Weiter ging es mit einem Täschchen. Wir wollen eine Lene mit einen relativ wenig sichtbaren Reißverschluss haben und dazu kam dann gleich ein alternativer Nähfuß zum Einsatz. Da der von Bernette noch nicht lieferbar war, haben wir den verstellbaren Reißverschlussfuß von Janome verwendet.
Zum Absteppen haben wir einen 2 mm Kantensteppfuß von Brother genutzt, Foto fehlt leider (das passiert nur, wenns gut läuft).
Der Rest der Lene war wie zu erwarten ein Kinderspiel für die b08.
Und obwohl wir vor hatten, die Bernette ausreichend in Sachen Power beim Taschennähen zu testen, kam doch noch erst mal Kleidung dran.
Nochmal Seraflex
Das Garn kam zwar im ersten Teil schon mal dran, aber es verhält sich je nach verwendetem Stoff ja auch anders.
Hier schon mal eine Zwangspause bei den beiden Projekten, der Faden hatte sich aufgesplisst. Aber wir finden, bei einer 75er Stretchnadel kann das schon mal passieren. Solange die 90er verwendet wurde, trat das Problem nicht auf.
Die Bernette kam bei zwei Jerseyshirts zum Einsatz. Zum Zusammennähen der Bündchen an den kurzen Seiten und für die mittlere Längsnaht.
Hier hatten wir wieder das Problem mit dem Anschlag zum Anschrauben. Er ist uns einfach zu lang. Stattdessen verwenden wir die Stichführung von Clover. Die wackelt allerdings ein bisschen, da die Stichplatte der b08 aus dem Rest der Auflagefläche heraussteht.
Slip nähen
Einen Slip nur mit dem Geradstich nähen? Zugegeben, wir haben nicht erwartet, dass er am Ende bequem tragbar ist. Aber die Kombination aus Gummi und Seraflex sagt viel über die Toleranz der Nähmaschine aus. Also, 90er Stretchnadel rein, Seraflex ist ja noch drin und los gehts. Seitennähte und Zwickel annähen ist ja noch kein Thema.
Den oberen Gummi haben wir mit dem 2 mm Niveaufuß von Brother angenäht, dazu muss das Projekt ja rechts liegen. Platz ist aber genug.
Die zweite parallele Naht wurde dann mit dem Patchworkfuß von Janome genäht, auch der läuft einwandfrei entlang einer Kante.
Und so war der Slip (Schnittmuster von Einfach nähen) mitsamt Einlage schnell genäht. Sieht zwar etwas wellig aus, aber angezogen passt alles. Und trotz Geradstich schneidet nichts ein.
Endlich Echtleder
Nun reichts aber mit den einfachen Sachen, eine Tasche muss hier. Die Wahl fiel auf die Byro Bag von Monja.at. Und echtes Leder. Bei uns sind das Reste aus der Schuhproduktion. HLx5-Nadeln wieder rein.
Mit dem Standardfuß kann man schon viele schwierige Stoffe verarbeiten, er ist mattiert, was auch auf Kunstleder oder Leder besser gleitet als glänzende Nähfüße oder Nähfüße mit Kunststoffeinsätzen. Das Echtleder hat jedoch schon nach einem Antihaftfuß verlangt. Da von Bernette noch nicht vorrätig, in diesem Fall von der Janome HD9 V2.
Die Oberfläche des Flachbettes hat das Material jedoch im Gegensatz zum Anschiebetisch gebremst, womit die Maschine das Leder schräg gezogen hat. Wir haben dann das Leder etwas angehoben, schon ging es wieder geradeaus.
Das Gleiche beim Absteppen, aber wie erwartet hat die b08 perfekte Stiche erzeugt.
Beim Reißverschlussschlitz kam wieder der schmale Geradstichfuß zum Einsatz. Mittlerweile finden wir, die perfekte Zubehörauswahl. Auch wenn das ja Geschmackssache ist. Diese Absteppung sieht man später nicht mehr, daher noch mit normalem Nähgarn (Gütermann Miniking).
Beim Boden kam dann dickeres Garn zum Einsatz. Wobei für die Bernette Gütermann Denim No. 50 wohl noch nicht wirklich als dick durchgeht. Denn mit dem Fädelweg für dicke Garne war die Spannung erst mal eher zu hoch. Wir haben dann (statt an der Spannung herumzustellen) einfach mal ganz normal eingefädelt und siehe da, Stichbild perfekt. Hier allerdings noch mit Gütermann Miniking als Unterfaden, da man die Rückseite ja nicht sehen wird.
