Mit Stickschaum lässt sich ein Effekt ähnlich der Trapunto-Technik erzeugen. Da der Stoff jedoch nicht von hinten aufgeschnitten werden muss, lassen sich kleinere Objekte und sogar Schriftzüge damit gestalten.
Wir zeigen Ihnen hier das Erstellen einer Trapunto-Stickdatei für Stickschaum mit der Sticksoftware von BERNINA. (Dieser Beitrag wurde mit der Version 8.2 erstellt)
Benötigtes Material:
- Sticksoftware BERNINA Designer Plus
- Stickschaum
- Jersey oder ein ähnlich dehnbarer Stoff
- Farblich passendes Stickgarn
- Schneidevlies
- evtl. Sprühkleber, wasserlösliches Vlies
Trapunto-Stickereien für Stickschaum erstellen
Öffnen Sie die Software und führen Sie einen Rechtsklick auf die Schriftzüge aus, um die Objekteigenschaften zu aktivieren.
Dort suchen Sie sich eine Schrift aus. Es muss keine Stickschaumschrift sein. Sie sollte allerdings nicht zu dünn sein und keine Serifen enthalten. Dabei kommt es auch immer auf die endgültige Größe Ihrer Stickerei an. Stickschaum sollte nicht auf weniger als 4 mm geschnitten werden. Geben Sie den Text ein und erstellen Sie das Wort.
Danach öffnen Sie „Konturen und Versetzungen“.
Die Art der Kontur wird später ohnehin angepasst, die können Sie übernehmen, wichtig ist die Auswahl in der Mitte für überlappende Objekte. Hier muss „Gemeinsame Konturen“ ausgewählt sein. Bestätigen Sie mit OK.
Jetzt hat Ihr Schriftzug eine Umrandung.
Öffnen Sie den Farbfilm und entfernen Sie den zuerst erstellten Schriftzug.
Übrig bleibt nur die Kontur. Jetzt sollten Sie zumindest grob die fertige Größe einstellen.
Gruppieren Sie alle Objekte. Um zu viele Sprünge zu vermeiden, können Sie hier vorher noch die Objektreihenfolge anpassen. Denn bei Schriften werden meist erst die Umrandungen fertig gestickt, ehe die inneren Formen dran kommen. Hier werden die inneren Konturen der Buchstaben e und a erst am Ende gestickt. Allerdings lassen sich die Sprungstiche so später auch leichter schneiden.
Öffnen Sie die Objekteigenschaften.
Hier legen Sie die Eigenschaften wie folgt fest: Stichlänge 1 mm, Dreifachstich. Hat Ihre Stickmaschine Probleme mit den kleinen Stichen, können Sie auch 1,5 mm wählen. Aber länger sollten die Stiche nicht sein, denn hiermit wird der Stickschaum perforiert. Der Dreifachstich sorgt dafür, dass der Stickschaum, der auf der Fläche bleiben soll, beim Abreißen nicht abfällt.
Verwenden Sie Sprühkleber, um den Schaum auf dem Vlies zu befestigen, können Sie hier auch einen kleinen Geradstich einstellen, bis herunter auf 0,3 mm.
Deaktivieren Sie in den Objekteigenschaften hier die Fadenschnitte. Bei der ersten Farblage sollten keine Sprungstiche geschnitten werden, um zu viele Fadenreste auf der Rückseite zu vermeiden. Die ist vor allem dann wichtig, wenn Sie die Technik auf Bekleidung anwenden.
Duplizieren Sie das Objekt. Für die Farblage zwei stellen Sie einen einfachen Geradstich oder einen Dreifachstich ein und aktivieren das Sprungstichschneiden wieder (wenn Sie möchten).
Hier sollte die Stichlänge zum Objekt passen, bei unserer relativ kleinen Schrift nicht länger als 2 mm.
Legen Sie die endgültige Größe fest und betrachten Sie Ihre Datei in der Stickansicht.
Korrigieren Sie ggf. die Stickreihenfolge der Buchstabenelemente. Vor allem bei Stickschaum mit 3 mm Stärke muss bedacht werden, dass der Stichfuß den Stoff berührt und bei ruckartigen Bewegungen (z.B. zwischen den einzelnen Objekten) kann die Stickerei verschoben werden.
