Die Pizzatechnik beim Nähen kennen viele sicher schon. Aber jetzt kommt die Cannelloni-Technik!
Damit können Sie perfekt selbst die kleinsten Stoffreste noch verarbeiten.
Wir erklären hier die grundlegende Technik. Abwandlungen und Tipps finden Sie am Ende des Beitrags. Für die ersten Versuche raten wir zu der hier gezeigten Grundtechnik.
Materialien für die Cannelloni-Technik:
- Für ein gutes Ergebnis sollte hinten ein nicht dehnbarer Webstoff verwendet werden. Je glatter, desto leichter lassen sich die Röhren füllen.
- Die Vorderseite wird aus Organza gearbeitet. Neben einfarbigem Organza gibt es ja auch bedruckte Varianten.
- Für die Füllung können verschiedene Stoffe verwendet werden, sie sollten aber nicht zu dick sein. Wir haben die besten Ergebnisse mit Hemden- oder Blusenstoffen und Patchworkstoffen gemacht. Verwenden Sie verschiedene Stoffe, sollten diese die gleiche Dicke/Haptik haben. Andernfalls müssen Sie das beim Füllen durch die Festigkeit des Stopfens ausgleichen.
- Zum Stopfen benötigen Sie einen glatten Stab, der nicht zu dick sein sollte. Zum Beispiel die Stäbe aus dem Prym Wende-Set oder ein langer Schraubendreher. Das Projekt sollte nicht höher sein als der Stab.
- Rollschneider, Schneidematte, Patchworklineal oder Streifenlineal, Nähgarn.
- Microtex-Nadeln für die Weiterverarbeitung des Cannelloni-Teils. Durch die vielen Lagen ist es für Universalnadeln manchmal schwer und die Nähmaschine fängt an zu klopfen. Wir haben die besten Ergebnisse mit einer 90er Microtex erreicht.
Unser Organza ist mit feinen Glitzerpunkten bedruckt.
Zuschnitt Außenstoffe
Insgesamt sollte der Schnittteil mit der Cannelloni-Technik größer sein als das erzielte Maß, da die Kanten begradigt werden müssen. Zusätzlich braucht man für das Einfüllen der Stoffreste noch ein paar Zentimeter Stoff:
- Rückseite: Hier sollte der Überstand in der Höhe je Seite ca. 5 cm betragen.
- Vorderseite: In der Höhe 2,5 cm mehr als das Fertigmaß je Seite.
In der Länge geht ein Projekt bei der Cannelloni-Technik um ca. 25 Prozent (ein Viertel) ein!
Kalkulieren Sie hier lieber großzügig, anstückeln ist nicht möglich.
Beispiel:
Das Cannelloni-Teil soll am Ende 30 cm lang sein, dann müssen die Bahnen über einen Bereich von 37,5 cm genäht werden.
(Für Mathe-Nerds: Die Differenz zwischen den Prozentwerden beim Ausdehnen und Schrumpfen fällt hier nicht ins Gewicht.)
Markieren Sie die Mitte, von hier aus wird mit den Röhren gestartet. Je nach Material mit selbstlöschendem oder löschbarem Stift. Markieren Sie auch die Höhe, hier reicht ein Zentimeter mehr als das Fertigmaß.
Beginnen Sie nun in der Mitte mit einer Naht exakt zwischen den Markierungen und verriegeln Sie die Naht am Anfang und Ende gut.
Dann nähen Sie die nächste Naht mit 1 cm Abstand.
Tipp: Vor allem wenn Sie zum Füllen einen Trinkhalm als Hilfe verwenden, kann 1 cm schon knapp sein. Die Abstände sind frei wählbar! 1 – 2 mm mehr sind kein Problem. Bei noch größeren Abständen verändern sich jedoch auch die anderen Werte, also das Schrumpfen in der Breite und die Projekte werden noch schwerer. Zudem werden dann auch größere Stoffstücke benötigt.
Nähen Sie eine Reihe nach der anderen, bis der Oberstoff komplett abgesteppt ist. Kontrollieren Sie zwischendurch, ob die Nähte noch parallel sind. Wir zeichnen in größeren Abständen Hilfslinien auf. Die Nähte sollten möglichst auf der gleichen Höhe beginnen, zumindest auf der Seite, auf der Sie stopfen.
Füllung vorbereiten
Die Füllung besteht aus Quadraten mit 1 Inch x 1 Inch (oder 2,5 cm x 2,5 cm). Hier hilft ein Streifenlineal, aber es kann auch mit dem Patchworklineal geschnitten werden. Auf den Millimeter kommt es hier nicht an, aber je gleichmäßiger die Füllung geschnitten wird, desto gleichmäßiger werden auch die Röhren am fertigen Projekt.
