Auch wenn eine Geradstichmaschine eigentlich nur einen Stich näht, ist sie doch sehr vielseitig. Man kann damit Strecke machen, zum Beispiel bei Vorhängen, Decken oder Hosenbeinen, aber auch mit viel Kraft langsam nähen. Perfekt für Taschen.
Aber diese Maschinen eignen sich auch gut für Patchworken und Quilten. Ob beim Piecen oder beim Verbinden des Quiltsandwichs. Wie ist das bei der Bernette b08?
Wir haben uns für den Anfang das Nähfuß-Set b08 Straight Stitch Quilt geholt. Auch wenn wir nicht direkt alle Teile brauchen, ist man für die meisten Quiltprojekte so am besten vorbereitet.
(Falls nur einzelne Teile benötigt werden, kann man das Zubehör der Janome HD9 V2 nutzen.)
Leider ist die beigefügte Anleitung für die verschiedenen Elemente auf Englisch.
Der linke QR-Code führt zur Anleitung für den T-Rex-Quilt. Den finden wir total süß, aber es gibt hier aktuell niemanden, der sich über einen Dino-Quilt freuen würde. Der rechte Code bringt einen zur Gesamtübersicht aller Zubehörteile von Bernette. Leider für alle Modelle, hier hätten wir uns gewünscht, dass es nur Zubehör für die b08 wäre.
Eine deutsche Übersetzung des Booklets finden Sie hier:
Ein bisschen Kieseln
Im vorherigen Testbericht haben wir ja unsere ersten Schritte mit dem Quiltfuß gezeigt und beim richtigen Projekt war es ähnlich leicht:
Nach ein paar Probeschwüngen am Rand des Projekts haben wir von der offenen Quiltsohle auf die geschlossene gewechselt. Denn über die Nahtkreuzungen gab es etwas Probleme mit ausgelassenen Stichen, wenn wir den Quiltfuß wegen der Dicke höher stellen mussten. Mit der geschlossenen Sohle geht es nicht nur leichter über die Stufen, die b08 ist auch toleranter, was die Höhe angeht.
Nadel ist nach wie vor eine HLx5 in 75, als Garn nutzen wir Madeira Sensa Green.
Was uns allerdings etwas stört: Wie schon erwähnt startet die b08 ja immer mit Nadelstopp oben, wenn man sie ausgeschaltet hat. Das ist beim Quilten noch etwas nerviger, da der Quilt ja verrutschen könnte, wenn man mit der Nadel oben anhält. Eine dauerhafte Umprogrammierung wäre uns lieber.
Wir waren ziemlich schnell im Flow, mit der geschlossenen Sohle konnte das ganze Feld problemlos gefüllt werden.
Die Geschwindigkeit lässt sich gut steuern, was gerade bei diesen kleinen Elementen für uns wichtig ist. Wir haben den Regler ganz nach links gestellt, denn viel schneller geht bei uns beim „Kieseln“ eh nicht.
Da es bei diesem Projekt nah am Rand zugeht, haben wir ab und an gespürt, dass wir auf drei Oberflächen arbeiten:
Der große Anschiebetisch hat eine matte, gut gleitende Oberfläche.
Der Korpus der Maschine ist lackiert, hier gleitet unser Flanell schlechter.
Wir spüren die Stufe an der Stichplatte. Allerdings kann man nicht sagen, dass sich das im Stichbild bemerkbar macht. Es ist uns einfach nur beim Quilten aufgefallen.
Das erste Feld haben wir mit Quilthandschuhen gearbeitet, zum Vergleich kam dann noch eines mit Quiltringen.
Die kleine Freihand-Stickführung haben wir ziemlich schnell wieder weggelegt. Man muss ziemlich viel Druck ausüben, damit man den Stoff damit schieben kann, hier macht sich die erhobene Stichplatte doch bemerkbar. Und wenn man nicht aufpasst, kommt man in den Bereich, in dem die Kante der Stichplatte unten gegen den Ring stößt und aus runden Schwüngen werden schnell Eier.
