Quilten Metallicgarn

Quilten mit Metallicgarnen

Ein bisschen Glitzer geht immer, warum nicht auch beim Quilten? Allerdings stellen diese Garne viele Quilter vor ein paar Probleme. Allem voran das ständige Fadenreißen, aber auch Schlaufen oder Aussetzer nerven oder zerstören am Ende das ganze Projekt.

Daher haben wir hier Tipps für Sie, damit auch das Quilten mit diesen Spezialgarnen klappt.

Ehe wir mit den Tipps loslegen, aber erst mal ein allgemeiner Hinweis:

Muss es wirklich Metallicgarn sein?

Ja, es sieht schön aus. Aber es kratzt auch meistens. Wenn Sie Ihr Quiltprojekt also als Decke oder Kissen verwenden möchten, überlegen Sie gut, ob Sie den Versuch überhaupt starten. Was nützt das schönste Kissen, wenn man es nicht benutzen kann? Ein Quilt als Decke soll gekuschelt werden und wird sicherlich öfter mal gewaschen. Was, wenn er kratzt oder das Garn nach ein paar Wäschen stumpf oder struppig wirkt?

Zudem kann es bei Metallicgarnen oft passieren, dass die Rückseite nicht perfekt wird und kleine Schlaufen vom Oberfaden auf der Unterseite zu sehen sind. Selbst bei perfekt eingestellter Fadenspannung kann das bei einem Richtungswechsel passieren. Dann kratzt vielleicht auch die Rückseite oder sieht einfach nicht gut aus.

Unser Tipp:

Verwenden Sie Metallicgarne nur für dekorative Quilts. Also Wandbehänge, Tischläufer, Taschen usw. Wo man entweder die Rückseite ohnehin nicht sieht oder mit einer weiteren Lage (zum Beispiel Taschenfutter) verdeckt wird.

Wir gehen zwar im Beitrag darauf ein, wie man die Rückseite optimiert, aber eine fehlerfreie Rückseite wird man mit diesen Garnen nur mit viel Anstrengung hinbekommen. Und das Quilten soll doch in erster Linie Spaß machen, oder?

Welches Metallicgarn zum Quilten?

Stickgarn statt Nähgarn

Oft nennt man es einfach nur Metallicgarn, aber es gibt auch da verschiedenen Einsatzbereiche: Overlockgarn, Stickgarn und Nähgarn.

Verwenden Sie zum Quilten am besten Stickgarne. Sie sind grundsätzlich auf höhere Geschwindigkeiten ausgelegt, als in der Regel stabiler gegen Fadenreißen.

Glatt oder Spezialoptik

In unserem Beitrag über das Sticken mit Metallicgarnen haben wir bereits auf die Unterschiede zwischen „normalen“ und speziell geformten Metallicgarnen hingewiesen.

Leichter verarbeiten lassen sich Metallicgarne, die wie normale, gezwirnte Garne aussehen und eine glatte Oberfläche haben. Hier wird eine glänzende Folie um den gezwirnten Kern gewickelt. 

1 bis 4 sind glatte Garne, 5 ein lose verzwirntes, was oft zu Problemen führt.

Bändchengarne oder gefachte Garne mit Kunststoffbeimischungen sind schwerer zu verarbeiten. Beim Quilten noch mehr als beim Sticken, da das Garn durch drei Lagen muss, die sich unterscheiden. Garne wie Madeira Sparkling kann man einfach mit den Fingern aufdrehen und sieht dann die einzelnen Bestandteile. 

Was ist das Problem beim Quilten gegenüber dem Nähen oder Sticken?

Ein Quiltsandwich besteht aus drei Lagen. Unten die Rückseite, meist ein glatter, gewebter Baumwollstoff. Oben auch meist Baumwollwebware, allerdings noch mit Nahtzugaben, Nähten und Nahtkreuzungen.

Dazwischen Vlies in verschiedensten Ausführungen und eventuell noch Kleber.

Man näht also zwischen drei und fünf Lagen und die Nadel muss durch drei Schichten, die sich in ihrer Festigkeit unterscheiden.

Das Vlies besteht aus Fasern, mal natürlichen Ursprungs, mal ein künstliches Material. Das Metallicgarn hat eine rauere Oberfläche als normale Garne und reibt somit am Vlies.

