Ein Riss in der Hose oder dem Ärmel, das ist schnell passiert. Aber auch schnell wieder repariert, denn schließlich haben wir ja eine Nähmaschine zu Hause! Um Löcher zu schließen, gibt es verschiedene Techniken und es gibt viele Nähmaschinen, die dafür sogar einen passenden Stich anbieten. Den Stopfstich.
Was ist ein Stopfstich?
Bei manchen Herstellern auch Stopfprogramm genannt, besteht er aus mehreren parallelen Geradstichlinien. Diese überdecken den Riss oder das Loch.
Und damit man mit der Nähmaschine nicht erst lange üben muss, um das so gleichmäßig hin zu bekommen, gibt es den Stopfstich. Mit dem Knopflochschlittenfuß macht das Ihre Nähmaschine nämlich quasi von alleine.
Hat meine Nähmaschine einen Stopfstich?
Nicht jedes Modell bietet diese Funktion. Werfen Sie dazu einen Blick auf die Stichübersicht oder in die Anleitung. Hier ein paar Beispiele:
Janome 360 DC
Bei dieser JANOME ist es der Stich Nr. 57. Er besteht aus mehreren parallelen Linien, die vor und zurück genäht werden. Eine Verstärkung mit Querlininen gibt es nicht, Janome gibt in der Anleitung an, bei Bedarf den Stopfstich um 90 Grad gedreht zu wiederholen.
Pfaff Ambition
Bei Pfaff gibt es (je nach Modell, hier die Ambition 620) sogar zwei Stopfprogramme. Einfach oder verstärkt.
Necchi
Bei der NC-204D gibt es ebenfalls zwei Stopfstiche zur Wahl, mit oder ohne Querverstärkung. Es gibt aber auch Modelle von Necchi, die keinen oder nur den einfachen Stopfstich haben.
Wir nähen unser Beispiel mit dieser Nähmaschine und zwar mit der verstärkten Version.
Was braucht man zum Stopfen mit der Nähmaschine?
Vlies:
Die Rückseite des Risses sollte stabilisiert werden, kleine Löcher gehen aber auch mal ohne Verstärkung. Das Verstärken geht mit Stoff, aber auch mit Vlies. Wir verwenden dazu am liebsten selbstklebendes Stickvlies, denn das bleibt ganz einfach an Ort und Stelle.
Vor allem beim Flicken von Hosenbeinen eine praktische Sache. Andere Vliese oder Stoffe sollten Sie mit Heftfäden oder Sprühkleber fixieren.
Oben legen wir auch gerne Vlies auf, damit verhindert man das Ausfransen. Für bessere Sicht ist hier wasserlösliche Folie hilfreich.
Garn:
Stopfen können Sie mit jedem Garn. Wenn es unauffällig sein soll, farblich passend. Für Jeans gibt es ja auch spezielle melierte Garne, die sich der Jeansstruktur anpassen. Wir mögen es gerne knallig, denn die reparierte Stelle sieht man so oder so.
Knopflochschlittenfuß:
Der Stopfstich wird in den meisten Fällen nicht mit dem normalen Nähfuß genäht, sondern mit dem Knopflochschlittenfuß. Werfen Sie dazu einen Blick in die Bedienungsanleitung Ihrer Nähmaschine.
Die Vorbereitungen zum Stopfen
Ehe Sie alles fürs Stopfen vorbereiten, prüfen Sie unbedingt, ob die Stelle mit der Nämaschine überhaupt erreicht werden kann. Ein Hosenbein wird also erst mal über den Freiarm gezogen.
Kann die Nähmaschine die Hose dann noch vor und zurück bewegen? Oder staut sich alles am Freiarm? Von welcher Seite her lässt sich das Projekt leichter bewegen? In manchen Fällen wird es leichter sein, Seitennähte zu öffnen. Und manchen Stellen erreicht man mit dem Knopflochschlitten gar nicht. Hier kann man dann freihand stopfen, das erklären wir Ihnen in einem weiteren Beitrag.
Zuerst wird die Rückseite verstärkt. In unserem Fall ziehen wir die Hose auf links, kleben das Stickvlies auf und drehen die Hose wieder zurück.
Die Größe des Stopfprogramms einstellen
Bei Knopflochschlittenfüßen kann man ja die Größe des Knopflochs einstellen, indem man den Knopf hinten einlegt. Bei einigen Herstellern funktioniert das etwas anders, dort wird die Größe des Knopfes am Display eingestellt, aber der Ablauf ist trotzdem gleich.
Ziehen Sie also den hinteren Teil, in den der Knopf kommt, auf die Größe des Risses auf. Sie können auch einen Knopf einlegen, der die gleiche Größe hat wie das Loch.
Hinweis:
Auch hier variiert die Technik des Herstellers. Der Stopfstich wird größer als der Riss, aber bei jeder Marke etwas mehr oder weniger. Machen Sie daher einfach mal einen Test mit Ihrer Nähmaschine.
Jetzt wird gestopft!
Wählen Sie an Ihrer Nähmaschine das Stopfprogramm aus, montieren Sie den Knopflochschlittenfuß.
Bei NECCHI startet man ca. 4 mm vor dem Riss (angegeben sind in der Anleitung 2 mm, aber das ist uns zu knapp). Damit wir den Riss besser unter dem Nähfuß positionieren können, haben wir ihn mit selbstlöschendem Trickmarker verlängert. Einmal längs für die Mitte und dann noch quer, damit wir den Startpunkt finden.
Legen Sie das wasserlösliche Stickvlies auf und positionieren Sie den Riss unter dem Nähfuß. Die Markierungen helfen beim Ausrichten, die 4mm-Markierung legen wir genau unter die Öffnung im Knopflochschlitten.
Fertig ist der Stopfstich. Folie abreißen, der Rest löst sich bei der nächsten Wäsche auf. Hinten auch das Stickvlies vorsichtig abreißen.
Was, wenn das Loch zu groß ist für den Stopfstich?
Bei längeren Rissen sollte auf jeden Fall eine Stabilisierung aufgebracht werden. Wir nehmen wieder selbstklebendes Stickvlies.
Vorne liegen wir MADEIRA Avalon Film auf. Der Riss wird wieder mit einem Kreuz markiert, also die Mitte und ca. 4 mm vor dem Start.
Und bei richtigen Löchern?
Klar, meistens sind die Risse nicht so schön gerade wie in unserem Beispiel. Hier hat ja auch die Schere nachgeholfen. Meistens sieht sowas eher so aus:
Bei stark ausgefransten Löchern nutzen wir statt wasserlöslicher Stickfolie (wie MADERIA Avalon Film) lieber selbstklebendes, wasserlösliches Stickvlies (VLIESELINE Solufix). Das Stück sollte 2 cm größer sein als die zu reparierende Fläche.
Dann ist das Loch schon mal von vorne fixiert und die Hose kann gewendet werden. Von hinten kleben wir diesmal farblich passenden Stoff auf, er wird mit Sprühkleber fixiert.
Kreuz und quer
Auf der Rückseite wird der Stoff am Ende zurückgeschnitten. Das Vlies vorne löst sich beim Waschen auf.