Ein größerer Quiltring, wie aus dem Set der Bernina Longarm, führt den Stoff besser durch sein Eigengewicht und die größere Auflagefläche. Je größer der Ring, desto weniger gerät man die Gefahr, zu nahe an der Kante der Stichplatte zu arbeiten. Mit dem Quiltring konnten wir das Feld dann abschließen, aber wir bevorzugen das Führen mit Handschuhen.
Mäandern mit Baumwollgarn
Dieses Projekt hatten wir mit der Brother PQ1600S angefangen, die beim Rulern streikte. Das Mäandern mit Baumwollgarn hat gut geklappt.
Die Bernette hat uns da beim Einfädeln etwas geärgert. Denn durch den montierten Freihand-Quiltfuß kommt man schlechter an den letzten Einfädelpunkt.
Für die optimale Fadenspannung haben wir (bei identischen Garnen) etwas länger gebraucht, aber wir hatten ja schon an der Spulenkapsel rumgestellt für die dicken Garne. Dann gings aber ohne Probleme los mit Mettler Silk Finish 50 Multicolor.
Gütermann Cotton 30 ist uns dann zwei mal gerissen. Die Ursache war schnell gefunden: Sobald wir die HLx5 gegen eine Topstitchnadel gewechselt hatten, lief es wieder wie geschmiert.
Und so waren die drei restlichen Felder schnell gefüllt und das Teil wanderte zum Zuschnitt.
Extremtest
Wir haben uns gleich noch ein weiteres Projekt geholt, das wir mit der Brother angefangen hatten. Die hatte ja bei Style-Vil mit Folienjersey gestreikt. Würde die Bernette das besser machen? Immerhin kommen jetzt die Ruler zum Einsatz.
Erst ein paar Bahnen auf normalem Stoff und Style-Vil.
Dann auf den Folienjersey. Und wieder das gleiche Problem wie mit der Brother PQ1600S: Aussetzer. Nähte bekommt man nur hin, wenn der Fuß Kontakt zum Folienjersey hat (und mit einer Superstretch-Nadel), aber dann verschiebt sich der Stoff schnell.
Da kamen uns dann doch Zweifel. Verlangen wir zu viel? Also muss noch eine Vergleichsmaschine her. Unsere normale Haushaltsnähmaschine, eine Bernina. Und die näht tadellos durchgehende Linien, selbst mit einer Universalnadel.
Da aber solche Kombinationen eher selten sind, gibt es auf jeden Fall noch einen Versuch mit Style-Vil und nicht-dehnbarem Stoff.
Aber so ganz normal läuft es bei uns irgendwie meistens nicht. Statt normaler Baumwollwebware haben wir uns für einen wasserabweisenden Stoff in Signalfarbe entschieden, der noch von einem Motorradprojekt übrig war. Hier lief das Rulern tadellos!
Gequiltet haben wir mit Madeira Aerofil in neonorange. Auch hier war es so, dass wir die erhöhte Platte immer mal beim Quilten gespürt haben, aber der Ruler blieb daran nicht hängen. Dazu ist Style-Vil wahrscheinlich einfach zu voluminös. Vielleicht zeigt es sich beim nächsten Projekt? Aber ehe wir das quilten können, muss es erst noch genäht werden. Wir haben uns für ein FPP-Muster entschieden.
Erst wollen wir mit dem Schattennahtfuß nähen, da er ja auch im Set enthalten ist. Aber die Sicht auf die Linien ist mit dem Standardfuß einfach am besten.
Das Nähen an sich ging fix, wie wir es vom Schnellnäher bei FPP gewohnt sind. Einziges Manko: Wie schon im ersten Testbericht erwähnt, reagiert der Fadenschneider nicht so flott wie bei der Brother. Und da wir auf Etappen nähen, stört uns wieder, dass die Nadelstopp-Position immer auf oben steht, wenn man neu einschaltet.
Der Skorpion (Schnittmuster Maria Norda) hat noch einen Rand bekommen für die Kissengröße, dann haben wir mit Vlieseline 276 und Baumwollwebware ein Sandwich gebildet. Werden wir hier die Stichplatte beim Rulern spüren?
Wir quilten mit einem Wellenruler von Handiquilter und Gütermann Cotton 30 Multicolor.
Ruler: Wave C, leider nicht mehr erhältlich. Alternative: Wave D.
