In der zweiten Testphase habe ich vor allem das Vernähen sowohl von dünnen Stoffen als auch von sehr dicken Materialien bzw. vielen Stofflagen ausprobiert.
Die TL-2200QVP mini näht problemlos durch mehrere Lagen. Wenn die richtige Nadel eingebaut ist, sind sowohl das Durchnähen der dicken Stellen als auch der Transport des Nähguts kein Problem. Hierbei muss allerdings auf die richtige Einstellung von Fadenspannung und Nähfußdruck geachtet werden.Dünne Baumwolle wird ebenfalls schön sauber vernäht, das Stichbild ist durchgehend gleichmäßig, unabhängig von Stichlänge und Geschwindigkeit. Mittlerweile befindet sich die Juki-Testmaschine von nähpark Diermeier bereits eine Weile bei mir und hat sich harmonisch in das Gesamtbild meines Arbeitsplatzes eingefügt. Meine Prinzessin musste für einige Zeit ihren Stammplatz opfern, ich hoffe, dass sie mir das nicht krumm nimmt, wenn die Tellzwozwo wieder auszieht.
Taschen
Nach meinen ersten zaghaften Versuchen, die QVP mini näher kennenzulernen, hatte ich in der Zwischenzeit die Gelegenheit, sie etwas ausführlicher zu testen. Nun wollte ich endlich wissen, wie schlag- oder besser durchnähkräftig sie wirklich ist. Also musste sie ran an die Tasche. Ich wollte mich dennoch – vor allem zu meiner eigenen Sicherheit – langsam Herantasten, deswegen wählte ich als erstes „dickeres“ Projekt eine E-Reader-Hülle. Ich glaube, die Juki hätte mich gerne ausgelacht, wenn sie könnte. Kork mit SnapPap, Baumwolle und Vlieseline zu verbinden war nun wirklich zu einfach.
Kurz darauf stand ein Probenähen für einen Rucksack an, das passte nun perfekt zum Testvorhaben. Das Einfädeln beherrsche ich mittlerweile auswendig und schnell, mit der Einfädelhilfe habe ich mich auch angefreundet und den automatischen Fadenabschneider, der mir anfangs zu laut erschien, benutze ich nun regelmäßig.
Das Stichbild
Was mir schon bei den ersten Versuchen aufgefallen war: die QVP hat wirklich ein tolles Stichbild. Egal, mit welcher Geschwindigkeit und Stichlänge man durch den Stoff geht, die Naht sieht toll aus. Die ersten Nähte waren schnell gemacht, die größere Herausforderung war für mich anfangs wieder wie so oft beim Nähen das „umgekehrte“ Denken, also die Vorstellung, wie das Ganze denn am Ende von der rechten Seite aussehen sollte. Die erste Hürde für meine eigene Maschine – und hier will ich der Anfrage auf meinen ersten Testbericht nachkommen: ich nähe sonst auf einer elna Excellence 760 – wäre das Gurtband gewesen.
Eine Lage Gurtband auf den mit Decovil verstärkten Stoff, ein zweites Gurtband obendrauf und festgenäht. Souverän geht die Tellzwozwo über Täler und Berge, fast habe ich den Eindruck, ich bin ihr zu langsam, mit höherer Geschwindigkeit transportiert sie besser und ohne zu mucken. Ich werde mutiger und alle Querverbindungen und Träger sind im Nullkommanix angenäht. Der Reißverschluss ist sowieso kein Problem und der Standardnähfuß so schmal, dass man den RV-Fuß gar nicht unbedingt benötigt. Nun geht es ans Eingemachte – das ist zumindest mein Gefühl.
Erstes Problem
Zwei Lagen verstärkter Stoff plus zwei Lagen Stoff von den Aufsatztaschen plus doppelt gelegtes Gurtband. Wieder bin ich vorsichtig und langsam, dieses Mal zum Glück, denn auf einmal will die Juki nicht mehr. Der Motor brummt, die Nadel zuckt mitten in der dicken Stelle zurück. Die Elektronik sorgt dafür, dass die Nadel nach oben kommt, dann wird es still. Ich drehe das Handrad weiter und versuche es noch einmal, mit demselben Ergebnis. Nun bin zugegebenermaßen etwas enttäuscht, sollte eine Maschine nach Industriestandard das nicht locker schaffen? Nochmals drehe ich das Handrad, um nach dem Problem zu schauen, als es mir wie Schuppen von den Augen fällt.
