Testwochen! TestWochen! Wochenlang testen!
Der nähPark Diermeier in Cham rief und in Scharen kamen wir gelaufen. Wir wollten alle dasselbe: Testen. Und zwar die verschiedensten Näh- und Hobbyplottermaschinen: prüfen, testen, bewerten, unseren Senf dazugeben, in den Himmel loben oder in der Luft zerreißen, alles war gewünscht, nur objektiv und ehrlich sollte es sein. Unsere Erfahrungen und Meinungen zu diesen technischen Wunderwerken halt. Eine paradiesische Aufgabe für Anwenderinnen, die einfach mal einen Schritt weitergehen wollen.
Die besagten Maschinen auf Herz und Nieren prüfen das ist die Aufgabe für verschiedene unabhängige Produkttester(innen in unserem Fall). Und ich wurde erfreulicherweise ausgewählt, die ScanNCut CM900 auszuprobieren. Riesenfreude im Hause KatisDekoEck. Und da ich auf dem Gebiet der Papierverarbeitung zuhause bin, werde ich sie aus dieser Sicht testen.
Aber fangen wir vorn an. Ganz vorn. Was ist eine ScanNCut Maschine und warum braucht man die?
Zugegeben, so ganz neu ist das Ding nicht. Aber es waren die 490 Euro, die selbstbewusst auf dem Preisschild stehen, welche mich bisher zuverlässig vom Kauf und damit Test der ScanNCut CM900 in meiner Papierwerkstatt abgehalten haben. Denn was soll das Teil schon Tolles drauf haben, um diesen Preis zu rechtfertigen? Kann sie meine Wäsche bügeln?!?
Dank des Nähparks hat sich das Blatt jedoch überraschend gewendet. Es war, als würden Weihnachten und Neujahr auf einen Tag fallen, als ich zur Testerin für eben diese Maschine auserkoren wurde.
Aber wie gesagt – fangen wir von vorn an: was ist eine ScanNCut?
Sie ist: eine Mischung aus Scanner und Hobbyplotter. Und damit kann man eine Menge anstellen! Zum Beispiel kann man eigene Muster, Bilder, Fotografien – einfach alles, was irgendwie in Papierform existiert – einscannen und danach direkt aus der eben noch eingescannten Vorlage oder aus einem nahezu beliebigen Material ausschneiden. Und als wäre das alles noch nicht cool genug, kann man damit auch noch Umrisse nach eingescannter Vorlage zeichnen, Stoffe für Quilte und Applikationen ausschneiden, Filz, Samt, Folie und Stempel zuschneiden und noch viel, viel mehr!
Klingt spannend? Oh ja. Also, schauen wir uns das Gerät mal genauer an!
So sieht’s aus. Eine Box, die doch jede(r) Papierkünstler(in) vor der Haustüre finden möchte…
Die Ankunft und das Auspacken
Die gesamte Maschine wird in einem stabilen und recht hübsch aufgemachten Karton geliefert. Ganz im Sinne früherer Weihnachtsfeste war die Box ratz, fatz aufgerissen und die in Styropor und Folie verpackte ScanNCut erblickte das Licht der Welt.
Qualitäts-Check: die Maschine besteht aus hochwertigem Kunststoff, alle Teile sind passgenau gefertigt, nichts klappert oder wackelt. Die lilafarbenen Dekors sind sehr hübsch und sauber angebracht. Bereits an dieser Stelle beginnen erste Zweifel am stattlichen Preis, sich in Luft aufzulösen.
Weiter geht’s mit dem Rest im Karton. Daran, dass die Brother ScanNCut CM900 das Topmodell aus dem Hause Brother ist, lässt die Ausstattung keine Zweifel aufkommen:
Eine komplette Liste des Zubehörs ist am Ende dieses Artikels zu finden.
Im Karton findet sich haufenweise Zubehör, ein Satz Scanmatten, Werkzeuge und natürlich eine ausführliche Bedienungsanleitung auf CD.
Die Bedienungsanleitung auf CD? Erst den Rechner anschmeißen? Nein. Ich will loslegen! Für alle Ungeduldigen (wie mich) gibt es zum Glück eine Kurzanleitung für die ersten Schritte. Und starten kann man damit auf alle Fälle schon mal.
Also, Schritt eins: ein Zuhause suchen! Die ScanNCut CM 900 ist überraschend handlich. Mit ihren ca. 50 x 15 x 15 cm passt sie eigentlich in jedes Bastelzimmer. Einen Haken hat die Sache aber: man lernt schnell (wenn man nicht vorher brav die Anleitung gelesen hat), dass diese Maschine vor und vor allem hinter sich Platz braucht. Denn: Scanmuster und das Material zum Ausschneiden werden auf eine spezielle Matte aufgelegt und die ist bereits in der Standardausführung stattliche 42,5 cm lang! Diese Matte wird einmal komplett von vorn nach hinten durch die Maschine gezogen und räumt dabei fleißig alles ab, was ihr in den Weg kommt. Also, entweder zum Einsatz das Zimmer umräumen oder diesem Schmuckstück dauerhaft seinen verdienten Platz gönnen. Man kann sie übrigens leicht verstauen, denn sie ist nicht wirklich schwer.
