Maschinenformat Softwareformat Sticksoftware

Softwaredatei vs. Maschinendatei beim Sticken

Zum Sticken mit der Stickmaschine gibt es die Muster in vielen verschiedenen Formaten. Immer wieder liest man, dass eine Stickmaschine das gewünschte Stickmuster nicht liest und es liegt nicht nur daran, dass es nicht das korrekte Format ist, sondern gar keine Maschinendatei. Das Stickmuster liegt dann in der Softwaredatei vor und diese Stickmuster kann keine Stickmaschine lesen.

Um zu verstehen, wo das Problem liegt und warum es überhaupt zwei Versionen gibt, betrachten wir uns jetzt ein Stickmuster und zeigen die Unterschiede zwischen der Maschinendatei und der Softwaredatei.

Dabei ist es auch egal, um welche Software und um welche Stickmaschine es sich handelt. Im Beitrag verwenden wir die Bernina Designer Plus V9, aber diese Unterscheidung gibt es auch bei den anderen Programmen.

Softwareformate und Maschinenformate

Softwareformate können von der Stickmaschine nicht gelesen werden, aber Stickmusterprogramme können beide Arten verarbeiten. Allerdings mit Einschränkungen, diese erklären wir im weiteren Beitrag.

Um welches Format es sich handelt, ist einfach an der Endung zu erkennen. Hier ein paar Beispiele:

Softwareformate:

.ART90
.ART80
.ART70 (Das setzt sich immer weiter fort. Die Zahl gibt an, mit welcher Version der Bernina Sticksoftware die Datei erstellt wurde)
.EMB
.VP4
.DRAW
.EOF

Maschinenformate:

.VP3
.VIP
.EXP
.PES
.JEF
.JEF+
.DST
.XXX

Wie entsteht das Softwareformat?

Ganz einfach, in dem Sie ein Stickmuster selbst digitalisieren. Sobald Sie das Muster speichern, entsteht das entsprechende Softwareformat. Hier kann man auch wenig Varianten wählen. Mit der Bernina Sticksoftware können Sie zwar verschiedenen .ART-Formate und auch .EMB speichern, jedoch kein .VP4.

In den Stickmusterprogrammen sind manchmal auch bereits Dateien im Softwareformat enthalten, diese kann man dann bearbeiten wie selbst erstellte auch.

Hier zum Beispiel eine Datei, die Sie mit der Bernina Sticksoftware erhalten. Rechts unten ist der Art-Grad zu sehen. Das ist bei Bernina ein Hinweis darauf, ob es sich um eine Softwaredatei oder eine Maschinendatei handelt. Bei Hatch lautet der Begriff „EMB-Güteklasse“.

Den Art-Grad finden Sie auch in den Stickmuster-Eigenschaften.

Von anderen Stickmusterprogrammen ist uns diese Art der Kennzeichnung nicht bekannt.

Welche Vorteile hat die Softwaredatei gegenüber der Maschinendatei?

Ist ein Stickmuster als Maschinendatei exportiert, enthält die Datei nur noch die Informationen, wo die Nadel einstechen soll, bzw. in welche Richtung sich der Stickrahmen bewegt. Also jede Menge X- und Y-Koordinaten und wann die Farbe gewechselt werden soll.

Die Softwaredatei beinhaltet dagegen auch die Eigenschaften des jeweiligen Farbblocks. Ist es ein Steppstich, ein Laufstich, ein Satinstich. In welchem Winkel wird gestickt, wie lange sind die Stiche usw.

Einen kleinen Hinweis auf den Unterschied der Informationen sieht man schon in der Dateigröße. Unser Stickmuster hat als ART90 113 KB, als PES dagegen nur 59 KB.

Sticheigenschaften ändern

Wählt man in der Softwaredatei zum Beispiel das Lila der Blume aus, sieht man in den Objekteigenschaften, dass der Bereich mit einem Steppstich in einer Stichlänge von 4.0 erstellt wurde. Der Stichabstand beträgt 0,85. Nur die Art des Steppstichs wird nicht mehr angezeigt.

Man kann aber jetzt einfach eine Art des Steppstichs auswählen und auch die Sticheinstellungen verändern.

Oder gleich einen komplett anderen Stich wählen, zum Beispiel einen Satinstich.

Schaut man sich stattdessen die gleiche Datei als PES an, sieht man sofort, dass man das Blüteninnere nicht mehr verändern kann. Es wird keine Fülleigenschaft angezeigt, der Bereich für die Einstellungen fehlt.

Größe verändern

Sehr deutlich zeigt sich der Unterschied auch beim Ändern der Größe.

Verkleinern Sie ein Stickmuster im Maschinenformat, bleibt die Stichzahl nahezu gleich. Teilweise werden zu kleine Stiche automatisch entfernt, aber im Grundsatz ist das so, als würden Sie die Datei direkt in der Stickmaschine verkleinern.

Hier das Motiv auf 50 Prozent verkleinert, also um die Hälfte. Das Ausgangsmuster hatte 8668 Stiche in der Softwaredatei. Durch das Umwandeln in die Maschinedatei sind bereits Stiche verlorengangen, sie hat nur noch 8583 Stiche. Dieser Wert schwankt je nach gewählten Maschinenformat.

Nach der Verkleinerung haben wir wieder andere Werte: Im Maschinenformat PES sind es nun 7992. Die Software hat also 591 Stiche entfernt, aber trotzdem sind es noch 3000 mehr als bei der verkleinerten Softwaredatei. Die hohe Dichte kann man schon am Bildschirm erkennen. Das Stickmuster wird, im Gegenteil zur eigentlich erstellten Datei, beim Sticken vermutlich bretthart.

Maschinenformat oder Softwareformat?

Sie sehen also, es ist von Vorteil, in der Sticksoftware auch mit dem Sticksoftwareformat zu arbeiten. Tun Sie das, wann immer möglich. Und der Vergleich zeigt auch auf, warum man grundsätzlich als passionierter Hobbysticker über eine Sticksoftware nachdenken sollte, um seine eigenen Motive zu erstellen. Diese kann man dann schnell in der Größe oder den Sticheigenschaften dem jeweiligen Projekt anpassen.

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Eine Antwort auf „Softwaredatei vs. Maschinendatei beim Sticken“

Vielen Dank für den tollen Beitrag!! Genau diese Erklärung hat mir gefehlt und ich habe sie bisher in deutsch noch nirgendwo gefunden. Sehr verständlich erklärt.

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3 days ago

Gestickte QR-Codes machen einfach was her! Für unsere Serie zum Thema "Zweiseitig bestickte Anhänger" erklären wir euch jetzt auf www.naehratgeber.de, wie man den QR-Code mit der Bernina Designer Plus V9 erstellt. Das geht so ähnlich auch mit Hatch3, wenn ihr das Kreuzstichmodul dazu habt. Ist gar nicht so schwer, wenn man das Prinzip mal verstanden hat. Wenn ihr mehr zum Kreuzstichprogramm wissen wollt, gebt einfach "Kreuzstich" in die Suchleiste auf dem nähRatgeber ein, dann findet ihr auch eine Grundanleitung.
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