Bei der Neuanschaffung einer Stickmaschine wird wohl kein Thema so heiß diskutiert wie die Frage, ob nun ein Kombimodell oder zwei getrennte Maschinen die bessere Wahl sind. Um Ihnen diese Entscheidung zu erleichtern, haben wir hier alle Vor- und Nachteile für Sie gesammelt.
Die Stickmaschinentypen
Vorab eine kleine Info über die Möglichkeiten zum Sticken, die es im Hobbybereich so gibt.
Die reine Stickmaschine mit einer Nadel
Wenn Sie bei uns im Shop die Stickmaschine aufrufen, können Sie links unter „Auswahl verfeinern – Maschinentyp“ die Auswahl „Ein-Nadel-Stickmaschine“ anklicken und dann werden Ihnen alle Modelle angezeigt, die nur sticken und das mit nur einer Nadel. Bis auf wenige Ausnahmen sehen diese Modelle aus wie Haushaltsnähmaschinen mit einem Anbau, an dem sich der Stickarm befindet.
Die reine Stickmaschine mit mehreren Nadeln
Mit der Auswahl „Mehrnadel-Sticksystem“ erscheinen die Modelle mit mehreren Nadeln, allerdings nur von BROTHER, da diese als semiprofessionell eingestuft sind. Interessieren Sie sich für Profigeräte, wählen Sie unter der Markenauswahl Melco oder Ricoma, auch dort finden Sie Mehrnadelmodelle.
Das Kombimodell aus Näh- und Stickmaschine
Um die Kombimodelle zu sehen, aktivieren Sie unter dem Maschinentyp die beiden Punkte „Nähmaschine, Stickmodul nachrüstbar“ und „Nähmaschine mit Stickmodul kombiniert“.
Nun zu den Punkten, die Sie bei der Entscheidung für ein bestimmtes Modell beachten sollten.
Der Platz
Wenn Sie noch nie eine Stickmaschine besessen haben, sollten Sie grundsätzlich den Raumbedarf überprüfen. Denn eine Stickmaschine braucht immer mehr Platz als eine Nähmaschine. Das Modul ist nach links etwa so viel länger wie auch ein separater Anschiebetisch zum Nähen und der Rahmen bewegt sich nach vorne und hinten. Es gibt auch Modelle, bei den sich der Stickarm rechts der Nadel oder hinten an der Maschine befindet.
Dann schauen Sie sich Ihren Nähplatz genau an. Können beide Maschinen gut stehen, wie lassen sie sich dann bedienen? Oder muss eine immer weggeräumt werden? Schauen Sie dazu auch im Shop im Datenblatt, wie groß das gewünschte Modell ist. Die Vorzüge von zwei getrennten Maschinen können Sie nur voll auskosten, wenn beide einen ausreichend großen Platz zur Verfügung haben.
Das Umbauen
Der Wechsel vom Nähen zum Sticken geht je nach Hersteller unterschiedlich schnell. Es kommt auch darauf an, was gemacht werden soll. Für ein paar einfache, kurze Nähte müssen Sie manche Modelle gar nicht komplett umbauen.
Ein paar Hinweise dazu:
- Ein Stichplattenwechsel ist nicht immer nötig. Normale Stickarbeiten kann man auch mit der normalen Platte mit Schlitz sticken, den Geradstich kann man auch mit der Stick-Stichplatte nähen.
- Bei manchen Modellen (z.B. Pfaff Creative Icon) fährt der Stickarm beim Umschalten ganz nach links, so können kleinere Teile wie auf einem Anschiebetisch genäht werden.
- Bei Husqvarna Viking gibt es einen Stickfuß zum Einklicken wie eine Nähsohle, dann muss nicht geschraubt werden.
- Man kann auch mal die Nadel drinlassen, eine Organ Titan Ball Point näht auch Jersey, eine Schmetz Superuniversal hilft auch beim Besticken von klebrigen Materialien.
Sie sehen also, das Umbauen an sich ist nicht das Thema und in wenigen Minuten erledigt. Nervig wird es dann, wenn in einem Projekt mehrmals zwischen Sticken und Nähen gewechselt werden muss.
Die ungenutzte Zeit
Oder wenn Sie oft sehr große Motive mit vielen Stichen sticken. Da könnte die Stickmaschine einfach vor sich hin sticken und Sie in der Zeit nähen. Überlegen Sie, wie oft das vorkommen könnte. Oder ob Sie diese Zeit mit Zuschneiden oder an der Overlock/Coverstich überbrücken können.
