Jeans Pocketstay konstruieren

Pocketstay in eine Jeans konstruieren

Das kennt doch fast jeder: Hosentaschen in Jeans mit Eigenleben. Beim Anziehen muss man sie erst an ihre Position schieben. Holt man was aus der Tasche, kommt manchmal das ganze Futter mit raus. Das lässt sich mit einem Pocketstay vermeiden!

Und noch besser, so ein Pocketstay macht auch eine gute Figur. Denn vor allem, wenn man mit modernem Denim-Material näht, das einen hohen Elastan-Anteil hat, kann sich ein bisschen Bauchspeck schon mal zwischen Reißverschluss und Taschen abzeichnen.

Was ist ein Pocketstay?

Wir kennen leider keine deutsche Bezeichnung dafür, denn diese Art der Jeanstaschen ist uns allen aus dem englischsprechenden Raum bekannt. Taschenhalter? Klingt auch komisch.

Daher bleiben wir beim Begriff Pocketstay. Pocket = Tasche und stay = bleiben. Sagt doch viel aus, die Taschen bleiben da, wo sie hingehören.

Man sieht es am besten im direkten Vergleich. Oben der normale Hosenschnitt mit Taschen, die aus einem Schnittteil bestehen, das im Bruch gefaltet wird. Die Tasche hängt nach unten und hat keinen Halt.

 

Unten der gleiche Schnitt mit einem dazukonstruierten Pocketstay. Die Taschen sind mit dem Reißverschluss verbunden, also dem Hosenstall.

Kann man einen Pocketstay an jeden Hosenschnitt konstruieren?

Jein. Da es ja nur darum geht, das Schnittteil so weit zu verlängern, dass es beim Reißverschluss mit angenäht werden kann, theoretisch schon. Aber je nachdem, wie Sie den Reißverschluss einnähen, kann das stellenweise schwierig und zu dick werden.

Wir zeigen die Konstruktion für die Technik, die wir Ihnen bereits vor längerer Zeit erklärt haben:

Also die Technik, bei der die vordere Mitte erst zugeheftet wird, bis der Reißverschluss eingenäht ist. In der Anleitung sehen Sie auch, wie Sie Ihr Schnittmuster verändern, um diese Nähtechnik anwenden zu können.

Probieren Sie es ruhig mal aus! Wir finden, es ist einfach die beste Methode für Hosenreißverschlüsse, bei der garantiert nie die Zähnchen hervorblitzen.

So haben wir das auch bei unserem Schnitt gemacht.

Es ist die Stretch Jeans von Smartpattern. Wir nähen nicht nach der Anleitung von Smartpattern, sondern wie wir es vor Jahren für Jeans eben gelernt haben, inklusive der im Beitrag zum Einnähen gezeigten Anpassung des RV.

Welche Stoffe nimmt man für einen Pocketstay?

Die Stoffe sollten nicht zu sehr auftragen, bei dieser Verarbeitung haben Sie am Schlitzbeleg ja auf jeder Seite eine Lage Stoff mehr. Daher können Sie bei nicht zu dünnen Jeansstoffen auch das Aufbügeln von Vlieseline entfallen lassen. Hat Ihr Stoff eine Dehnbarkeit von maximal 10 Prozent, können Sie normale Webware verwenden, auch gerne bunte Patchworkstoffe. Damit man die beim Anziehen dann auch von der schönen Seite sieht, muss man an der entsprechenden Stelle die Seiten vertauschen, das erwähnen wir unten im Text.

Bei einer Dehnbarkeit von 15 bis 20 Prozent sollte der Pocketstay auch etwas dehnbar sein. Entweder verwenden Sie einen dünneren Bekleidungstoff mit Elastan oder schneiden im schrägen Fadenlauf zu. Sonst könnte es sein, dass sich die äußere Beinnaht nach vorne zieht.

Benötigtes Material:

Teile für Pocketstay zeichnen

Sie brauchen das vordere Hosenteil, das Taschenteil und den Taschenbeleg.

Das Taschenteil falten Sie im Bruch, so wie es später auch genäht wird und legen es unter das vordere Hosenteil.

Darauf kommt die Folie oder das Schnittmusterpapier (zum Abpausen). Zeichnen Sie den Schlitzbeleg, die obere Kante und die seitliche Kante nach. Übertragen Sie auch die Passmarken, wichtig ist vor allem die vordere Mitte (Markierung).

