Eines der Highlights auf der H&H 2025 in Köln war für uns das neue Outdoor-Garn von Mettler: Xtreme Pro. Was kann das Garn und wie lässt es sich vernähen? Das haben wir doch gleich mal getestet.
Die technischen Eigenschaften
Mettler Xtreme Pro ist auf maximale Belastbarkeit ausgelegt. Es bleibt bis -30 Grad leistungsfähig, bricht also bei Kälte nicht unter Zug. Es ist UV- und salzwasserbeständig, bis zu 60 Grad waschbar und kann bei hohen Temperaturen gebügelt werden. Was die technischen Eigenschaften angeht, vertrauen wir Mettler und gehen davon aus, dass Xtreme Pro hier auch hält, was es verspricht. Wir konzentrieren uns bei unseren Tests daher auf die Anwendung im Hobbybereich.
Die Vernähbarkeit
Wie leicht lässt sich das Outdoor-Garn mit verschiedenen Maschinen verarbeiten? Was passiert, wenn man es nicht einfach nur für den Geradstich einsetzt? Muss es zwingend die Universalnadel in 110 sein?
Wir testen Xtreme Pro mit einer Bernina Nähmaschine mit B9-Greifer, einer Husqvarna Viking Nähmaschine mit Horizontalgreifer und mit der Janome Cover Pro 3000 im Deckstich und im Greifer.
Xtreme Pro wird mit Stärke No. 40 angegeben. Hier im Vergleich zu Mettler Seralon mit Stärke No. 100. Die Nm-Angabe beträgt 35/3, das Garn besteht also aus drei gezwirnten Fäden.
Man kann auch mit bloßem Auge erkennen, dass das Outdoor-Garn glatter ist als Seralon. In unserem Beitrag über Nähgarne haben wir ja bereits erklärt, dass ein Nähgarn nicht ganz glatt sein muss und dass die Härchen für mehr Griff sorgen. Bei Absteppnähten wird jedoch die glatte Optik wie beim Xtreme Pro bevorzugt. Sie wird auch von der verwendeten Herstellungstechnik erzeugt, mit der Xtreme Pro seine wasserabweisende Eigenschaften erhält.
Diesen Effekt können Sie zu Hause einfach nachprüfen:
Nehmen Sie ein normales (gerne auch starkes) Nähgarn und halten Sie es in ein Wasserglas. Das Wasser wird langsam am Faden hochsteigen.
Bei Xtreme Pro ist das nicht der Fall.
Auf dem Foto ist es wegen der dunklen Farbe nicht direkt zu erkennen, aber das normale Garn ist auf längerer Strecke nass, obwohl beide Garne gleich weit im Wasser lagen.
B9-Greifer von Bernina
Mettler gibt an, dass Xtreme Pro auch als Unterfaden verwendet werden kann. Das klingt gut, denn bei einigen Nähten lässt es sich einfach nicht vermeiden, dass man auch mal die Rückseite sieht.
Also haben wir mal eine Bernina Spule gefüllt. Was sofort nach dem Spulen auffällt:
Das Garn ist sehr glatt und fällt sofort von der Spule, wenn man sie einfach nur ablegt. Sie sollte daher immer in einem Spulenhalter aufbewahrt werden.
Auch bei der Kone sollte man die Möglichkeit der Schnapphalterung nutzen. Das untere Ende kann weggezogen werden, um darin den Faden einzuspannen.
Statt einer Universalnadel in 110 haben wir uns für eine 90er Topstitch entschieden.
Während ein paar Testnähten haben wir die Oberfadenspannung schrittweise erhöht. Ein schönes Stichbild auf beiden Seiten gab es dann bei 6.75 statt 5.25 (Standardwert Geradstich). Auf dem Projekt hat man dann bei Lagenwechsel und in den Kurven doch die kleinen Pünktchen des Oberfadens auf der Rückseite gesehen. Das konnten wir mit einer Spannung von 7.75 dann nahezu vermeiden. Man sollte jedoch beim Drehen den Nähfuß so wenig wie möglich anheben.
Hier nochmal der Vergleich. Die obere Naht ist mit 6.75 genäht, die unter mit 7.75.
Tipp:
Der automatische Fadenschneider sollte bei solchen Garnen bei der Haushaltsnähmaschine nicht verwendet werden. Zusätzlich starten wir am Nahtanfang mit festgehaltenem Ober- und Unterfaden, um Fadennester zu vermeiden.
Insgesamt fanden wir das Anpassen der Einstellung nicht schwierig und auch das Stichbild für Fadenstärke 40 auf beiden Seiten schön.
Mettler Xtreme Pro als Deckstichfaden in der Cover
Alle dicken Garne kommen bei uns grundsätzlich testweise mal in den Deckstich bei der Cover. Denn beim Deckstich ist die Chance, dass es klappt, höher als beim Greifer, da das Garn durch keine geschlossene Öffnung muss.
Also mal schnell eine Reihe Mettler-Garne auf die Janome Cover gestellt: Seralon, Xtreme Pro und Seraflock. Die erste Naht sah schon ganz gut aus, ein bisschen Feintuning braucht es noch, aber das bekommen wir hin. Also Stoff zuschneiden!
Falls Sie es auch mit Xtreme Pro im Deckstich versuchen möchten: Wir haben am Fadenbaum nur eine Öffnung benutzt, die Spannung auf 0 gestellt und den Zugentlastungsclip eingesetzt. Die Spannung an den Nadeln erhöht: 3-4-8 und das Seraflock stand auf 3.
