Seitwärtstransport, Quertransport, Richtungsnähen oder gar „multidirektionales Nähen“, für diese Funktion gibt es mehrere Begriffe. Gemeint ist damit, dass die Nähmaschine auch seitwärts nähen kann. Aber was ist der Vorteil dieser Technik? Und welche Nähmaschinen können das?
Hat meine Nähmaschine einen Quertransport?
Da jeder Hersteller diese Technik anders bezeichnet und auch anwendet, ist das meist nicht so einfach herauszubekommen. In unseren Datenblättern finden Sie ganz schnell heraus, ob dem so ist. Rufen Sie dazu das Modell auf und klicken Sie auf „Datenblatt“. Wenn Sie in den Bereich „Nähen“ scrollen, gibt es dort eine Zeile „Quertransport“.
In dieser Zeile steht dann entweder „Nein“ oder „Ja“ mit einer zusätzlichen Anmerkung. Denn je nach Modell kann der Quertransport mal nur Geradstich seitwärts oder auch Zierstiche nähen.
Was bewirkt der Quertransport?
Die Funktion bietet zwei Möglichkeiten, sie zu nutzen:
1. Die Nähmaschine bietet Zierstiche, die breiter sind als die normale maximale Stichbreite.
Wenn also die Stichbreite Ihrer Nähmaschine sieben Millimeter beträgt, kann sie trotzdem Zierstiche mit 30 Millimetern in der Stichauswahl haben. Das kann dann so aussehen:
Und da der Transporteur sich seitlich ja nicht so weit bewegen kann wie vorwärts, kann hier ein ziemlich wilder Rhythmus entstehen. Das ist am Anfang etwas ungewohnt und auch das Führen des Stoffes fällt einem dann schwerer, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.
Die seitliche Bewegung kann vor allem bei größeren Stoffstücken dazu führen, dass das Motiv nicht perfekt genäht wird. Für diesen Fall bieten die meisten Nähmaschinen dann eine sehr einfache Ausgleichsfunktion, die Balance. Diese kennt man ja schon von den normalen Zierstichen, sie arbeitet aber auch seitwärts. Hier finden Sie bereits Beiträge zum Thema Balance bei Maxistichen:
PFAFF Icon: Balance anpassen – Stiche angleichen
Wie breit kann man mit einem Seitwärtstransport nähen?
Das ist sehr unterschiedlich. Bei manchen Modellen findet man nur eine kleine Auswahl an Maxistichen und teilweise können diese nicht in der Breite verändert werden. Andere Modelle dagegen verfügen über eine Funktion, eigene Stiche zu entwerfen und somit ist die Breite theoretisch nicht begrenzt.
Es hat sich aber gezeigt, dass man in einem Bereich von bis zu 40 Millimetern die Zierstiche noch am besten schön nähen kann.
Beispiele für Modelle mit Maxi-Zierstichen:
Bei HUSQVARNA VIKING heißt diese Technik dann „Omnimotionstiche“ und ist bei der Brillance 75Q im Stichmenü K zu finden.
Bei BROTHER gibt es für die Maxistiche keinen Titel und leider findet man sie auch nicht in der Anleitung erwähnt. Das finden wir etwas schade, auch wenn man mit der Zeit im Hinterkopf hat, wo die überbreiten Stiche zu finden sind. Dass sie breiter sind als 7 mm kann man aber meist schon an der Darstellung links erkennen, wenn das Muster breiter angezeigt wird als der Nähfuß.
2. Die Nähmaschine kann mit dem Geradstich oder Zickzackstich in verschiedene Richtungen nähen.
Das kennen Sie bestimmt: Ein Loch in der Hose oder im Ärmel, aber wie näht man jetzt den Flicken auf? Denn sobald man eine Röhre über den Freiarm zieht, kann man das Projekt ja nicht mehr drehen. Hier bietet der Quertransport eine Lösung. Durch einfaches Umschalten kann die Nähmaschine dann nicht nur vorwärts oder rückwärts nähen, sondern auch nach rechts oder links.
Das sieht dann zum Beispiel so aus:
Jackenärmel flicken
Wir haben hier eine Regenjacke mit einem typischen Ellenbogen-Riss. Wirklich eine ungünstige Stelle, zumal bei Größe S. Wir haben uns aus einem Reststück einen passenden Flicken geschnitten, dieser wird mit Stylefix über das Loch geklebt.