Bei uns sieht man es an den Stichlängen. Mit der Zeit findet man die Bewegung, bei der es am wenigsten stört, aber zusammen mit den zwei unterschiedlichen Oberflächen von Anschiebetisch und Maschinengehäuse ist es für uns einfach so, dass wir daran denken, an die andere Nähmaschine zu wechseln.
Eigentlich wollten wir alle Wellen mit dem Ruler machen, aber dann haben wir uns dazu entschieden, mit dem Ruler nur ein paar Reihen vorzugeben und den Rest dann freihand zu füllen.
Die Freihandlinien sind mit Mettler Silk Finish Cotton 50 und der links offenen Quiltsohle genäht. Mit der Topstitchnadel in 90 ohne einen einzigen Faderiss. Über besonders dicke Nahtkreuzungen haben wir den Fuß höher gestellt. Hier ist es dann wieder so, wenn man den Fuß nach der Stufe nicht wieder zurückstellt, werden Stiche ausgelassen. Das ist aber bei schwebenden Nähfüßen ein allgemeines Problem, hier wäre ein springender Quiltfuß besser.
Aus dem gequilteten Warn-Stoff haben wir zwischendurch noch eine Quarterbag genäht, komplett mit dem schmalen Nähfuß. Nach wie vor ein absoluter Pluspunkt, dass dieser im Standardlieferumfang enthalten ist. RV annähen, absteppen, Tasche zusammennähen, Kanten einfassen, alles mit einem Nähfuß.
Schnittmuster: Quarterbag Its a patch
Bügelbild: Stuff and Button
Und daher war auch klar, dass wir das rote Quiltsandwich auch noch schnell verarbeiten:
Bei der Alma von Elbmarie kommt nicht nur der schmale Nähfuß zum Einsatz, zum Absteppen des Tunnels eignet sich gut ein Ausgleichsfuß und der Patchworkfuß. Ganz fertig ist die Alma nicht, die Abschlüsse für den RV fehlen noch, aber das muss warten, bis die Stickmaschine wieder auf ihrem Platz steht.
Zum Abschluss wollten wir dann noch wissen, ob die b08 auch mit dünnem Material gut kann. Bei einigen Freihandtechniken wird ja ohne Volumenvlies gearbeitet.
Also eine Lage Patchworkstoff auf Filmoplast und damit den vorher augebügelten schwarzen Rand der Katze aus Stoff und Vliesofix mit Gütermann Miniking fixiert.
Das ging ratzfatz und im Anschluss wurde draus direkt ein Stoffbeutel genäht.
Das war natürlich auch wieder kein Problem für die Bernette. Schnell und präszise näht sie die französchischen Nähte. Rand um schlagen, Gurtband annähen, auch ganz mühelos.
Das Einzige, was uns dabei etwas nervt: Das Umschrauben der Stichplatte, da man den Transporteur ja nicht versenken kann.
Unser Fazit:
Nach vier Testberichten sind wir mit der Bernette b08 Straight Stitch fertig. Wir werden sie vermissen! Nach wie vor verstehen wir den Trend zum Schnellnäher im Hobby-Nähzimmer. So ein Arbeitstier kann jeder brauchen.
Und die b08?
Die ist unsere Empfehlung für Taschennäher. Die programmierbare Nadelstellung oben oder unten ist ein echter Pluspunkt und sie kann wirklich gut mit dicken Garnen.
Quilten kann sie natürlich auch, aber hier stört uns der Umbau und die Stufe der Stichplatte. Wer also weiß, dass oft zwischen den Techniken gewechselt wird, sollte sich die anderen Geradstichmaschinen mal anschauen. Auch beim Zubehör zur Bernette sollte man sich bei den Mitbewerbern umsehen, vieles kann beim Schnellnäher ja getauscht werden oder man orientiert sich an der Janome HD9 V2.
Für Taschen, Deko oder auch stark beanspruchte Kleidung wie Jeans oder Arbeitsjacken ist die Bernette b08 für uns die perfekte Wahl als Zusatzmaschine zur normalen Nähmaschine.
Eine Antwort auf „Quilten mit der Bernette b08 – Testbericht Teil 4“
Ich hätte nicht gedacht, dass man so vielfältig nähen kann mit einer Geradstichmaschine ….