So haben wir verschiedene Nähte an unserem Kapuzenpulli gecovert. Hier an der Kapuze. Der Tunnel für die Kordel ist auch noch mit Xtreme Pro genäht, da noch Garn auf der Unterfadenspule war. Man sieht zwar kaum was davon, da die Naht im Nicky versinkt, aber selbst auf diesem weichen Material hat das Nähen mit der Bernina gut geklappt.
Hier noch die Raglanaht mit Mettler Xtreme Pro. Auch wenn das Garn eigentlich für andere Zwecke gedacht ist, Covern im Deckstich geht auch!
Horizontalgreifer
Zum Schluss durfte noch die Husqvarna Viking Designer Sapphire 85 ran, als Beispiel für den weit verbreiteten Horizontalgreifer mit der Spulenkapsel aus Kunststoff. So auch zu finden bei Pfaff, Singer, Brother, Bernette, Juki oder Janome (und weiteren).
Und wieder ohne die genannte Nadel in 110. Wir nähen stattdessen mit einer Superuniversalnadel in 100. Schmetz gibt ja an, dass die Superuniversalnadel ein zwei Nummern größeres Öhr hat. In der 90er Superuniversalnadel ist also ein gleich großes Öhr wie in einer 90er Universal.
Was schon direkt nach dem Einfädeln aufgefallen ist: Xtreme Pro ist extrem flutschig. Da wir beim Nähen nicht permanent ein Auge darauf haben wollen, wo es grad hinfällt, wechseln wir zum stehenden Ablauf.
Hier finden wir den Mega Spool Stand von Husqvarna Viking sehr praktisch. Falls Ihre Nähmaschine über keinen passenden Garnrollenständer verfügt, können Sie teilweise trotzdem so ein Zubehörteil nutzen. Wir haben den Ständer bereits an Necchi, Bernina und den Bernette 7er verwendet. Nötig ist dafür nur ein senkrecht stehender Spulenhalter und etwas Platz. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie gerne beim nähPark nach.
Für Pfaff gibt es dieses Teil auch passend: Pfaff Creative Spool Stand.
Auch hier fällt das Garn immer wieder nach unten, allerdings auf den Fuß der Kone, wo es sich nicht verklemmen kann.
Fadenspannung einstellen
Bei der Husqvarna Viking haben wir etwas länger gebraucht, bis die Naht auch auf der Rückseite schön wurde.
Auf der Oberseite hat sie sofort gut ausgesehen, mit den Standardeinstellungen für Webware normal (Nähberater der Sapphire).
Hinten war das Stichbild jetzt nicht schlecht, aber teilweise sieht man noch die kleinen Schlaufen des Oberfadens auf der Rückseite.
Hierbei kommt es natürlich gerade bei dicken Garnen auf das Material und dessen Dicke an. Hier zum Vergleich Lederpapier.
Bei diesem Material ist es ja zudem noch so, dass durch das Durchstechen mit der Nadel auf der Rückseite ein Rand um das Loch entsteht. Diesen kann man durch Bügeln mit Dampf reduzieren. Wir finden es aber tolerierbar, dass man in diesem Fall erkennt, was davon die Rückseite ist.
Wir haben verschiedene Einstellungen und Nadeln getestet. Die Nadel hat das Nahtbild eher weniger beeinflusst. Wichtig ist für das Garn, dass die Nadel und das Öhr möglichst viel Platz bilden. Will man also unbedingt runter auf Stärke 90, sollte es aber auf jeden Fall eine Topstitchnadel sein (mit dem vergrößerten Öhr). Von oben aber wie gesagt, ziemlich einfach.
Auf der Rückseite hat, nachdem wir bei der Oberfadenspannung schon beim Maximum waren, nur noch eine Anpassung der Unterfadenspannung geholfen. Bei der Sapphire 85 war es eine viertel Drehung nach links, also gelockert.
Dann waren wir zufrieden und es ging an das Projekt:
Wir haben unsere selbstgeplotteten Wickelkarten abgesteppt. Hier wurden zwei Lagen Filz mit je 3 mm Stärke zusammengenäht.
Mit dem dickeren Material hat das mit der Rückseite noch besser geklappt, da ja mehr Platz für die Verschlingung vorhanden ist.
Unser Fazit:
Mettler Xtreme Pro ist ein Must-have für alle, die gerne Draussen-Projekte nähen. Ob nun Sitzpolster, Sonnenschutz oder auch Outdoor-Rucksäcke, auf dieses Garn wird man sich verlassen können. Die praktische Miniking-Spule mit 400 m Lauflänge sorgt für langen Nähspaß, denn in der Regel ist es bei solchen Projekten ja nicht mit ein paar Zentimetern Naht getan. Der Schnappverschluss sichert das doch eher sprunghafte Garn beim Lagern.
Unsere ja nicht gerade dem eigentlichen Zweck angepassten Tests haben gezeigt, dass man Mettler Xtreme Pro nicht nur für ein oder zwei Projekte im Jahr verwenden kann. Wir mögen es einfach flexible und vielseitig. Daher wird das Outdoor-Garn sicher noch bei dem einen oderen anderen Projekt zum Einsatz kommen. Bei Taschen definitiv, eventuell auch mal an einer Jeans, wer weiß. Da die Farbnummern zu Seralon identisch sind, wird man auch immer schnell den passenen Unterfaden finden, wenn man ihn für die Rückseite doch mal nicht braucht. Näht man mit normalem Unterfaden, muss die Oberfadenspannung nicht erhöht werden. In unseren Tests konnten wir sie teilweise sogar etwas reduzieren.
METTLER Seraflex – das flexible Nähgarn
Gütermann Outdoor 40