Diese Reibung kann man reduzieren, indem man das Sandwich platt drückt. Und das übernimmt der Nähfuß für Sie. Es ist also eine logische Schlussfolgerung, dass Nähen mit dem Obertransportfuß (oder dem normalen Nähfuß) oder einem Sprungfuß besser klappt als das Quilten mit einem schwebenden Nähfuß:

Mit dem Acufeed von JANOME (ein Obertransortfuß) oder dem Sprungfuß klappt es ganz gut.

Die Sohlen für gleitendes Freihandquilten haben mehr Einstellungen benötigt, um ein schönes Stichbild zu erzeugen (links die Sohle des Stichregulators).

Auch ein Ruler drückt das Material platt:

Soweit möglich, sollten Sie also immer versuchen, auf das gleitende Freihandquilten zu verzichten. Wenn es doch sein muss, klappt es besser, wenn der Nähfuß so tief wie möglich steht. Also ruhig das Sandwich etwas mit dem Nähfuß platt drücken und für Nahtkreuzungen den Fuß wieder höher stellen.

Hier das identische Motiv im Vergleich

Wir haben mit MADEIRA Glamour 20 Kiesel gequiltet. Dieses Garn ist in etwa doppelt so dick wie normale Metallicgarne und die Probleme daher gut zu erkennen. Beim Sticken haben wir (bei entsprechenden Motiven) gute Erfahrungen gemacht, es zählt für uns nicht zu den problematischen Stickgarnen. 

Gleitend

Erst gleitend, also ein Nähfuß, der über dem Stoff schwebt und sich nicht auf und ab bewegt. Wir mussten die Höhe immer wieder anpassen, man konnte regelrecht hören, wie das Garn knirscht. Als der Fuß dann endlich tief genug stand für angenehmes Quilten, kamen wir an die Nahtkreuzung und mussten ihn dann wieder stufenweise hoch stellen, sonst stockte der Quilt.

Gleitend mit Stichregulator

Der Stichregulator hat ja keine Auswirkung auf die Spannung, sondern regelt nur die Geschwindigkeit. Aber gerade in den kleinen Flächen und Bewegungen hat er eher für ein ungleichmäßigeres Stichbild gesorgt.

Optisch sieht das Muster, wie ja schon erklärt, mit einem Sprungfuß am besten aus. Allerdings ist die kreisende Bewegung für uns mit diesem Fuß schwer zu quilten. Daher würden wir bei gleitend bleiben, aber eine Echoquiltsohle montieren, um leichter über die Nahtkreuzungen zu kommen.

Welche Nadel zum Quilten mit Metallicgarn?

Hier gibt es leider nicht die „eine Nadel“ für das Quilten mit Metallicgarnen. Wie so oft ist es die Kombination aus Stoff, Garn und Projekt. Daher haben wir hier einfach ein paar Hinweise, die Ihnen bei der Auswahl helfen können:

Die Quilt-Nadel (Stepp-Nadel)

Die Spitze dieser Nadel ist schlanker als bei Universalnadeln, aber nicht so schlank wie bei einer Microtex-Nadel. So durchdringt sie leichter die doch ziemlich fest gewebten Patchworkstoffe auch bei Nahtzugaben und verhindert das Herausziehen des Vlieses aus dem Sandwich. Allerdings ist das Öhr normal groß, womit diese Nadel meist nur für die „normalen“, glatten Metallicgarne verwendet werden kann.

Die Metallicnadel oder Topstitchnadel

Warum fassen wir diese beiden Nadelsorten zusammen? Weil sie die gleiche Geometrie haben. Nutzen Sie also die Sorte, die sie schon haben. Diese Nadeln werden für die speziellen Metallicgarne verwendet, die im Querschnitt oder der Oberfläche nicht einem normalen Garn entsprechen.

Meine Maschine braucht Rundkolbennadeln

Einige Longarmmaschinen nutzen Rundkolbennadeln, hier müssen Sie prüfen, ob es eine spezielle Sorte gibt. Beim Modell JUKI TL-2300 Sumato können statt Rundkolbenadeln auch Flachkolbennadeln verwendet werden, also ist es möglich, die oben erwähnten Nadeln zu versuchen. Unsere Tipps sind aber hauptsächlich auf Haushaltsnähmaschinen ausgelegt, da Longarmmaschinen ja wieder etwas anders funktionieren.

