Wenn wir ehrlich sind, hatten wir damit nicht gerechnet. Eine Maschine von Singer, die nicht näht oder bügelt und noch dazu so groß daher kommt?
Als wir das erste Mal vom Singer Momento gehört haben, waren wir schon überrascht. Dann auch gespannt, was kann das Teil?
60 Zentimeter Schnittbreite? Hier wurde es interessant.
Vorgestellt haben wir den Plotter das erste Mal auf unserer Hausmesse 2024 (ab 1:48:30), dann hat es aber nochmal ein paar Wochen gedauert, bis wir ihn endlich in der Redaktion aufstellen konnten.
Hinweis:
Die Apps für den Momento werden permanent aktualisiert. Es kann also gut sein, dass die Bildschirmansicht inzwischen anders aussieht, Funktionen hinzugekommen sind oder Punkte, die wir bemängeln behoben wurden. Falls wir etwas davon mitbekommen, notieren wir einen Hinweis dazu in diesem Beitrag. Auch können die Funktionen des Plotters mit einem Update geändert werden.
Der Testbericht wurde mit Version 4.1. der MySewnet Software erstellt, seit dem 18.1.25 gibt es die Version 4.2.0. Hinweise zu den Änderungen fügen wir in KURSIV im Testbericht ein.
Singer Momento aufstellen
Mal eben hinstellen ist aber nicht, der Momento braucht Platz und wiegt auch was.
Eigentlich ist auch klar, dass das hier kein dauerhafter Aufstellort werden kann, denn mit den großen Matten wird der Momento nach hinten mehr Platz zum Durchladen brauchen. Aber noch arbeiten wir ja mit der 12 x 24 Matte, die kann quer geladen werden. Und der Rest ergibt sich mit der Zeit.
Positiv finden wir auf jeden Fall, dass zwei Matten dabei sind, 12×24 Standard und 12×24 für Stoff.
Wir wollten nicht einfach loslegen, sondern uns erst einlesen.
Allerdings hat der QR-Code nicht wirklich geholfen, denn am ersten Tag war die Seite nicht erreichbar. Nun liegt noch ein Anleitungsheft bei, aber bei uns nur auf Englisch, Spanisch und Französisch.
Die MySewnet Software für den Plotter hatten wir vor ein paar Wochen schon installiert, also dort einen Blick reingeworfen.
Was auch auf Englisch unserer Meinung nach zu wenig deutlich angesprochen wird:
Plotter verbinden
So sieht das Display beim ersten Einschalten aus.
Da wir bei der Verbindung ein paar Probleme zu lösen hatten, wird es für die ersten Schritte einen separaten Beitrag geben.
Dass MySewnet immer wieder mal nicht erreichbar ist, kann teilweise ziemlich nerven. Es erscheint keine Fehlermeldung, dass grundsätzlich ein Problem vorliegt und man fragt sich oft, was man falsch gemacht hat.
Erste Schnitte
Hat man die Verbindungs-Hürde allerdings überwunden, geht es ziemlich einfach weiter:
Eine Basisform aufrufen und sich durch die verschiedenen Menüpunkte klicken. Es wird alles abgefragt, so dass man eigentlich gar nichts falsch machen kann.
Unser zweites Motiv ist auf Flexfolie und die Software hat schon durch die Materialauswahl die Datei gespiegelt. Sehr praktisch!
(Motiv: Creative Fabrica)
Da wir dieses Muster öfter schneiden werden, haben wir gleich mit Möglichkeit der Favoriten genutzt. So kann man mit dem Momento auch ohne externes Gerät schneiden.
Hier hat der Schneideplotter leider schon Sprach-Schluckauf. Mal Spanisch, mal Englisch.
Jetzt muss das Motiv aber erst mal entgittert werden. Wie hat der Momento mit der Standardeinstellung geschnitten? Wir sind vom SDX-Plotter von Brother ja schon etwas verwöhnt, da dieser die Materialdicke selbstständig misst.
Nicht so wirklich perfekt. Aber ist halt so, wenn man ohne Testschnitt mit den Standardeinstellungen schneidet. Wir nehmen uns vor, das nächste Mal mit Testschnitt zu arbeiten. Nur, wo ist der? In der MySewnet App an unserem Windowsrechner gibt es keine Funktion, einen hinzuzufügen.
Aber am Plotter selbst kann man nach dem Absenden des Motivs nur noch loslegen oder abbrechen.
Wir haben dann erst mal eine Pause gemacht und das Motiv später am Tag nochmal direkt von den Favoriten geladen.