Nadelstopp oben
Da so ein Schnellnäher ja nicht nur schnell näht, sondern auch schnell einsatzbereit ist, schalten wir ihn auch oft aus. Die b08 muss ja nicht wie die meisten Computernähmaschinen erst mal hochfahren. Schalter drücken, losnähen. Allerdings ist bei einem Neustart die Nadelposition immer oben. Das fällt uns dann oft erst während des Nähens auf, eben wenn wir die Nadelposition unten brauchen.
Fadenschneider
Auch diese Funktion nutzen wir oft. Bis jetzt hat der Fadenschneider alle verwendeten Garne perfekt geschnitten. Uns ist allerdings aufgefallen, dass die Taste etwas langsamer reagiert als die der Brother PQ1600S. Bei der Brother konnten wir am Ende der Naht mit der Rückwärtstaste vernähen und dann mit dem Loslassen auf die Taste drücken, auch wenn wir da eigentlich noch genäht haben. Die Brother hat den Stich abgeschlossen und dann geschnitten. Die Bernette schneidet nicht, wenn sie noch den Stich fertig machen muss. Man muss also ein bisschen länger warten, bis man auf die Taste drücken kann. Oder man drückt dann, wie wir, immer zwei mal.
Aber weiter gehts mit der Byro Bag. Sind das nicht tolle Steppnähte? Hier mit Gütermann Denim No. 50 auf Kunstleder.
Die kann die b08 nicht nur auf zwei Lagen Kunstleder an der Kante:
Sondern auch auf drei Lagen Echtleder, einer Lage Kunstleder, Baumwollwebware, S320 und S530. Mit einem Kantensteppfuß und im Rückwärtsgang. Wir sind begeistert! Und bis jetzt hatten wir noch kein einziges Mal das Gefühl, dass die Bernette Mühe hat, die Nadel durch zu bekommen. Hier mussten wir aber den Fädelweg für dicke Garne nutzen, sonst hätte es auf der Unterseite Schlaufen gegeben.
Nah an einer Stufe geht auch (hier nicht während des Nähens, da hatten wir keine Hand frei) mit dem verstellbaren RV-Fuß.
Kein Freiarm
Aber dann kam dann doch der Punkt, an dem es eng wurde:
Die obere Kante der Byro Bag muss knappantig abgesteppt werden, um Außen- und Innentasche miteinander zu verbinden. Da die b08 ja keinen Freiarm hat, muss die Tasche auf dem Flachbett aufliegen. Wir haben die wohl anspruchsvollste Variante gewählt: Echtleder mit 1,5 mm Dicke und das in Größe S. Da blieb nicht viel Platz. Der Plan war, die obere Naht in vier Etappen zu nähen, da es zusätzlich an den Ecken sehr dick wurde (da kommen ja noch die Nahtzugaben dazu).
Da gehen wir dann doch mal den Weg des geringeren Widerstands: Die Bernina musste den Rest erledigen. Die hat dazu allerdings eine Ledernadel gebraucht (DH) und hatte an den Ecken Mühe, durchzukommen. Über die Ecken haben wir daher nicht genäht, nur so nah ran wie möglich und den letzten Stich dann von Hand mit den langgezogenen Fäden genäht.
Da wir uns sicher sind, dass man mit mehr Übung (oder mehr Geschick als wir) die Tasche auch über das Flachbett der b08 bekommen hätte, bekam die Byro Bag trotzdem das Label „Made with Bernette“. Und ein paar Nähte müssen ja noch gemacht werden. Eventuell testen wir bei einer weiteren Byro Bag, ob man nicht einfach den Rand von innen aus absteppen kann.
Stichlänge rückwärts
Beim Vernähen an ein paar Stellen ist uns noch etwas aufgefallen:
Die Stichlänge ist rückwärts nicht immer exakt die gleiche wie beim Vorwärtsnähen. Da hatten wir schon Bedenken, da wir an einer Stelle der Byro Bag ja sichtbar mit Denim No. 50 vernähen wollten, aber bei ein paar Testnähten hat sich gezeigt: Je länger die eingestellte Stichlänge, desto geringer die Differenz. Bei Steppnähten kommt der Unterschied also weniger zum Tragen und daher tolerieren wir das. Der Grund wäre aber für uns trotzdem interessant.
Zum Schluss noch eine Leserfrage
Beim Test der Juki TL-2300 wurden wir auf die ungenaue Markierung der Stichplatte hingewiesen. Dort treffen Inch und Zentimeter-Markierungen aufeinander, was ja in diesem Bereich eigentlich nicht vorkommt. Die Inch-Markierungen sind also ungenau.
Das ist bei Bernette nicht der Fall, sowohl die Inch- als auch die Zentimeter-Markierungen sind exakt.
Wir warten jetzt noch auf den Verschluss und die Karabiner für die Byro Bag, dann nähen wir Griff und Träger, das Ergebnis zeigen wir dann im dritten Teil des Testberichts. Dort geht es dann auch noch um verschiedene dicke Nähgarne.