Einen Plotter testen – eine spannende Sache und irgendwie etwas ganz anderes, als eine Nähmaschine zu testen. Bei dieser hätte ich, schließlich nähe ich schon ein paar Jahre, viele Vergleichsmöglichkeiten. Beim Plotter fehlen mir diese bzw. ich kenne nur das Gerät meines Mannes, das ich aber selbst bisher kaum genutzt habe.
Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich vom Nähpark Bescheid bekam, dass der Brother Scan‘n‘cut die nächsten drei Monate bei mir wohnen darf. Die in dieser Zeit von mir verfassten Testberichte enthalten *Werbung*, entsprechen aber in allen Punkten meiner persönlichen Meinung.
Das Auspacken
Als mir der Briefträger das Paket übergab, war ich erst einmal überrascht, ich hatte mir das Gerät schwerer und sperriger vorgestellt. Das ist aber kein Nachteil, denn so kann ich den Plotter dort platzieren, wo ich arbeiten möchte. Verpackt ist das Gerät in einen stabilen Karton mit Styroporteilen. Gefaltete Kartonagen und Klebestreifen an den exponierten Stellen dienen als zusätzlicher Transportschutz.
Mein Mitbewohner ist, wie Ihr sehen könnt, auch sehr interessiert. Da viele Kreative Haustiere haben und Plotter und Fusseln sich nicht gut vertragen, wäre eine Abdeckhaube als Zubehör schön. Die gibt es aber leider nicht, ich behelfe mir derzeit mit einem nicht fusselnden Leinenhandtuch. Wäre es mein Plotter, würde ich ihm eine hübsche Haube nähen und natürlich beplotten.
Der Plotter selbst ist in einem ausgesprochen hübschen Design gehalten – kein Qualitätsmerkmal aber ich finde, er macht sich im Nähzimmer auch ohne Abdeckung gut. Die Haptik würde ich als „typisch Brother“ bezeichnen: Angenehm wertiger, glatter Kunststoff. Alle Knöpfe und Elemente sind so angebracht, dass man ohne in die Anleitung zu blicken weiß, wofür sie gedacht sind.
Das Zubehör
Beim Scan’n’Cut CM 900 bleiben (fast) keine Zubehörwünsche offen. Mitgeliefert werden:
- 1 leicht klebende Matte
- 1 normal klebende Matte
- 2 Spezialfolien für Stoffschnitte
- 2 Aufbügelblätter für Applikationen
- Messer
- Stifthalter
- Stifte in sechs Farben sowie 2 löschbare Stifte
- Spatel zum Abnehmen
- Touch Pen
- diverse Kabel
- Bedienungsanleitung auf CD sowie ein gedruckte Kurzanleitung
Die Kleinteile lassen sich in einer Zubehörtasche verstauen. Alternativ kann man Pen und Spatel in Halterungen hinter dem Display stecken.
Weiteres Zubehör in großer Vielfalt vom Strass-Kit bis zu Transferfolien ist optional erhältlich, den kreativen Möglichkeiten sind also kaum Grenzen gesetzt.
Der erste Plott
Im Plotter sind nach Herstellerangabe über 1.000 Designs vorinstalliert, die auch ohne Verbindung zum PC genutzt werden können. Diese sind ideal für einen ersten Testschnitt. Sie lassen sich untereinander kombinieren. Allerdings handelt es sich durchweg um einfache Motive, ob diese tatsächlich Gefallen finden ist wie bei so vielem Geschmackssache.
Der erste Schnitt gestaltete sich tatsächlich absolut unproblematisch:
Plotter so aufstellen, dass er genügend Platz nach hinten hat, Messer einbauen (dabei nicht vergessen, die Klappe zu schließen – wie ich) und eine Datei auswählen.
Das Display ist zwar nicht riesig, aber ausreichend scharf. Es lässt sich mit dem Fingernagel oder Pen gleichermaßen gut bedienen. Durch Druck auf das Häuschen links in der Mitte gelangt man ins Motivmenü. Ein weiterer Klick auf die unterschiedlichen Abbildungen und schon ist man im Untermenü mit den schneidbaren Bildern.
Was ich schmerzlich vermisst habe und vermisse, ist ein richtiges Anleitungsheft, das ich neben den Plotter legen kann. Man müsste sich dann nicht umständlich durch alle Menüs hangeln, will man das Gerät tatsächlich „stand alone“ nutzen und sucht eine bestimmte Funktion oder ein Bild.
Beim ersten Plott war ich bei den Messereinstellungen noch ganz vorsichtig und habe mich von Stufe 1 hochgetastet. Mutig wie ich war, wollte ich die Trägerfolie ein wenig angeritzt, aber nicht vollkommen durchgeschnitten haben. Das kleine Fahrrad sollte auf den Ärmel eines Pullovers und die Platzierung war auf diese Weise unkomplizierter möglich. Das hat mit einigen Testschnitten, die in jedem Fall ratsam sind, wunderbar geklappt.
