Als wir die Juki MO-3500 zum ersten Mal gesehen haben, war der erste Gedanke „Okay, eine 2500 mit Display.“ Aber ganz so einfach ist es nicht. Die MO-3500 sieht der MO-2500 zwar sehr ähnlich, hat aber neben dem Display noch zwei große Unterschiede: Statt einer Fadenspannung verfügt sie über eine Fadenzufuhr und als erste Overlock auf dem Markt kann sie die Kette automatisch schneiden. Schere ade!
Wir testen ja immer wieder verschiedene Modelle und meistens geht es damit los, dass wir Einfädeln und dann erst mal unterschiedliche Stoffe und Garne probieren. Die MO-3500 hatten wir für ein Video nur mal kurz benutzt, aber es war sofort klar: Einfädeln ist easy (hatten wir ja neulich erst bei der 2500 oft gemacht), aber das Fadenvorzugssystem macht Probenähte quasi überflüssig. Und so kam es, dass das erste Teil fertig war, ehe die Kamera überhaupt zum Einsatz kam.
Ja, da hatte die Janome Cover 3000P auch ihren Teil daran, aber bei der müssen wir ja auch nicht lang probieren. Praktischerweise brauchen wir diesen Hoodie (Robin von MaLiNa) zwei Mal, also gleich nochmal von vorn.
Kurvenfuß
Zum Annähen der Ärmelbündchen haben wir den Kurvenfuß benutzt. Hier sieht man gut, um wie viel kürzer er ist als der Standardfuß. Ärmel auf links und um den Fuß herum arbeiten, klappt wunderbar.
Automatisches Fadenschneiden
Einfach nur ein Messer anbauen hat Juki ja nicht gereicht. Das kann man auch noch auf drei Arten nutzen.
Allerdings kann man den Sensor schon verwirren, wenn man eine Rundung näht oder das Projekt ständig bewegt, um etwas zu kontrollieren. Für manche Nähte ist er einfach nicht die optimale Lösung. Wer allerdings oft gerade Teile verbindet, wird ihn schnell zu schätzen wissen. Wir werden ihn für Kleidungsstücke wohl meist eher abschalten und die beiden anderen Möglichkeiten nutzen.
Das Pedal
Eine davon liegt ja auf dem Pedal.
Wer eine Nähmaschine oder einen Schnellnäher von Juki hat, kennt das Pedal vielleicht schon. Mit dem kleinen Zusatzpedal wird geschnitten. Das kann man wahlweise links oder rechts montieren. Wir bevorzugen links, da wir mit dem linken Fuß Gas geben und so besser an das kleine Pedal kommen.
Falls Sie sich wundern, wie man mit links nähen kann: Probieren Sie es mal aus! Wenn man nämlich mit dem rechten Bein den Kniehebel benutzen möchte, sitzt man oft sehr schief beim Nähen. Mit dem Pedal links sitzt man aufrechter, die Gefahr von Rückenschmerzen ist also geringer.
Anders als man es von den meisten Overlockern kennt, hat die Juki zwei getrennte Kabel. Eines für den Strom, eines für das Pedal. Das ist auch gleich ein Hinweis auf eine weitere Funktion des Pedals: Die Juki MO-3500 kann Halbstiche nähen. Sie hat einen Gleichstrommotor (DC), die Overlock näht also auch bei Halbstichen mit der gleichen Kraft wie bei voller Geschwindigkeit. Je nach Einstellung besteht die Möglichkeit, mit dem kleinen Pedal statt dem Fadenschnitt die Nadel abzusenken oder anzuheben. Praktisch, wenn man den Stoff mit den Nadeln kurz fixieren möchte. Bleibt man dauerhaft auf dem Pedal, näht die Overlock sehr langsam, aber kontinuierlich weiter. Zu den einstellbaren 10 Geschwindigkeitsstufen also eine weitere, noch langsamere.
Der Motor ist auch der Grund dafür, dass die MO-3500 immer mit den Nadeln in der höchsten Position anhält.
Einfädeln
Hier sind die Ähnlichkeiten zur MO-2500 unverkennbar, denn sowohl die Lufteinfädelung, als auch der Nadeleinfädler sind identisch. Die bis jetzt verwendeten Overlock- und Bauschgarne hat die Juki im Greifer problemlos eingefädelt.
Bei der Juki ist die optimale Position für den Nadeleinfädler allerdings an der Markierung und die trifft man nur, wenn man die Luftkanäle wieder öffnet und das Handrad ein Stück weiter dreht.