Allerdings hat es ja nicht jeder eilig. Der Stickmaschine einfach mal bei der Arbeit zuzusehen, kann sehr entspannend sein.
Auch bei Projekten mit vielen kurzen Abschnitten kommt man ja kaum von der Maschine weg, das gilt zum Beispiel für viele ITH-Projekte.
Die Ersatzmaschine
Maschine streikt – was dann? Auch wenn unser Service-Team viele Probleme per Mail oder am Telefon lösen kann, manchmal kommt man um einen Werkstattbesuch nicht herum. Ist es ein Kombimodell, haben Sie in der Zeit weder eine Nähmaschine, noch eine Stickmaschine. Wie sieht es dann mit einer Ersatzmaschine aus? Bedenken Sie auch, dass ein Kombimodell mehr Stiche in der gleichen Zeit haben wird, da es ja quasi für zwei arbeiten muss. Es wird also schneller zum Kundendienst kommen müssen.
Die Funktionen
Wenn man auf der Suche nach einer neuen Nähmaschine oder Stickmaschine ist, sollte man sich auch überlegen, welche Funktionen wichtig oder wünschenswert wären. Denn oft gibt es kleine Unterschiede zwischen den Kombimodellen und den Einzelmaschinen. Hier ins Detail zu gehen, würde allerdings den Rahmen sprengen, lassen Sie sich in diesem Fall am besten von uns beraten. Ein paar Beispiele:
- Bei der 7er Serie von Bernette könnte man als Kombi die b79 nehmen, als Einzelmaschinen die b77 und b70. Allerdings fehlt der b77 der Stichdesigner.
- Eine Mehrnadelmaschine bekommen Sie nur als reine Stickmaschine.
- Pfaff und Husqvarna Viking bieten nur Kombimodelle oder Nähmaschinen an, keine reinen Stickmaschinen.
- Den Stichdesigner (also eine Nähfunktion) gibt es bei Bernina nur in Kombimodellen.
- Der Stickarm ist bei der reinen Stickmaschine MC 550E von Janome platzsparend rechts der Nadel angebracht, bei den Kombimodellen ist die Ausladung nach hinten sehr groß, da der Stickarm hinten angebracht ist.
Es gibt keine Lösung für alle
Wir haben eine kleine Umfrage unter unseren Probestickern gemacht und auch hier hat sich gezeigt, dass die Entscheidung immer individuell und situationsbedingt ist:
Kombimodell
- Bernina B770QE
- Husqvarna Viking Designer Brilliance 80
- Bernette b79
- Pfaff Creative 4.5
In allen Fällen ist wenig Platz und das Umbauen geht schnell.
Zwei getrennte Maschinen
- Bernina B570QE und Brother V3 LE
- Janome Skyline S5 und MC 550E
- Pfaff Passport 3.0 und Bernette b70
- Brother Innov-is NV1100 und F440E
- Bernina B570QE und Brother Stellaire XE1
Hier werden bei allen die Maschinen parallel genutzt und es ist genug Platz vorhanden.
Es muss nicht immer das Eine oder das Andere sein
Dass man auch mischen kann, zeigen diese Beispiele:
- Janome MC 6600 und Husqvarna Viking Designer Diamond
Eigentlich sollte die Kombi alleine bleiben, aber die Nähmaschine durfte dann doch weiter ihren Dienst tun. So kann man im Notfall auch mal nähen, wenn das Stickmotiv länger dauert.
- Bernina B790 plus und Husqvarna Viking Designer Ruby Deluxe
Jede Maschine hat ihre Stärken und Schwächen beim Nähen oder Sticken. So kann je nach Projekt das passende Modell gewählt werden.
- Bernina B770QE und eine B700 in Planung
In diesem Fall kann man die B700 ohne Stickmodul kaufen und das Modul der B770QE dort anstecken, wo man es gerade braucht.
Vielleicht war in unserem Beitrag ja die entscheidende Information für Ihre Suche, oder die Auswahl lässt sich nun zumindest eingrenzen. Für weitere Hilfe kontaktieren Sie dann die Kollegen von der Maschinenberatung.
Viel Spaß beim Nähen und Sticken!
Eine Antwort auf „Näh- und Stickmaschine oder zwei einzelne Maschinen?“
Diesen Beitrag finde ich toll und der hätte mir , wenn ich ihn schon länger gekannt hätte , ein Haufen Geld erspart.