Der „Sound“
Dieser ist, wenn ich ehrlich bin, gewöhnungsbedürftig. Er unterscheidet sich aber kaum von jenem anderer Plotter. Es knarzt und quietscht und rattert ein wenig. Wirklich laut ist das Gerät aber nicht, weder meine Tiere noch die Nachbarn störten sich an der Geräuschkulisse.
Gekaufter Schriftzug für ein T-Shirt
Mein zweiter Plott sollte mehrfarbig werden. Ich hatte mir dafür eine kostenpflichtige Datei für ein Statement-Shirt aus dem Internet geladen. Damit der Plotter dies zuverlässig erkennt, wird empfohlen, sie stets mit Brother Canvas Workspace zu öffnen. Hier stieß ich, völlig unerwartet, auf die ersten Probleme:
Beim Anmelden im Internet wird, zumindest sagt das die Anleitung, nach einer freizurubbelnden Nummer gefragt. Mehrmaliges Leerräumen des Kartons brachte allerdings keine derartige zutage. Auf meine Nachfrage beim Nähpark kam heraus, dass dies auch gar nicht erforderlich ist und dass ein Nickname und ein Passwort für die Anmeldung genügen.
Den Plotter im Anschluss mit unserem W-LAN verbinden und die Schnittdatei übertragen, das war wieder ein Kinderspiel. Da ich mit Folienresten gearbeitet habe, kam an dieser Stelle erstmalig die Scanfunktion zum Einsatz. Geschnitten wurde alles sehr sauber, das Entgittern der dünnen Folie war deshalb kein Problem.
Der erste Eigenentwurf
Unverzichtbares Zubehör wurde mir, schon nach den wenigen Plots, eine Kleberolle. Mit dieser lassen sich sowohl Materialien als auch die Folien, welche die Klebematten schützen, auf einfache Weise fusselfrei halten.
Zum Auftragen auf die Matte verwende ich eine Rakel, denn Luftblasen verhindern, dass der Plotter wirklich sauber schneidet. Ich finde es für mich so einfacher, die Folien gerade und blasenfrei aufzubringen.
Ein wenig enttäuscht bin ich vom Funktionsumfang der Software, da hatte ich mir bei einem Gerät dieser Preislage mehr erhofft. Ich habe mir bisher mit „Paint“ und dem kostenlosen Programm „Inkscape“ beholfen, von wo aus ich die als .svg gespeicherten Dateien in Canvas Workspace importieren konnte. Mit den Funktionen des mitgelieferten Programms werde ich mich aber nochmals eingehender befassen. Die drahtlose Übertragung, die wohl gelegentlich Probleme macht, klappte auch in diesem Fall super. Alternativ habe ich einen Stick ausprobiert, auch das war kein Problem.
Für diesen Plott habe ich ziemlich dicke Möbelfolie verwendet, die für Feuchträume geeignet ist. Auch diese hat der Brother Scan‚n‘Cut prima verarbeitet. Da Selbstklebefolie eine Papierrückseite hat, kam erstmals die leicht klebende Matte zum Einsatz.
Durch die seitliche Führung am Plotter ist das Einlegen der Matten sehr viel einfacher, als ich es vom Gerät meines Mannes kenne. Es kann ja nichts wegrutschen oder muss an irgendwelchen Markierungen angelegt werden. Dadurch werden selbst große Schnitte, welche die volle Breite oder Länge der Matte ausnützen, absolut exakt.
Hier ist der Plott bereits engittert,
mit Transferfolie beklebt,
und auf die Duschtüre aufgebracht.
Fazit
Mein erster Eindruck ist sehr positiv. Der Brother Scan’n’Cut ist relativ selbsterklärend und erste Schnitte gelingen selbst unerfahrenen Anwender/innen zuverlässig. Das integrierte Display, auch wenn es nicht allzu groß ist, erleichtert die Arbeit mit dem Gerät spürbar. Es ermöglicht die direkte Bearbeitung der Designs, beispielsweise das Anpassen der Größe an Folienreste. Vinylfolien sind ja nicht gerade günstig und diese bis zum letzten Rest verwenden zu können, ohne Angst haben zu müssen, eine Matte zu zerschneiden, war für mich als „Plotter-Newbie“ bisher das tollste Feature. Als Nächstes habe ich Stoffschnitte geplant, welche durch die Scanfunktion und die außerordentliche Schnittstärke auch sehr gut klappen sollen.
Die Vielfalt an kreativen Möglichkeiten, die dieses Gerät bietet, sind absolut überwältigend und ich freue mich schon darauf, sie zu entdecken. Ich fürchte, der Testzeitraum wird gar nicht ausreichen um alles auszuprobieren, was der CM 900 kann.
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BROTHER ScanNCut CM 900