In unserem Beispiel nähen wir mit der BROTHER Innov-is F560, hier findet man die Seitwärtsstiche im Menü Nr. 5.
Dort gibt es den Geradstich und den Zickzackstich zur Auswahl.
Auch wenn Ihre Nähmaschine Quertransport und einen Freiarm hat, ist nicht allles möglich. Unsere Jacke zum Beispiel passt nicht mit der Ärmelöffnung über den Freiarm. Aber es gibt ja immer zwei Seiten. Also ziehen wir die Jacke mit der Armlochöffnung zuerst über den Freiarm.
Das sieht dann so aus. Erst mal senken wir den Nähfuß ab und platzieren die Jacke so um die Maschine, dass sie nicht irgendwo festhängt, dann testen wir, ob sich der Ärmel noch bewegen lässt. Am besten aktivieren Sie den Nadelstopp unten.
Dann geht es erst mal vorwärts im Geradstich los.
Bis zur Ecke, dann umschalten auf den Stich nach links.
Wieder bis zur Ecke, Stich wechseln auf rückwärts. Wie man hier sehen kann, fällt uns das Rückwärtsnähen am schwersten.
Dann nach rechts und wieder nach vorne, vernähen, fertig. Zur Sicherheit wiederholen wir die Naht dann noch mit dem Zickzackstich. Hier muss man an den Ecken noch besser aufpassen, da schwer erkennbar ist, in welche Richtung die Maschine nach dem Umschalten weiternäht. Also, ob der Zickzackstich vor oder hinter der Nadel entstehen wird. Hier am besten mit der Nadel-hoch-Taste arbeiten. Nach dem ersten Halbstich kann man die Richtung meist schon erkennen und eventuell korrigieren.
Taschenträger annähen
Auch bei Taschen kommt es immer mal vor, dass man mit vorwärts und rückwärts einfach nicht weiter kommt. Oft geht das dann durch wenden oder drehen, aber der Quertransport kann auch hier helfen:
Dann kann man die Träger feststecken, den Nähfuß N montieren und das Quadrat nähen, während der Beutel über den Freiarm gezogen ist.
Geht das bei allen Modellen gleich?
Nein. Mechanisch muss die Maschine dazu fähig sein, den Transporteur seitlich zu bewegen. Dann kommt aber noch die Elektronik dazu. Einfachere Modelle können den Quertransport im Geradstich oder Zickzack nutzen, andere nur für überbreite Stiche. Bei höherwertigen Modellen gibt es dann die Varianten, dass sowohl Maxistiche als auch seitliche Nutzstiche gehen und diese kann man dann statt in vier Richtungen auch in acht nähen. Also diagonal.
Einige Top-of-the-Line-Modelle können dazu noch Funktionen kombinieren. So ist es bei der PFAFF Creative Icon 2 zum Beispiel möglich, mehrere Zierstiche versetzt zueinander anzuordnen und so aus einem normalen Zierstich sehr breite Bordüren zu erstellen:
Wie das bei PFAFF geht, können Sie hier nachlesen: Versatzmuster mit dem Sequence Creator.
Der Quertransport bietet also verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, bedarf aber auch einer gewissen Übung. Im richtigen Moment genutzt, kann er eine große Hilfe sein, sowohl im kreativen, als auch im praktischen Bereich.
Wer bietet einen Quertransport?
Wie oben erwähnt, finden Sie diese Info im Datenblatt. Aber so viel können wir schon mal sagen: Bei JANOME, BERNETTE und JUKI werden Sie (aktuell) kein Modell mit dieser Funktion finden.
Richtungsnähen bei BERNINA – was ist das?
In der Vorstellung der BROTHER Innov-is F560 sehen Sie ab Minute 3:00 die Funktion des Quertransports:
Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube-nocookie.com anzuzeigen
4 Antworten auf „Wozu braucht man einen Quertransport?“
Hallo und guten Morgen,
danke für den Beitrag, hat meine 770 und 770 + einen Quertransport.
Freue mich über eine Antwort.
Liebe Grüße aus der Nordheide
Regina
Hallo!
Nein, bei Bernina gibt es den Quertransport nur bei der B790 und B880.
Viele Grüße
Ihr Team vom nähRatgeber
Gute Information, gibt es auch Tipps für die Janome S7. ? Liebe Grüße Kerstin
Hallo!
Die Janome S7 hat keinen Quertransport.
Viele Grüß
Ihr Team vom nähRatgeber