Die Hauben und Staubschutzhüllen, die den meisten Maschinen beiliegen, sind in den seltensten Fällen eine Augenweide und passen optisch in kaum ein Nähzimmer oder eine Nähecke. Daher nähe ich für meine Maschinen sehr zügig neue Hauben, die ich ganz nach meinem Geschmack gestalten kann.
Diese nähe ich eigentlich immer nach dem gleichen Prinzip, wenn sich ein Rechteck um die Maschine legen lässt. Meine Overlock hat eine abgeschrägte Haube bekommen, aber die L860 entspricht in ihrer äußeren Form eher einer Nähmaschine.
Tipp: Diese Anleitung funktioniert auch prima für normale Nähmaschinen.
Da kaum eine Maschine der anderen gleicht, erkläre ich euch in diesem Beitrag, wie ihr eine solche Haube individuell für eure Maschinen selbst konstruieren könnt.
Ich zeige das am Beispiel der Bernina Overlock L860. Die Haube passt auch für die L850. Ist eure Overlock eher klassisch nach vorne abgeschrägt, könnt ihr meine zweite Anleitung verwenden: Overlockhaube Teil 2.
Material
Für die Haube benötigen wir:
- Style-Vil
- ggf. S320 (siehe Anleitung)
- Baumwollstoff
- Lineal & Rollschneider
- Sprühkleber
- Näh- & Quiltgarn
- Nähmaschine
- Bügeleisen oder Transferpresse
- Markierstift
Maschine ausmessen
Zuerst muss die Maschine ausgemessen werden. Dabei sollten alle herausstehenden Teile berücksichtig werden, die auch unter der Maschine herausstehen oder montiert bleiben, wie z.B. der Auffangbehälter oder das Handrad.
Am Beispiel der Bernina L860 ergeben sich folgende Maße:
Breite (inkl. Handrad): 41cm
Höhe (inkl. Fadenbaum): 41,5 cm
Tiefe (inkl. Auffangbehälter & Fadenbaum): 34 cm.
Zu diesen Maßen müssen nun noch in der Breite und Tiefe jeweils 2 cm Spiel hinzugegeben werden, damit die Haube bequem aufgesetzt werden kann, sowie jeweils 2cm Nahtzugabe. In der Höhe wird nur 1cm Spiel sowie 1cm Nahtzugabe hinzugegeben, da die Haube unten ja offen ist.
Hieraus ergeben sich für die L860 folgende Maße:
Breite: 41 + 2 + 2 = 45 cm
Höhe: 41,5 + 1 + 1 = 43,5 cm
Tiefe: 34 + 2 + 2 = 38 cm
Schnitteile berechnen – nicht zuschneiden!
Aus den ausgerechneten Maßen ergeben sich die Schnittteile (diese werden jetzt nur berechnet, aber noch nicht zugeschnitten!). Ich bevorzuge Hauben, die aus zwei Seitenteilen und einem umlaufenden Vorder-, Ober- sowie Rückteil bestehen. Hierdurch muss ich die Haube nur an zwei Kanten zusammennähen.
Dafür benötige ich zwei Seitenteile mit den Maßen der errechneten Tiefe x Höhe. Für die L860 bedeutet dies: 38 cm x 43,5 cm.
Zudem wird ein Hauptteil benötigt. Die Breite dieses Schnittteils ist die errechnete Breite. Die Höhe ist die Summe der Tiefe und der doppelten Höhe ohne die Nahtzugaben (Höhe + Höhe + Tiefe – 4).
Optional könnt ihr noch Einsteckfächer einplanen, um z.B. die Bedienungsanleitung, einen Anschiebetisch oder weiteres Zubehör zu verstauen. Je nachdem, an welcher Seite ihr das Fach annähen möchtet, wählet ihr die jeweilige Breite der Maschinenseite sowie die gewünschte Höhe. Ich möchte ein einfaches Einsteckfach auf der Rückseite annähen, in dem ich den Anschiebetisch verstauen kann. Es hat daher die Breite der Maschine und eine Höhe von 35 cm.
