die Muster auch gerade sind.

Wichtig ist, dass du die Schnittteile genau an den Schnittkanten, die später zusammengenäht werden, aneinander oder nebeneinander auf den Stoff legst. Zum Beispiel Vorder- und Rückteil müssen genau nebeneinander liegen, damit die Linien oder Muster an den Seitennähten zusammenpassen. Achtung: Durch dieses spezielle Anordnen der Schnittteile kann sich der Stoffverbrauch erhöhen!

Du kannst auch aufgesetzte Taschen oder Klappen so zuschneiden, dass diese im Muster zu dem Schnittteil verlaufen, auf das sie später aufgenäht werden. Lege dir dafür den Papierschnitt der Tasche oder Klappe an die entsprechenden Markierungen auf dem Stoffteil und zeichne dir die Linien nach. Aufgesetzte Taschen werden bei Karomustern auch sehr häufig im schrägen Fadenlauf zugeschnitten, damit sie besonders auffallen.

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3 days ago

Gute Stickmuster - schlechte Stickmuster? Vor dem Kauf weiß man oft nicht, was man bekommt. Und manchmal fragt man sich, wenn die Stickerei nicht schön wird, woran es liegt. Gerade Stickanfänger können das schwer beurteilen. In Netz findet man Stickmuster von kostenlos bis richtig teuer, aber das sagt ja nichts über die Qualität aus.
Leider ist es aktuell auch so, dass viele Stickmuster angeboten werden, die noch nie gestickt wurden. Sie werden mit Autopunch-Funktionen in wenigen Minuten erstellt und die realistische Vorschau einfach auf ein Projekt kopiert und verkauft.
Wir haben ein paar Tipps für euch, wie ihr solche Stickmuster erkennt und euch ein bisschen Frust und viel verschwendetes Material sparen könnt:
www.naehratgeber.de/woran-erkenne-ich-gute-stickmuster-81999/
Seid ihr auch schon mal enttäuscht gewesen vom Ergebnis, weil euch die Shopbilder etwas anderes vorgegaukelt haben?
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Gute Stickmuster - schlechte Stickmuster? Vor dem Kauf weiß man oft nicht, was man bekommt. Und manchmal fragt man sich, wenn die Stickerei nicht schön wird, woran es liegt. Gerade Stickanfänger können das schwer beurteilen. In Netz findet man Stickmuster von kostenlos bis richtig teuer, aber das sagt ja nichts über die Qualität aus. 
Leider ist es aktuell auch so, dass viele Stickmuster angeboten werden, die noch nie gestickt wurden. Sie werden mit Autopunch-Funktionen in wenigen Minuten erstellt und die realistische Vorschau einfach auf ein Projekt kopiert und verkauft. 
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Christina von @bara_studio erklärt dir jetzt auf www.naehratgeber.de, was du beim Zuschnitt von Bekleidung beachten solltest. Du findest dort aber noch mehr informative Beiträge von ihr, die dir beim Klamottennähen helfen werden!
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Gerade Overlocker verschmutzen ziemlich schnell, also ist regelmäßiges Reinigen wirklich nötig. Und da man auch immer Öl mit rausputzt, muss man das auch wieder auftragen. Auf www.naehratgeber.de zeigen wir jetzt in der Kategorie "Wartung und Pflege", wie ihr eure Necchi NL-11C reinigt und ölt. Sie wird es euch danken!

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