Also, hinstellen, Stecker rein, und Power Taste drücken. Völlig geräuschlos erwacht die ScanNCut. Nur am kontraststarken Display erkenne ich erste Lebenszeichen. Zum Lostesten ist es aber noch zu früh, denn nun muss erstmal das richtige Werkzeug eingespannt werden. Möglich sind diverse Messer und Stifte, für die Jungfernfahrt bleibe ich aber bescheiden und entscheide ich mich für das Standardmesser. Hier lohnt definitiv ein Blick in die Kurzanleitung, mit deren Hilfe die Klinge schnell korrekt justiert und angebracht ist. Denn: ist das Messer zu hoch, wird das Motiv nicht korrekt geschnitten, ist es zu tief schneidet es unnötig in die Unterlage.
Ganz im Trend der modernen Zeit kann man die ScanNCut natürlich auch mit dem heimischen WLAN verbinden, um Schnittmuster und Updates einfach und unkompliziert zu laden. Diesen Schritt habe ich vorerst übersprungen – damit Staubsauber und ScanNCut nicht hinter meinem Rücken über mich lästern.
Gescannte Muster und Vorlagen können sowohl direkt auf der Maschine als auch auf einem USB Stick oder eben doch über WLAN auf dem eigenen Rechner oder Mobilgerät gespeichert werden.
Die Inbetriebnahme
Also, ScanNCut steht, Strom ist dran, Initialzündung erfolgt. Nun kommt das, zwar nicht hochauflösende, aber dafür schön bunte und kontraststarke Display zum Einsatz. Leider ist dieses Fenster zur Software ein Touchscreen alter Schule – sehr vielseitig, jedoch weit von der mühelosen Bedienung moderner Handy-Displays entfernt. Es will ordentlich gedrückt werden und reagiert längst nicht auf jede Berührung. Dennoch: mit einem Fingerdruck oder dem mitgelieferten Touchpen in Betrieb genommen, erhält man Eintritt in die Welt der Scannerei und Cutterei.
Ab hier wird dann wieder souverän gepunktet: nahezu alle Piktogramme sind selbsterklärend und das Ausprobieren macht tierischen Spaß. Natürlich lautet die Herstellerempfehlung, dass man die Anleitung lesen sollte – machen wir! Aber mal ehrlich „Draufdrücken und gucken was passiert“ macht viel mehr Spaß. Und so spielt man sich mühelos durch das Menü zum ersten Funktionstest.
Genug Vorgeplänkel, Ausprobieren!
Bei aller Spielerei sollte man einige Schritte genau nehmen, zum Beispiel die bereits erwähnte Justierung des Messers. Mit der Maschine kommt eine Tabelle, die genau aufzeigt bei welchen Materialien welche Schneidematte und welches Messer verwendet werden sollten und wie das Messer einzustellen ist:
Hat man erstmal ein wenig Gefühl für die Maschine entwickelt, geht es vermutlich auch ohne – am Anfang bin ich dieser Anweisung für den ersten Probeschnitt aber gefolgt.
Zum richtigen Einstellen des Messers wird die Klinge zunächst einmal ganz nach außen gedreht und dann zurück auf die für das gewählte Papier geeignete Einstellung. Das kann ein wenig ungenau sein, denn die Tabelle gibt die Einstellung in 0,5er Schritten an, die Skala am Messerhalter zeigt aber nur die ganzen Zahlen. Aber soooo genau muss es dann auch gar nicht sein. So circa die Hälfte reicht für den Anfang.
Dann wird das gewünschte Papier auf die passende Matte (auch hier findet sich eine Empfehlung in der Kurzanleitung) aufgeklebt und mit der Taste rechts oben am Display eingezogen.
Nach Auswahl des Schnittmusters (für den allerersten Test habe ich ein fertiges Muster gewählt und noch nichts gescannt, ein Schritt nach dem anderen!) auf dem Display „Schneid.“ auswählen und schon zeigt die ScanNCut genau an, wie lange sie voraussichtlich für die Bearbeitung braucht. Dann den von jedem guten alten Videoplayer bekannten Knopf mit dem Play-Dreieckssymbol gedrückt und schon schneidet die Maschine vor sich hin.