Vermeiden Sie Kleber!

Wenn Sie mit Sprühkleber oder Klebevlies arbeiten, kann es sein, dass Sie nur noch mit einer speziell beschichteten Nadel quilten können (zum Beispiel SCHMETZ Superuniversal). Die haben für einige Metallicgarne aber nicht das passende Öhr. 

Unbedingt eine Probe machen

Eigentlich sollte man bei jedem Quiltprojekt vorher üben. Bei Metallicgarnen ganz besonders. Machen Sie sich aus den Resten ein Sandwich mit exakt den gleichen Voraussetzungen. Also mit Nahtkreuzungen, den verwendeten Stoffen, dem gleichen Vlies und falls sie Sprühkleber verwenden, auch diesen nutzen. Machen Sie das Probestück nicht zu klein! Denn liegt das Problem beim Fadenablauf, werden Sie das bei den ersten hundert Stichen oft nicht merken.

Der Fadenablauf

Bei Bändchengarnen sieht man es sofort, aber die Verwindung kann auch bei gezwirnten Garnen auftreten:

Da das Garn über den Kopf der Spule abgezogen wird, verwindet es sich mit sich selbst. Also klappt das Nähen am Anfang noch, aber je länger man näht, desto stärker die Verwindung, bis das Garn reißt.

Dieses Problem kann man durch Umlenkung lösen. Entweder durch einen Fadenbaum, eine Umlenköse (Bernina) oder auch durch stehenden Ablauf. Den stehenden Ablauf mit Drehung würden wir nur bei kleinen Spulen nutzen, größere Konen sind zu schwer und das wirkt sich dann wieder auf das Stichbild aus.

Das ist eine Menge, was es zu beachten gibt und klingt aufwändig. Aber keine Angst, das ist ja nicht bei jedem Projekt so.

Quilten mit Metallicgarnen – wie anfangen?

Wenn Sie also wirklich mit einem Metallicgarn quilten möchten, starten Sie mit der sicheren Variante. So lernen Sie die Eigenheiten Ihrer Maschine kennen und können das nach und nach steigern.

Glattes Metallicgarn und der Obertransportfuß

Unser Tipp für den ersten Versuch: ein normales Metallic-Stickgarn wie

und ein Geradstich mit dem Obertransportfuß. Dieser presst das Sandwich zusammen, sorgt für guten Transport und in der Regel kann mit der Stepp-Nadel gearbeitet werden.

Hinweis: Auch die Metallicgarne von Madeira wären geeignet, allerdings hat dieser Hersteller die Oberflächen und Zwirnarten nicht sortiert. Es kann also gut sein, dass Sie bei der Wahl aus der Farbpalette ein fest gezwirntes/umwickeltes und ein lose gezwirntes oder gemischtes Garn erhalten. Hier mehr Infos dazu: Metallicgarne von MADEIRA.

 

Testen Sie auf dem Probestück die Spannung. Entstehen kleine Pünktchen auf der Unterseite, wechseln Sie zur Topstitchnadel oder Metallicnadel.

Lassen Sie die Fadenspannung am Anfang in der Standardeinstellung! Oft wird geschrieben, man müsste für Metallicgarn die Spannung reduzieren, aber das ist vor allem beim Quiltsandwich nicht immer der Fall. Im Gegenteil, bei unserem Projekt haben wir die Spannung mal reduziert und auch mal erhöht, damit kein Oberfaden auf der Unterseite landet. Besonders die dünnen Metallicgarne sind so glatt, dass man mehr Spannung braucht. 

Wählen Sie den Unterfaden möglichst passend zum Oberfaden. Geht das nicht, dann passend zum Stoff. Hier sehen Sie MADEIRA Glamour No. 20, also ein Metallicgarn, das doppelt so dick ist wie die normale Garnstärke. Trotzdem lässt es sich sehr gut verarbeiten. Es besteht aus einem Metallanteil, der sich um einen normalen Garnfadenkern wickelt. Hier konnte mit der richtgen Fadenspannung ein ziemlich gutes Nahtbild auf der Unterseite erzeugt werden, was sich nach der ersten Wäsche sicher noch verbessert hätte (gold).

