Die Börse ‚Doppeltes Lottchen‘ von Stefanie @miss_zusammengenaeht (Instagram) ist wunderbar als kleines Geschenk und zudem schnell genäht. Saubere Steppnähte sind bei diesem Projekt sehr wichtig und so findest du hier ein paar Tipps von mir dazu.
Was ist eine Steppnaht?
Beim Absteppen wird eine parallele Naht zu einer bereits vorhandenen Naht oder Nahtkante gesetzt. Typischerweise findet sich dies an Säumen und Belegen. Hierzu wird meist ein Geradstich mit einer hohen Stichlänge (4-5) verwendet, aber je nach Projekt kann auch eine Coverlock oder ein Zierstich zum Einsatz kommen.
Das Untersteppen einer Naht ist ein Absteppen der Nahtzugabe auf dem Futter oder Beleg. Hierbei wird die Nahtzugabe am Futter/Beleg fixiert, die Nahtkante gefestigt und eine Naht ist ausschließlich auf der linken Seite sichtbar.
Absteppnähte lassen dein Nähprojekt wertiger aussehen und können mit Kontrastgarn und akkuraten Nähten ein richtiges Highlight sein. Hier lohnt sich auch ein hochwertiges Garn zu nutzen oder sogar ein stärkeres Garn.
Tipps zum Absteppen
- Achte auf einen gleichmäßigen Abstand parallel zur Kante sowie ein regelmäßiges Stichbild.
- Dein Garn und deine Nadel sollten auf dein Material abgestimmt sein, da das die Grundlage für ein regelmäßiges Stichbild ist. Für Webware verwende ich gerne den Geradstich mit Stichlänge 5.
- Für elastische Stoffe sollte die Stichart bzw. das Garn elastisch sein. Zum Beispiel kannst du einen 3-fach-Geradstich verwenden oder entsprechend elastisches Nähgarn.
- Bügel die Kanten sauber und ordentlich. Ggf. kannst du sie zusätzlich stecken, wenn bügeln bei deinem Projekt nicht möglich ist.
- Bei dem ‚Doppelten Lottchen‘ müssen die Ecken und Rundungen sehr gut ausgeformt werden, damit die Falttechnik am Ende sauber aussieht.
Bei Nähstücken mit vielen Ecken und Rundungen ist eine kleinere Stichlänge von 3-4 von Vorteil, da so der Abstand besser eingehalten werden kann. Alternativ kannst du auch vor jeder Ecke oder Rundung die Stichlänge reduzieren, jedoch weicht dann das Stichbild im Gesamten ab.
- Für ein sauberes Arbeiten in den Ecken nähe ich bis zur Ecke und lasse die Nadel im Nähgut stecken. Dann kann das Nähgut gedreht werden und direkt weiter genäht werden. In den Kurven kann es helfen den Nähfuß zwischenzeitlich anzuheben und das Nähgut neu auszurichten.
- Vor allem bei Schnittmuster für Taschen wird häufig empfohlen die Nahtzugabe auf 0,5 cm zurückzuschneiden. Die reduzierte Nahtzugabe macht den Rand etwas schmaler und erleichtert das Absteppen.
Stark fransende Stoffe, wie Canvas, benötigen eine gut gebügelte Vlieseinlage und ich schneide die Nahtzugabe gerne mit einer Zick-Zack-Schere auf 0,8cm zurück.
- Bei zwei verschiedenen Stoffarten, wie Kunstleder und Canvas, schneide ich die Nahtzugabe des Kunstleders auf 0,5 cm und die des Canvas auf 0,8 cm zurück. Dies erleichtert das Absteppen, da sich die Nahtzugaben besser verteilen.
Bei dicken Stoffen, wie Kunstleder, nutze ich diese Technik ebenfalls. Zum Beispiel mit 0,3 und 0,6 cm und steppe dann mit 0,5 cm ab.
Der richtige Nähfuß
Der richtige Nähfuß hilft dir, eine parallele Naht zur Kante einzuhalten.
Den Standardfuß (A bei Juki HZL-DX 7) kannst du direkt an deine Kante anlegen und mit der Nadelstellung ganz links hast du je nach Nähfuß einen guten Abstand zum Absteppen. Hierbei musst du dein Nähstück allerdings von rechts anlegen, sodass je nach Projektgröße zu wenig Platz ist.
Für das ‚Doppelte Lottchen‘ finde ich diese Variante optimal, da die Schnittteile nicht zu groß sind und der Nähfuß vollflächig aufliegen kann.
Tipp vom nähRatgeber:
Natürlich könnte man auch mit Nadelstellung ganz rechts nähen, dann liegt das Nähgut links. Aber gerade bei dicken Materialien kommt man mit der Nadelstellung links bei Horizontalgreifern weiter, wie wir HIER erklärt haben.
Der Schmalkantenfuß (R bei Juki HZL-DX7) hat ein Führungsblech, welches exakt an deine Kante angelegt werden kann. Die Nadelposition kannst du dann entsprechend deinem gewünschten Abstand einstellen. Ich habe hier die Einstellung 1,4 gewählt, sodass es sehr knappkantig abgesteppt ist mit 2,5 mm. Dieser Nähfuß eignet sich vor allem bei geraden Strecken, da beispielsweise bei innenliegenden Ecken die Führungsschiene über das Nähgut geführt werden muss und so der Abstand wiederum abweichen kann.
Für das ‚Doppelte Lottchen‘ kann ich den Kantenfuß daher nicht empfehlen.
Beim Absteppen kann es Schwierigkeiten beim Transport der Stofflagen geben.
Hier kann ein Antihaftfuß (auch Gleit- oder Glättfuß, T bei Juki HZL-DX7) helfen. Er verhindert das die Materialien am Nähfuß kleben bleiben, wie bei Kunstleder oder Vinyl, und nicht transportiert werden können. Ich nutze den Antihaftfuß gerne beim Taschen nähen, da ich ihn nicht wechseln muss, wenn ich Kunstleder im Wechsel mit Canvas nähe.
Mit dem Obertransportfuß (N bei Juki HZL-DX7) können Stoffe besonders gleichmäßig transportiert werden, ohne dass sich etwas verschiebt oder zu sehr dehnt.
Für die Vinyl-Variante des ‚Doppelten Lottchens‘ war das die perfekte Wahl.
Für einen optimalen Transport zu Beginn einer Kante ist häufig ein Höhenausgleich notwendig. Hierzu nutze ich gerne einen SnapPap Streifen, welcher in der gewünschten Höhe gefalten werden kann oder auch eine Packung Nähmaschinennadeln.
Das hilft vor allem beim Falten und Zusammennähen der beiden Schnitteile des ‚Doppelten Lottchens‘.
Das kostenlose Schnittmuster zum ‚Doppelten Lottchen‘ findest du bei Stefanie:
Instagram: https://www.instagram.com/miss_zusammengenaeht/
Facebook: https://www.facebook.com/stefanie.moos.10
Nun viel Freude beim Nähen und Absteppen!
Jenny studiert Bekleidungstechnik und näht auch gerne privat, aktuell auf einer Juki DX7.
Sie finden ihre Werke auf Instagram: Minnai_DIY