Juki Overlock Testbericht

Minnai_DIY: Testbericht Juki MO-2000

Als begeisterte Hobby-Näherin sitze ich häufig jeden Tag an der Nähmaschine und vernähe einfach alles – von flutschiger Viskose Webware über elastische Stoffe bis hin zu dicken Mantelstoffen.

Meine Juki MO-2000 wurde schnell geliefert und nahm direkt ihren festen Platz in meinem Nähpark ein.

Doch sie nähte nicht. Ihr könnt euch vermutlich meinen Schreck vorstellen und ich habe direkt an meinen Fähigkeiten gezweifelt. Nach einem kurzen Kontakt zum nähPark war das Problem schnell gefunden – der Motorriemen war vermutlich beim Versand abgesprungen und unter einer kurzen Anleitung konnte ich diesen schnell wieder aufziehen. Seitdem gab es keine Probleme mehr.

Auf dem ersten Blick habe ich mich direkt über den Auffangbehälter gefreut, der exakt passt und viel Platz bietet.

Als Zubehör erhält man Garnrollennetze, -ablaufscheiben, Einfädelhilfe und eine Ölflasche.

In dem Zubehörfach im Greiferdeckel findet man alle notwendigen Utensilien (Schraubenzieher, Pinzette, Pinsel, Schmetz Nadelset 130/705H) übersichtlich angeordnet und sofort griffbereit. Alle Elemente haben einen festen Platz mit kleinen Symbolen bezeichnet, wobei ich noch nicht rausgefunden habe was man im rechten Bereich noch platzieren könnte. Möglicherweise die Einfädelhilfe und einen weiteren Nähfuß.

Ebenfalls ein Pluspunkt für die Juki MO-2000 ist das Standardnadelsystem 130/705H. Es war mir wichtig, dass ich kein zusätzliches Nadelsystem benötige und im Zweifelsfall den Überblick verliere bei zu vielen Varianten.

Der Innenraum ist von zwei Seiten gut einsehbar, sodass man zum Reinigen problemlos in alle Ecken kommt.

Ein wesentlicher Punkt ist der sichere Stand und die Lautstärke. Die Juki MO-2000 wiegt 9kg und hat gummierte Füße am Boden, sodass sie auf dem Tisch nicht hin und her wandert und wirklich standsicher ist. Das reduziert die Lautstärke und macht das Nähen direkt angenehmer.

Der Nähbereich ist hell ausgeleuchtet und bietet viel Platz auch für Voluminöse Stoffe. Ein zusätzliches helles Oberlicht würde ich, wie bei jeder Maschine, trotzdem empfehlen.

Mit der Sicherheitsfunktion wird verhindert, dass die Overlock losnäht bevor der Nähfuß gesenkt ist. Das hat mir bereits einiges Auftrennen erspart.

Der erste Blick in die Bedienungsanleitung hat mich wieder von der Marke Juki überzeugt. Die Bedienungsanleitung ist, wie häufig bei Juki, kompakt, aber ausführlich. Dazu gibt es noch eine CD, die ich jedoch nicht genutzt habe.

Das erste Mal einfädeln war sehr aufregend. Es gibt ein eindeutiges Farb- und Symbolsystem an dem man sich gut orientieren kann.

Beim Air-Jet-System (Lufteinfädelung) werden die Greiferfäden durch den Greiferkanal geblasen. Zu der Lufteinfädelung für die Greiferfäden gibt es den Nadeleinfädler. Dieser ist nicht ganz so spektakulär, aber ebenfalls super praktisch. Beim ersten Einfädel-Versuch half mir die Anleitung so gar nicht und ich habe mir online ein Video von Juki angeschaut. Inzwischen mache ich es bereits intuitiv in knapp 2 Minuten und wechsle deutlich häufiger die Garnfarbe als zuvor.

Irritiert hat mich anfangs, dass man nach der Lufteinfädelung erst das Handrad auf die Nullstellung drehen muss, damit man dann den Nadeleinfädler nutzen kann.

Das Display habe ich anfangs ignoriert, aber im Verlauf schätzen gelernt. Hier siehst du auf einem Blick zu allen 15 Stichvarianten die individuellen Parameter. Hierzu zählen Nadelposition, Fadenspannungen der Nadel-, Ober- und Untergreiferfäden, Position des Obermessers bzw. des Rollsaumhebels, Differentialtransport, Stichlänge (1-4 mm) sowie Schnittbreite. Trotz dessen benötigt man immer eine Probenaht, denn je nach Material müssen die Parameter angepasst werden. Für mich ist es dann ganz praktisch, wenn ich die Grundeinstellungen sehe um dann individuell anpassen zu können.

Natürlich kann man alles auch in der Bedienungsanleitung nachschlagen und so ein Display wäre nicht unbedingt notwendig, aber es ist einfach mega praktisch, da man nicht kramen muss und alles jederzeit direkt übersichtlich einsehen kann.

Bei meiner alten Ovi habe ich vorrangig die 4-Faden-Overlocknaht und gelegentlich die Rollsaumnaht verwendet. Dabei gibt es so viel mehr Möglichkeiten.

Die Overlocknaht ist mit 4 oder 3 Fäden möglich, wobei ich die 4-fädige Variante vorrangig für elastische Fügenähte nutze und die 3-fädige Overlocknaht (in breit) zum Versäubern von Webware.