Freemotion-Quilting mit Metallicgarnen

Bei der freien Bewegung wird es wirklich schwierig, auf der Rückseite ein perfektes Bild zu erzeugen. Das wird bei der Spirale schnell klar:

Folgen Sie doch einfach mal der Spirale mit den Augen. Was fällt auf?

Genau, rechts oben ist kein Oberfaden auf der Rückseite. Die Spirale könnte man ewig fortführen, das Bild wird immer gleich sein. Je nachdem, in welche Richtung man den Stoff bewegt, zieht der Oberfaden anders am Unterfaden und die Verschlingung geschieht zu unterschiedlichen Zeiten. Fällt bei normalen Garnen meist kaum auf, aber bei Metallicgarn eben schon. 

So ist eine Optimierung noch schwerer und daher eben unser Rat: Metallicgarne nur, wenn man die Rückseite nicht sieht.

Optimierungsbeispiel

Heißt nicht, dass es absolut nicht geht. Wir haben hier ein Beispiel für Sie, bei dem es durchaus geklappt hat.

Wie?

  • Unterfaden passend zum Oberfaden (nicht zum Rückseitenstoff). Für uns lag der Schwerpunkt auf der Vorderseite, da der Quilt an die Wand gehängt wird. Hätten wir ihn als Decke verwenden wollen, hätten wir für die Rückseite schwarzen Stoff verwendet.
  • Weicher Rückseitenstoff, hier Flanell.
  • Fadenspannung auf einem Probestück mit allen Mustern vorher testen und Spannung für jedes Element passend einstellen.
  • Multicolor-Metallicgarn mit Viskosekern auf leicht gemustertem Stoff. Hier handelt es sich um MADERIA Metallic Soft.
  • Heften mit der Pistole (oder Nadeln, Garn) und nicht mit Sprühkleber.

Es geht aber nicht immer

Über die Problematik bei den verschiedenen MADEIRA Metallicgarnen haben wir ja bereits geschrieben und hier gibt es eine Sorte, die wirklich schwierig zu verarbeiten ist: Sparkling oder Supertwist und Glamour No. 12.

Es ist ziemlich lose verzwirnt und durch die verdrehten Metallicfolien eher rau. Wenn man es vernäht bekommt, hat es einen tollen Effekt, aber man sollte es sich doch gut überlegen. Oder, wenn möglich, mit dem Geradstich verarbeiten:

Zum Vergleich mit dem Sprungfuß:

Nach wenigen Stichen wird der Effektfaden vom Kern abgerieben, reißt und sammelt sich über der Nadel. Bei diesem Probestück ist mittlerweile auch klar, wo das Problem liegt:

Wir haben auf die Schnelle mal ein Quiltsandwich gebraucht und für die Rückseite einen Rest von einem gewebten Sport-Stoff verwendet. Der war zwar schön dünn und glatt, aber ist auch sehr dicht gewebt. Das lose gezwirnte Madeira Sparkling/Supertwist dringt selbst mit einer 90er Topstitch nur schwer hindurch, reibt daran und splisst sich auf. Also ein perfektes Beispiel dafür, dass möglichst alle Komponenten auf das Quilten mit Metallicgarnen ausgelegt sein sollten.

Mit unseren Tipps steht dem nächsten glänzenden Quiltprojekt aber jetzt nichts mehr im Weg.

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Dieses Beispiel haben wir im Live am Mittwoch doch glatt vergessen 😅 Dabei war es einer der ersten Versuche, Fringe zu Sublimieren. Hier haben wir auf Spinnvlies von @maedebykasia gestickt und auch das Sublimationspapier ist von ihr. Die Schrift heißt Franzy und die bekommt ihr beim @naehpark im Shop.
Wie versprochen arbeiten wir bereits an einem Textbeitrag für unsere Homepage (Link in Bio) und jetzt ist noch die Frage: Braucht es auch ein ausführliches YouTube-Video? Wenn ja, mit welcher Maschine sollen wir sticken?

Das Freebie zum Testen bekommt ihr immer noch, wenn ihr einen unserer Beiträge zu dem Thema teilt und @naehpark, @maedebykasia und @naehratgeber markiert. Damit wir das auch sehen können, muss euer Profil öffentlich sein.

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