Dann ziehen Sie das vordere Hosenteil heraus, die Folie bleibt auf dem gefalteten Taschenteil. Zeichnen Sie die untere Kante nach. Dann zeichnen Sie eine Verbindung von der unteren Kante zum Reißverschlussbeleg.

Damit ist das erste Teil für den Pocketstay schon fertig.

Klappen Sie das Papierschnittteil auf.

Legen Sie eine zweite Folie darüber.

Fahren Sie die Außenbeinnaht und die untere Kante nach. Dann den Tascheneingriff und die restliche obere Kante. Jetzt kommt noch eine Verbindung von der oberen Kante nach unten. Diese befindet sich ca. 2 – 3 cm von der vorderen Mitte entfernt (hier wieder markiert).

Das wars schon. Statt zwei Schnittteilen für die vorderen Taschen haben Sie nun drei: vorderer Taschenbeutel (kleineres Teil), hinterer Taschenbeutel (größeres Teil) und den Beleg für die Taschenrückseite (übernommen).

Pocketstay nähen

Wird mit Pocketstay gearbeitet, müssen die vorderen Taschen fertig sein, ehe Sie sich an den Reißverschluss machen.

Zuschnitt:

Hinterer und vorderer Taschenbeutel aus Futterstoff, der Beleg für für die Taschenrückseite aus Jeansstoff.

Versäubern Sie die Kanten des Belegs und nähen Sie ihn auf den hinteren Taschenbeutel.

WICHTIG: Soll die schöne Stoffseite beim Anziehen der Jeans innen sichtbar sein, hier den Beleg auf die LINKE Stoffseite nähen.

Versäubern Sie die Kante des vorderen Taschenbeutels. Legen Sie den vorderen Taschenbeutel rechts auf rechts auf den Eingriff und nähen Sie ihn an.

Der Eingriff wird eingeschnitten, der Taschenbeutel umgebügelt und an der oberen Kante abgesteppt (wie in Ihrem Schnittmuster angegeben).

Das vordere Hosenteil wird auf den hinteren Taschenbeutel gelegt, der vordere Taschenbeutel liegt nun dazwischen. Stecken Sie die Teile oben neben dem Eingriff und an der Außenbeinnaht aufeinander.

Dann klappen Sie das vordere Hosenteil am Schlitzbeleg weg, so dass Sie die Kante vom vorderen Taschenbeutel sehen.

Dann klappen Sie noch das vordere Hosenteil nach oben und stecken den vorderen Taschenbeutel auf den hinteren.

So werden beide Teile nun zusammengenäht. Dann wird die Kante des hinteren Taschenbeutels versäubert, teilweise zusammen mit dem vorderen Taschenbeutel. Wenn Sie hier nicht nochmal über die erste Versäuberung nähen möchten, versäubern Sie den hinteren Taschenbeutel vorher.

Der Schlitzbeleg und die vordere Schrittnaht können jetzt versäubert werden, das kommt auf die weitere Verarbeitung in Ihrem Schnitt an. Hierbei können hinterer Taschenbeutel und vorderes Hosenteil auch zusammen versäubert werden. Die obere Kante und an der Außenbeinnaht können Sie die Lagen zusammenheften.

Der Reißverschluss wird eingearbeitet, wie in dieser Anleitung gezeigt: Reißverschluss in Jeans einnähen.

Den Untertritt können Sie wahlweise passend zum Pocketstay machen oder auch in der Hauptfarbe der Jeans.

Viel Spaß beim Nacharbeiten!

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10 hours ago

Der letzte Arbeitsschritt an einer Jacke - wie oft habt ihr ein Projekt schon wegen der Knopflöcher zur Seite gelegt?
Romina zeigt euch jetzt auf www.naehratgeber.de, wie sie eine Knopfleiste plant und näht.
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Da will man nur mal eben den Bandeinfasser anschrauben und wundert sich, warum die Rändelschraube nicht rein geht 😆
Dabei haben wir die Madenschrauben ja aus einem guten Grund da rein gemacht. Was denkt ihr?
Oder wisst ihr es und habt es längst selbst so gemacht? Oder andere Tipps?
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...

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Die Pixel-Baumler-Stickdatei vom @naehpark eignet sich super als Abschluss für Endlosreißverschlüsse. Hier haben wir für eine Alma von @elbmarie_sabine_gerlach farblich passende Enden gestickt. Die muss man nicht mal annähen, wenn man Heat Seal von @madeiragarnfabrik verwendet.
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