Patchwork und Quilten
Jetzt ist Zeit, eurer Kreativität freien Lauf zu lassen. Ihr könnt die Schnittteile aus diversen Patchworkelementen zusammensetzen und sie beliebig quilten. Je nachdem, wie eng und viel ihr quiltet, schrumpfen die Schnittteile. Damit die Haube später noch passt, werden die Teile daher zunächst grob zugeschnitten (mit einer Zugabe von ca. 5 cm) und gequiltet.
Ich persönlich quilte für das Haupt- und die Seitenteile jeweils nur eine Lage Baumwolle und den Schaumstoff zusammen. Innen verwende ich kein Futter, da man es ohnehin nicht sieht und ich später noch S320 aufbügle. Die Einstecktasche quilte ich klassisch aus zwei Lagen Baumwollstoff sowie einer Lage Schaumstoff und verschließe die obere Kante (den Eingriff) mit einem Binding.
Verstärken mit S320
Style-Vil ist in der Regel stabil genug, um der Haube einen schönen Stand zu verleihen. In meinem Fall schaut der Fadenbaum der Overlock über die Gesamthöhe hinaus. Da ich ihn nicht jedes Mal abnehmen möchte, muss meine Haube diesen Hohlraum zwischen Maschine und Fadenbaum mit abdecken.
Damit die Haube an dieser Stelle auf Dauer nicht in sich zusammensackt, habe ich mich dazu entschieden, sie zusätzlich mit S320 zu verstärken. Dieses presse ich nach dem Quilten und ebenfalls im Grobzuschnitt auf die beiden Seitenteile sowie das Hauptteil auf und lasse es min. 30 Minuten auskühlen.
Wie man Teile pressen kann, die größer sind als die Pressfläche, könnt ihr hier nachlesen:
Täschi: Tipps zum Pressen
Zuschnitt
Jetzt schneide ich alle Teile auf die errechneten Maße zu und versehe die Einstecktasche mit dem Binding.
Ich habe mich bei dieser Haube dazu entschieden, den FPP-Block „Stitch On Banner“ von Happy Sew Lucky zu vernähen.
Nähen der Haube
Im ersten Schritt wird das Einsteckfach auf jeweilige Schnittteil genäht. In meinem Fall nähe ich das Einsteckfach für den Anschiebetisch auf die Rückseite des Hauptteils. Ich nähe es innerhalb der Nahtzugabe an allen drei Seiten fest, sodass es mir in den nächsten Schritten nicht mehr verrutschen kann.
Als nächstes nähe ich auf dem Hauptteil die Bruchkanten der Oberseite ab, damit sich die Haube nach dem Nähen von allein in die richtige Position faltet.
Dafür lege ich mir das Seitenteil bündig neben des Hauptteil und zeichne 1cm unterhalb der Oberkante des Seitenteils eine waagerechte Linie und nähe diese nach.
Ich lege das Hauptteil bündig an die Oberseite des Seitenteils, indem ich es am Knips entlang umklappe. Und stecke es mir fest.
Jetzt kann ich die Oberseite nähen. Nahtanfang gut verriegeln und bis zur nächsten eingezeichneten Markierung nähen, verriegeln und wieder einen Knips einschneiden. Die letzte Naht des Seitenteils wird auf dieselbe Weise geschlossen.
Das zweite Seitenteil wird genauso angenäht. Hier ist es jetzt leichter, auf der Rückseite des Hauptteils zu starten.
Zum Schluss wird noch das Bindig angenäht. Die Technik von Maria Norda könnt ihr dazu hier nachlesen:
Maria Norda: Quiltbinding sauber mit der Maschine annähen
Und fertig ist die eigene Maschinenhaube!
Danke an Täschi für das Tutorial!