Änderung Version 4.2.0: Jetzt kann man von der Software aus einen Probeschnitt machen. Wir werden in den weiteren Testberichten näher darauf eingehen.
Ganz unten gibt es Settings 1 und 2, dort haben wir die Einstellungen gewählt, die wir beim ersten Versuch für Vinyl gesehen haben, nur mit erhöhtem Druck.
Testschnitt
Und diesmal gehen wir auf Nummer sicher mit dem Testschnitt.
Aber der Momento will nicht. Anscheinend stört ihn, dass die Matte ganz hinten steht. Nur, da war nun mal der Testschnitt. Wir entladen die Matte und starten neu, der Schnitt war ja gut.
Schnitt Nummer 2 (rechts) war noch nicht ganz perfekt, allerdings bereitet der Dampf bei dem Motiv immer wieder mal Probleme (auch bei anderen Plottern), Versuch Nummer 3 (links) hat dann perfekt geklappt und wir werden diese Einstellungen speichern.
Von Singer gibt es eine Tabelle mit empfohlenen Einstellungen:
Dazu kann man sich ja selbst eine Tabelle erstellen.
Weiter Folienschnitte
Wir wollen uns noch weiter mit verschiedenen Arten von Folien beschäftigen. Wir filigran kann der Momento schneiden?
Was uns beim Übertragen etwas stört, ist die Tatsache, dass man die Muster ab hier nicht mehr zusammen verschieben kann. Einzelne Elemente könnten wir verschieben, aber die beiden unteren Motive gruppiert bewegen geht nicht, obwohl das Muster an sich gruppiert ist.
Hier hilft dann die Funktion „Anbringen“, von der wir vermuten, dass sie wie „Pfad verknüpfen“ bei anderen Programmen wirkt.
Beim Senden dieser vier Muster dachten wir schon, der Plotter ist ausgestiegen, weil es so lange gedauert hat, bis wir am Gerät endlich „Start cutting“ drücken konnten (wieder nicht Deutsch, obwohl die beiden Zeilen darüber auf Deutsch sind).
Wirklich hilfreich ist die Funktion „Wiederholen“. Wir hatten die Matte ausgeworfen und somit das Projekt abgeschlossen, aber nicht in den Favoriten gespeichert. Spontan haben wir aber noch zwei zweitere Sorten Flexfolie in unserer Kiste entdeckt, die könnte man auch mal testen. MySewnet war aber auch schon geschlossen. Kein Problem für den Momento, er kann das letzte Muster ja einfach wiederholen.
Schade finden wir dabei nur, dass er die Materialeinstellungen nicht übernimmt.
Wir haben das Muster vom ersten Versuch von 18 auf 10 Zentimeter Breite verkleinert und mit den gleichen Einstellungen geschnitten (Druck 190 statt 140). Das Entgittern der Metall-Flexfolie ist immer sehr mühsam und bei der kleinsten Stelle, die nicht geschnitten ist, ruiniert man sich alles, aber der Momento hat alles supersauber geschnitten.
Gehts dann noch kleiner? Wir gehen runter auf 5 Zentimeter.
Kleiner Zwischenbericht: Das mit der Wlan-Verbindung ist so ne Sache. Wir müssen den Momento zwischen zwei und fünf Mal starten, bis er sich mit dem Wlan verbindet. Das kann schon ganz schön nerven.
Aber wenn die Verbindung mal da ist, läufts super! Mit unserer gespeicherten Einstellung für Vinyl hat es selbst den Dampf perfekt geschnitten.
Und das bei allen vier Versuchen. Also versuchen wir es noch kleiner.
Das Übertragen der Dateien kann manchmal schon lange dauern. Das ist an sich nicht schlimm, aber am Plotter steht „Erhalten“ mit einem Haken. Das Feld „Start Cutting“ blinkt. Dann fragt man sich, was er jetzt schon wieder für ein Problem hat. Hier wären andere Texte sicher hilfreich, damit man das Ganze nicht vorzeitig abbricht.
Auch bei der sehr kleinen Version hat uns der Momento begeistert. Ja, der Dampf ist jetzt nicht mehr vollständig, aber hier sind wir bei einer Größe von 4 mm beim Dampf mit einer Linienstärke von weniger als 0.5 mm, das ist immer noch sehr gut geschnitten. Mit einer sehr dünnen Folie und einem Entgittermesser könnte man das sogar noch hinbekommen, denken wir.