Schneiden Sie erst die Streifen in 1 Inch. Dann die Randstücke entfernen und das Lineal um 90 Grad gedreht wieder auflegen.
Stopfen
Jetzt wird die Cannelloni gefüllt. Es wird dabei immer von der gleichen Seite gefüllt, sonst wirkt das Ergebnis ungleichmäßig.
Klappen Sie den Organza am Nahtbeginn nach oben. Legen Sie die Füllung um 45 Grad gedreht auf den Bruch des Organzas.
Positionieren Sie den Stab mittig auf dem Stoffstück und klappen Sie alles zusammen mit dem Organza wieder nach unten.
Halten Sie den Organza mit den Fingern rechts und links nach unten und schieben Sie die Füllung mit dem Stab in das Stoffsandwich. Bis ans Ende schieben.
Hinweis:
Sie können die gegenüberliegende Seite auch mit einer Längsnaht verschließen. Dann können Sie bei eventuellen Fehlern aber nicht einfach den Stoff herausschieben/ziehen. Hier hilft einfaches Probieren, welche Version Ihnen beim Füllen lieber ist.
Dann folgt das nächste Stoffstück. Das erste kurz festhalten, wenn das zweite eingeschoben wird, damit es nicht herausrutscht. Nach zwei bis drei Stücken muss nicht mehr festgehalten werden. Schieben Sie das folgende Stoffstück vorsichtig in das vorhergehende. Wie fest Sie hier stopfen, entscheidet über das spätere Gewicht und die Steifheit Ihres Projekts. Hier ist üben angesagt.
Tipp:
Bei manchen Stoffkombinationen geht das Einschieben schwerer. Oder manchmal reißt der Organza am Nahtbeginn, wenn man zu fest geschoben hat. Dann hilft ein Trinkhalm aus Kunststoff. Einfach ein Stück abschneiden und in die Öffnung schieben. Dann kann allerdings nur noch ein dünner Stab verwendet werden.
Beim Zuschnitt muss allerdings immer sichergestellt werden, dass die Röhren nicht komplett aufgehen. Daher längs immer mit einer Naht arbeiten. Zum Nähen einen Höhenausgleich verwenden.
Fertig ist das Upcycling-Projekt für den Stoffresteabbau!
Weitere Anregungen und Tipps
Cannelloni-Technik als Kissenvorderseite. Das Herz haben wir mit Trickmarker aufgezeichnet zur Orientierung. Der rote Stoff war sehr lose und damit nicht zu viel pink im weißen Bereich landet, haben wir die Fusseln mit einer Stick-Klemme herausgefischt. Die hilft auch bei falsch eingeschobenen Stoffstücken. Die Vorderseite ist aus Tüll und hier können wir sagen: Der Tüll erschwert das Stopfen ziemlich, ist also nichts für Anfänger.
Dann mit Schrägband einfassen zum Untersetzer.
Muster, die es nicht auf Stoff gibt, können mit Papier nachgearbeitet werden. Dazu das Muster um ca. 25 Prozent dehnen, auf Papier ausdrucken und zwei Lagen Organza aufnähen. Nach dem Stopfen das Papier hinten abreißen.
Und es muss auch gar nicht Organza sein. Sie können auch zwischen zwei blickdichten Lagen stopfen, so können auch Reste von Stoffen noch genutzt werden, die nicht zu einem Projekt passen. Hier haben wir die Röhren mit einem Dreifachgeradstich gesteppt, damit die Teilung noch farblich hervortritt. Zudem ist das Tischset rechts durchgehend gefüllt und links nur in jeder zweiten Reihe.
Der Rand ist mit Chenille-it-Bändern genäht.
Wir werden mit Sicherheit noch weitere Projekte mit der Cannelloni-Technik gestalten, dann können wir hier auch auf die jeweilige Abwandlung näher eingehen. Starten Sie doch einfach mal mit der Grundtechnik und stopfen ein paar Bahnen, eine entspannende Angelegenheit für die Couch oder für unterwegs. Und ganz nebenbei wird die Box mit den Stoffresten leerer.
Wenn Sie nach unserer Anleitung Stoffreste aufbrauchen und Ihre Werke auf Instagram oder Facebook zeigen, markieren Sie uns gerne mit @naehratgeber und verwenden Sie den Hashtag #cannellonitechnik.
4 Antworten auf „Stoffresteverwertung: Die Cannelloni-Technik“
Wie cool ist das denn? Mein Kopf ist gerade voller neuer Projekte in der Cannelloni Technik. Danke für das ausführliche Tutorial.
Bis dato mir unbekannt. Coole Idee.
Die Technik habe ich tatsächlich noch nie gesehen … toll, was hier immer alles so gezeigt wird ….
Danke, die ist ja auch noch ganz frisch 🙂