Die Trefferquote des Hakens, der durch das Nadelöhr muss, ist bei Nadelstärke 90 sehr hoch, bei dünneren Nadeln allerdings gegen 50%. Und mit dünner meinen wir 80. Denn mit Stärke 75 klappt das Einfädeln aktuell gar nicht, der Haken passt nicht durch das Öhr (Schmetz Stretch 75). In der Bedienungsanleitung findet sich aber kein Hinweis zu den benötigten Nadelstärken für den Einfädler. Lediglich allgemeine Hinweise zum Stoff-Nadelverhältnis und dort ist bis Stärke 70 etwas aufgelistet.
Das Nadelsystem
Bei der Suche nach Hinweisen zum Einfädler ist uns noch etwas zur Nadelsorte aufgefallen. In unserem Shop ist sie mit dem Standardnadelsystem 130/705 gelistet, diese Sorte liegt auch bei. In der Anleitung steht HAx1. Das ist das gleiche System, nur ein anderer Name. Die mitgelieferten Nadeln sind für Webware. Möchte man mit dehnbaren Stoffen nähen, nimmt man Jersey, Stretch oder Super Stretch.
Als Alternative wird in der Anleitung aber noch die JLx2 erwähnt. Diese ist in Deutschland kaum zu bekommen. Sollten Sie mit dem normalen Nadelsystem Fehlstiche haben, kann ersatzweise auch eine Overlocknadel vom System ELx705 verwendet werden. Für dehnbare Stoffe dann mit dem Zusatz SUK.
Die Flatlocknaht
Näht man mit der Overlock, liegen die meisten Nähte am Ende innen. Und da man für einen Testbericht ja nicht immer nur die Teile wenden will, geht es ziemlich schnell an die Flachnaht.
Das sieht bei der Juki MO-3500 schon etwas anders aus, als das, was wir so kennen. Also auf zu neuen Ufern! Aber auf die sichere Art, also mit der 3-Faden-Flatlocknaht. Breit, damit man sie auch sieht.
Für leichteres Einfädeln liegt der MO-3500 ein kleines Heft bei mit den Einstellungen. Finden wir total praktisch, aber … Die 3-Faden-Flatlocknaht breit fehlt.
Warum? Ist uns noch nicht ganz klar, aber das bekommen wir raus. Fangen wir halt mit der 2-Faden-Flatlocknaht breit an.
Mit Abschnitt ging das Ganze wirklich easy. Einfädeln nach Anleitung, nähen, flach ziehen.
In der Nadel haben wir Madeira Decora 12. Wir rollen die Nähte mit Abschnitt immer noch aus, damit sie wirklich ganz flach liegen und sich nicht später beim Waschen mal von selbst ausrollen oder verziehen.
Für den Ärmel brauchten wir allerdings die Flachtnaht ohne Abschnitt, da hier der Saum nur eingeschlagen wird.
Dazu nutzen wir den Blindstichfuß. Für diese Variante haben wir einige Versuche gebraucht, bis wir die optimale Position der Führung und des Messers gefunden hatten. Das Messer wird zwar nicht benötigt, aber regelt ja auch die Stellung der Stichzunge. Und die wiederum die Größe des Überstandes. Bei Overlockern mit Fadenspannung regelt man das über die Veränderung der Spannung an Nadel oder Greifer. Ist eine Umstellung für uns, aber auch das hat man mit der Zeit schnell im Gefühl.
Der Saum direkt nach dem Aufziehen und am fertigen Schlafshirt.
Die Seiten- und Ärmelnähte sind dann wieder mit der 4-Faden-Overlocknaht genäht und auch der Halsausschnitt. Fehlt noch der Saum.
Normalerweise säumen wir mit der Flatlocknaht vor dem Schließen der Seitennähte, da man mit dem Blindstichfuß meist schlecht über Nahtkreuzungen kommt.
Aber das hatten wir vergessen, also musste die Nahtkreuzung irgendwie übernäht werden. Hier half der Microlifter. Ein bisschen rausdrehen, schon schwebt der Nähfuß über die dicke Stelle. Ganz perfekt wurde die Leiter nicht, aber immerhin ist die Kante erfasst, so dass später nichts raushängt.
Das fertige Schlafshirt, nach dem Pulloverschnitt Betula von Fabelwald.
Stoffe: Stoffcentrum
Der erste Eindruck
Nach wenigen Tagen waren die ersten Teile fertig und wir sind beeindruckt von der Juki MO-3500 Sumato. Arbeitet man mit Abschnitt, vernäht sie bis jetzt alle Stoffe und Garne perfekt. Das macht Lust auf mehr. Wie wäre es mit Paspeln? Oder Metallicarn als Kantenabschluss? Mit der MO-3500 wird uns sicher nicht langweilig.