Aber das muss gar nicht sein, wir gehen nochmal auf 5 Zentimeter Größe mit einer dickeren 3D-Flexfolie. Dafür entfernen wir den Dampf gleich mal aus dem Motiv und ordnen es neu an.
Hier sind wir dann mal wieder fast verzweifelt. Wir wollten einfach nur die Streifen mit der Tastatur nach oben schieben. Dann muss man sie nicht wieder seitlich ausrichten. Aber die Pfeile auf der Tastatur gehen nicht und die Befehle dazu sind ausgegraut. Lange Suche, kurze Lösung: Der rechte Reiter (Bearbeiten, Multiply, Anzeigen) muss komplett geschlossen sein, um die Tastatur benutzen zu können. Wir hoffen, das wird auch noch geändert, weil es schon etwas nervig sein kann, wenn man viel bearbeiten möchte.
Mit der Funktion „Anbringen“ können wir die Muster allerdings endlich nach Belieben zusammen verschieben. Warum? Jeder Plotter hat eine Schneideleiste und die kann sich mit der Zeit abnutzen. Schneidet man immer nur links, ist sie folglich dort auch schneller verbraucht. Also schieben wir immer mal wieder Projekte nach rechts oder in die Mitte. So hält unsere Schneideleiste länger.
Aber das hat getäuscht, bis auf ein Innenteil bei einem Bügeleisen ist alles an seinem Platz geblieben und war ordentlich geschnitten.
Fazit vom ersten Eindruck:
Der Singer Momento tut, was er soll, er schneidet. Schnell, geräuscharm, zuverlässig. Und groß. Erst dachten wir, wir hätten für den Start doch gerne auch eine kleine Matte gehabt, aber was solls. Da er die große Matte quer laden kann, macht es nichts aus. Man kann theoretisch sogar gleich zwei kleinere Projekte vorbereiten und die Matte rechts und links bekleben. Da man den Schnitt auch vom Rechner aus starten kann, könnte man ohne an den Plotter zu gehen, zwei verschiedene Projekte nacheinander schneiden.
Die Umstellung „zurück“ auf manuelles Einstellen des Messers war nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten, denn man muss nicht gleich anfangen, für jeden Hersteller und jede einzelne Foliensorte Notizen zu machen. Vinyl ist Vinyl und wird auch geschnitten.
Wir haben schon einige Ideen, was wir für die nächsten Berichte schneiden, nur die Software bereitet uns immer wieder Kopfzerbrechen.
Nach mittlerweile drei verschiedenen Herstellern mit den jeweils zugehörigen Programmen finden wir MySewnet Crafting bis jetzt als nicht sehr intuitiv. Das kann ja etwas Persönliches sein, aber es gibt auch keine wirkliche Hilfe zur Software. Ohne Sprachkenntnisse in Englisch ist man derzeit ziemlich alleine, die Hilfefunktion spricht nur rudimentäre Probleme an. Da der Plotter auf dem amerikanischen Markt schon länger verfügbar ist, hätten wir hier schon mehr Informationen erwartet, es ist extrem viel Learning-by-doing, um bei der Sprachvermischung des Momentos zu bleiben.
Wie schon erwähnt, nach aktuellem Stand. Da MySewnet Crafting derzeit bereits bei Version 4.1.6365.0 steht, gehen wir davon aus, dass permanent daran gearbeitet wird. Wir hätten da auch noch einige Punkte, die auf die Liste kommen sollten.
Für wen ist der Singer Momento Schneideplotter geeignet?
Wir finden, für kreative Köpfe, die gerne tüfteln. Die Software verlangt einem doch einiges ab. Hat man sich aber reingefuchst (oder verfügt über weitere Grafikprogrammme zur Vorbereitung der Dateien), ist die Größe des Momentos in Kombination mit dem Rollmesser eventuell der Gamechanger für alle, die Plotten und Nähen verbinden möchten. So viel können wir dem nächsten Testbericht nämlich schon mal vorgreifen: Folien sind nicht unser Schwerpunkt, das war nur der Einstieg.
2 Antworten auf „Testbericht Singer Momento – Erster Eindruck“
Danke für den ausführlichen Test.😀 Ich bin etwas skeptisch…Ich warte mal ab, wie eure Tests mit verschiedenen Stoffen ausfallen, da ich nur Stoffe ausschneide und vernähe. Wenn das bei der Größe vernünftig funktioniert wäre das wirklich ein Gamechanger für große Schnittmuster.👍😀.
Der sieht ja wirklich beeindruckend aus ….