Am Ende dann das „restliche“ Papier wieder von der Matte abziehen und das Ergebnis ist ersichtlich:
Wie sagte Tom Hanks in Cast Away so schön: „Seht Euch nur mein Werk an! Ich habe ein Dreieck gemacht!“
Sieht vielleicht nach nichts aus, aber mit Skalpell oder Schere hätte ich selbst diese simple Form nicht schneller hinbekommen. Und bei simpel wird es nicht lange bleiben. Macht also irgendwie Sinn!
An dieser Stelle zeigt sich dann aber doch ein nennenswerter Haken: ist die Matte neu, klebt sie wahnsinnig stark. Der „Rest“ meines Testbogens, in meinem Fall ja quasi ein fast unverbrauchtes A4 Blatt, war danach praktisch unbrauchbar. Dummerweise lässt diese Klebekraft, glaubt man den einschlägigen Beiträgen in Sozialen Medien, nach geraumer Zeit bis zu Unbrauchbarkeit nach. Hier wäre es, besonders für Paper Crafter, wünschenswert, wenn der Hersteller eine Matte entwickelt, die weniger, aber dafür dauerhaft klebt.
Dann der erste Härtetest: ich brauche Italien, und das schnell.
Und wie es der Zufall will, brauche ich plötzlich ganz Italien als Umriss. Ganz Italien? Ganz Italien! Na dann, ScanNCut – verblüff mich!
Italien ist schnell aus einem Atlas auf Transparentpapier abgepaust. So groß ist das Land ja nicht. Dann ab damit in den Scanner.
Ergebnis: beeindruckend! Obwohl ich zum Abpausen einen Bleistift auf Transparentpapier verwendet habe, wird der Umriss klar und deutlich erkannt. Was da am Ende im Display zu sehen ist, ist doch tatsächlich Italien!
Nach dem Einscannen habe ich diesmal die Vorlage von der Matte entfernt und neues einfarbiges Papier aufgebracht, um daraus den vorher gescannten Umriss auszuschneiden:
Und dann geht es plötzlich ganz schnell: „dreimal Italien, per favore!“. Drei farbige Blätter, dreimal die Brother ScanNCut CM900 darüber laufen lassen. Das dauert jeweils eine Minute und schon habe ich drei absolut perfekte, gleichmäßige und identisch große Umrisse vom Land der Pizza und des Weins.
Dann noch ein wenig „HandNCut“ und schon ist diese Karte fertig:
Zum Vergleich: per Hand hätte diese Arbeit problemlos deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen wobei so präzise Ergebnisse nur schwer erreichbar sind. Einfach schrecklich! So wird mit der ScanNCut wird ein Traum wahr. Es geht schnell, es geht präzise und vor allem: es macht tierisch Spaß!
Erster Test also: Mit Bravour bestanden!
FAZIT:
Gut, das ist nicht schwer zu erraten, aber mein erster Eindruck war sehr positiv. Die Brother ScanNCut CM900 ist so etwas wie Edward mit den Scherenhänden – nur ohne Edward. Material und Verarbeitung sind wertig, das Bedienkonzept mittels gut ablesbaren Displays intuitiv und dank Verbindung mit einem PC oder WLAN ist sie bereit für das aktuelle Jahrtausend. Die ersten Schnittversuche waren erfolgreich und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Einzig der etwas antiquierte Touchscreen will nicht so recht in’s Bild passen. Er funktioniert dennoch zuverlässig und tut dem Spaß daher keinen Abbruch.
In Anbetracht der dicken Bedienungsanleitung kann die ScanNCut noch viel mehr, und daher wird der nächste Schritt das Austesten der Software sein, erkunden, was diese Maschine noch für mich tun kann und die Entscheidung, ob oder ob nicht frau eine solche Maschine braucht. Mehr dazu dann im Abschlusstestbericht.
Zubehörliste:
- Netzkabel (klar, ohne geht es nicht!)
- Gedruckte Kurzanleitung (die reicht für den Start aus, für viele Details gibt es dann die Variante CD)
- Benutzerhandbuch auf CD
- Standardmatte (305mm x 305mm)
- Leicht klebend Matte (305mm x 305mm)
- Halterung für Standard-Schneidemesser
- Schutztasche für Zubehör
- Halterung für Touchpen und Spatel
- 2 Aufbügelblätter für Stoffapplikationen (weniger für die Papierkünstler unter uns, aber wundervoll für die Stoffverarbeiter(innen)!)
- 2 Klebefolien für Stoffschnitte (305 mm x 305mm)
- Stifthalter
- Satz mit Stiften in 6 Farben
- Satz mit 2 löschbaren Stiften
- Spatel
- Touchpen
Das hier aufgeführte Zubehör ist bei der CM900 standardmäßig an Bord, weitere Sonderausstattung ist in vielen Varianten erhältlich.
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BROTHER ScanNCut CM 900