In meiner ganze Testeuphorie habe ich nicht einmal nach der Nadel geschaut. Und siehe da, die eingebaute Schmetz 80 (gehört nicht zum Lieferumfang?) ist natürlich nicht die geeignete Nadel. Nachdem ich die Universalnadel gegen die mitgelieferte HAx1 14 getauscht und das Nähstück etwas oberhalb der Hürde neu eingelegt habe, schnurrt die Juki ohne Probleme auch über diese ca. 3 cm dicke Stelle.
Bekleidung
Ich schöpfe neuen Mut und die restlichen Nähte sind kein Problem. Die Tellzwozwo rauscht durch und über SnapPap, Kork und Cord, Baumwolle, Kordeln und Kunstleder gleichermaßen. Nachdem ich meine Probenähprojekte erfolgreich zu Ende gebracht hatte, wollte der Mann nun noch eine schnelle Urlaubs-Relax-Hose. Neue Stoffkäufe werden nur noch zähneknirschend gestattet und so bin ich Fan der Bettwäscheverwertung geworden. (Wenn ich etwas für ihn nähen soll, muss der Stoff sowieso aus dem Bestand entnommen werden.)
In diesem Fall musste die Bettwäsche vom Schweden herhalten, die noch aus seiner Junggesellen-Zeit stammte und ein unbeachtetes Dasein als Schrankleiche fristete, da sie mittlerweile nicht mehr zum Interieur passte und wegen ihrer Sondergröße auch für die Gästebetten ungeeignet war. Dieses Projekt erschien mir etwas zu banal für die Juki, da ich aber nur gerade Nähte benötigte, wollte ich auch nicht extra den Nähtisch wieder umbauen. Also ging auch diese Näharbeit an die Tellzwozwo.
Passt
Und was ich bereits zu Anfang vermutet und auch lapidar getestet hatte, bestätigte sich hier: der ohnehin dünne und durch viele Wäschen und Jahre der Nutzung sehr dünn gewordene Stoff wurde von der QVP mini ebenso problemlos verarbeitet wie die Hügellandschaft der Taschen und Rucksäcke. Das dünne Stöffchen lief genauso locker und ungekräuselt unter dem Nähfuß durch. Bei all der Lobhudelei: natürlich musste ich Fadenspannung und Nähfußdruck verändern, das geht nicht automatisch über irgendein Programm für dünne oder dicke Stoffe. Passend zur Zielgruppe erwartet die Maschine, dass der Anwender das weiß (genau wie das mit der richtigen Nadel ;-)). Aber dennoch will Juki einem das Leben nicht allzu schwer machen, und so ist sowohl auf dem Rädchen für die Fadenspannung als auch auf dem Fußdruckregler eine Skala angebracht, welche die Einstellung „live“ anzeigt.
Bei dem dünnen Stoff zeigt sich ein Vorteil des „nur“ Geradeausnähenkönnens: Die Stichplatte hat nur ein kleines Loch für die Nadel, und dieses bietet wenig Möglichkeit den Stoff zu „fressen“, wie das die Alleskönner-Maschinen bei dünnen Fasern gerne tun. Ob sie mit „flutschigen“ dünnen Stoffen genauso problemlos klarkommt, habe ich noch nicht getestet. Bisher hat die Juki mich in allen Bereichen überzeugt.
In der letzten Testphase möchte ich mich mit der Quiltausstattung beschäftigen. Das Thema ist abgesehen von ein paar Einstiegsversuchen auf meiner elna, die ja ebenfalls Quilter als Zielgruppe hat, noch völlig neu für mich. Mal gucken, wie wir uns anstellen.
Eine Antwort auf „Zweiter Testbericht `Juki TL-2200QVP mini` von Kathy Henkel“
Ich bin schon tagelang am stöbern, Youtube anschauen nach dieser Maschine. Dank der toll geschriebenen Testergebnisse habe ich heute nun endlich zugeschlagen. Ich bin auf mein neues Schätzchen gespannt.