Verschiedene Nähte

Es gibt auch eine schmale 3-Faden Overlocknaht, 2-Faden-Naht sowie eine schmalkantige Versäuberung, die ich jedoch eher als Ziernähte an offenen Kanten mit einem dekorativen Garn sehe. Als Versäuberungsnaht sind sie meist so knapp, dass sich das Gewebe trotzdem aufdröselt. Aber auch hier ist das Nahtbild gleichmäßig sauber.

Den Rollsaum verwende ich sehr gerne für Chiffonröcke oder Kinderkleider als Abschluss. Da das Messer so wunderbar sauber schneidet wird die Naht auch gleichmäßig und schön. Für den Rollsaum muss man nichts großartig umbauen und kann nach wenigen Einstellungen direkt loslegen.

Hier habe ich auch Bausch- sowie Metallicgarn getestet. Beides lässt sich über das Air-Jet-System gut einfädeln und wird ohne Probleme vernäht. Beim Metallicgarn habe ich das mitgelieferte Garnrollenetz verwendet um einen sauberen Ablauf von der Garnrolle zu erhalten.

Bei elastischen Materialien bietet sich natürlich auch ein gewellter Rollsaum an, welcher ebenfalls sehr gleichmäßig wird.

Die Flatlocknaht hatte ich bislang nicht verwendet, aber sie war ebenso wie die anderen Beispiele wirklich einfach und schnell umsetzbar. Die Nähte liegen sehr flach aufeinander und das Bauschgarn verstärkt den Effekt der Ziernaht direkt. Der Leiterstich auf der Rückseite wird ebenso gleichmäßig beim Auseinanderziehen.

Das Raffen mit der Overlock war für mich vielleicht nicht neu, aber ich bin das erste Mal mit dem Ergebnis glücklich. Mit der 4-Faden-Overlocknaht und den Einstellungsvorschlägen aus der Anleitung lassen sich tolle gleichmäßige Raffungen erzielen. Auch hier gilt, dass jede Naht zuvor getestet werden muss, da die Raffung auch vom Material abhängig ist. Über die Fadenspannung der Nadelfäden lässt sich die Stärke der Raffung einfach einstellen und sowohl bei dicken Jacquard, Jersey als auch Popeline erhältst du eine schöne gleichmäßige Kräuselung.

Mein persönliches Highlight ist die Option ein Band anzunähen. Ich habe es mit einem schmalen Gummiband getestet. Es ließ sich gut einfädeln und wurde gleichmäßig sowohl im gedehnten als auch im Ruhezustand angenäht. Natürlich sieht man die entsprechende Stichart dann auch auf dem Gummiband, aber für einen Gummiabschluss am Ärmel, dass Raffen mit Framilon an der Nahtkante oder zum Verstärken einer Naht kann ich es mir gut vorstellen. Die Details finden sich hierzu in der Anleitung.

Die verstellbare Schnittbreite habe ich bei hohen Stofflagen sehr schätzen gelernt, damit sich die Schlaufen gut legen. Sowohl bei mehreren Stofflagen als auch bei dicken Mantelstoffen zeigt die Juki MO-2000 eine saubere Schnittkante und ein gleichmäßiges Nahtbild.

Juki bietet weiteres Zubehör für die MO-2000 an und ich muss gestehen, dass zwei neue Füße bereits auf meiner Wunschliste stehen.

Mein Fazit:

Die Juki MO-2000 kann ich nach 7 Monaten ausgiebiger Nutzung bedenkenlos weiterempfehlen. Im Vergleich zu meiner günstigen alten Overlock ist sie aus einem deutlich höheren Preissegment, aber auch mit bedeutend mehr Komfort.

Die Marke Juki steht für mich für Langlebigkeit und Qualität, daher erhoffe ich mir hier auch in Zukunft eine gleichbleibende Qualität mit wenig Verschleiß.

Einen kleinen Meckerpunkt habe ich allerdings. Der Hebel für den Nähfuß ist auf der linken Seite hinten. Selbst nach 7 Monaten suche ich den Hebel noch auf der rechten Seite und merke, dass ich beim Handling häufig so eingefahren bin und wohl noch etwas mehr Zeit zum Eingewöhnen benötige.

Manchmal vermisse ich einen Kniehebel und einen Fadenabschneider – vor allem, wenn ich von meiner Nähmaschine zur Overlock wechsle. Doch das ist reine Kopfsache und nicht zwingend notwendig.

Kleine Kurven nähen sich mit dem Standardfuß schwierig, da würde ich ggf. noch einmal in Zubehör investieren.

Generell bin ich aber begeistert, dass die Juki MO-2000 sowohl bei meinem Plüschmantel als auch bei dem leichten Chiffonrock wunderschöne Nähte gezaubert hat.

Im Beitrag verwendete Produkte
Wer schreibt hier?

Jenny studiert Bekleidungstechnik und näht auch gerne privat, aktuell auf einer Juki DX7

Sie finden ihre Werke auf Instagram: Minnai_DIY

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5 hours ago

Wie macht man aus einer Stickdatei zwei - so dass am Ende ein zweiseitig bestickter Anhänger entsteht? Das erfahrt ihr in diesem Teil unserer Beitragsserie zum "Scan mich!"-Anhänger. Damit ist die Datei dann schon fertig und im nächsten Beitrag wird endlich geschnitten!
www.naehratgeber.de/zweiseitigen-anhaenger-mit-der-bernina-sticksoftware-erstellen-2-98361/
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