Trapunto Stickereien für Stickschaum sticken
Spannen Sie eine Schneidevlies ein und montieren Sie den Stickrahmen. Wir sticken hier ein Motiv für ein Kissen, bei dem die Rückseite später nicht sichtbar sein wird. Für Bekleidung können Sie auch den gleichen Stoff als Rückseite einspannen, zusammen mit einem wasserlöslichen Vlies.
Legen Sie den Stickschaum auf. Die richtige Position können Sie prüfen, wenn Sie die vier Ecken des Motivs abfahren lassen. Sie können auch einen Heftrahmen verwenden, allerdings müssen Sie diesen auftrennen, ehe Sie mit dem Ablösen des Stickschaums beginnen.
Sticken Sie Farblage eins. Eventuell müssen Sie ihn Ihrer Stickmaschine das automatische Sprungstichschneiden deaktivieren. Obwohl die Datei hier ohne Schnitte erstellt wurde, fügt die BERNINA B790 Plus ab 6 mm Länge trotzdem Schnitte hinzu.
Erhöhen Sie bei diesem Schritt die Oberfadenspannung. Damit wird der Schaum besser perforiert, aber stellen Sie sie für die zweite Lage wieder zurück.
Wichtig für BERNINA-Nutzer: Deaktivieren Sie die Fadenentfernung nach dem Schnitt (vor allem, wenn Sie das Sprungstichschneiden aktiviert haben). Hierfür macht die Maschine einen ruckartigen Schlenker und dabei kann sich der Stickfuß an der Kante des Stickschaums verfangen.
Nehmen Sie den Rahmen aus der Maschine, lassen Sie das Vlies eingespannt. Durchtrennen Sie die Sprungfäden mit einer Schere. Sie müssen Sie nicht knapp abschneiden, nur mittig durchtrennen, damit der Schaum abgerissen werden kann.
Haben Sie mit Heftrahmen gestickt, trennen Sie diesen nun auf. Entfernen Sie den Stickschaum außerhalb der Kontur. Dies geht hier etwas schwerer als bei einer Satinstich-Stickerei. Für die kleinen Bereiche eignet sich gut eine Pinzette. Sollte sich versehentlich ein Teil ablösen, können Sie es mit etwas Stylefix wieder befestigen, es wird ja im Anschluss mit Stoff überdeckt.
Wenn Sie alle Teile entfernt haben, legen Sie den Stoff über den Stickschaum. Die besten Ergebnisse erzielt man mit Baumwolljersey. Besonders Jerseys, die nicht durchgefärbt sind (also auf der Rückseite weiß sind), ergeben tolle Effekte. Zu feste Stoffe drücken den Stoff platt und die Formen heben sich nicht ab. Sie können den Stoff mit etwas Sprühkleber befestigen.
Schieben Sie den Rahmen wieder auf. Hier sehen Sie eine Spezialität bei BERNINA: Der Stickfuß ist nicht höhenverstellbar. Dies sorgt vor allem bei 3 mm starkem Stickschaum schnell mal dafür, dass der Stickfuß den Jersey zu stark berührt und verschiebt. Daher sticken wir in dem Fall mit dem Rulerfuß Nr. 72. Auch die anderen höhenverstellbaren Füße können verwendet werden (Nr. 73 und 74). Der Gleitschalenfuß ist allerdings sehr breit und könnte den Stickrahmen berühren, daher müssen Sie hier für einen großen Abstand zum Rand sorgen.
Haben Sie keinen höhenverstellbaren Fuß, verwenden Sie bitte nur Stickschaum mit 2 mm Dicke. Sticken Sie mit einer anderen Marke, verstellen Sie bei Bedarf die Höhe des Stickfußes, aber nur so weit wie nötig.
Nach dem Sticken nehmen Sie den Stoff aus dem Rahmen und schneiden dann das Vlies knappkantig zurück. Hier sehen Sie einige Fadenschnitte, bei Farblage eins war das Sprungstichschneiden noch aktiv. Da die Rückseite jetzt überdeckt wird, macht das nichts.
Haben Sie bei einem Kleidungsstück nur auf Vlies gestickt, können Sie jetzt noch MADEIRA Comfort Wear aufbügeln.
Hier sehen Sie den gleichen Schriftzug mit einem anderen Jersey. Daraus entstand ein Bezug für eine Nackenrolle. Durch den Schaum und die wenigen Stiche ist das Kissen trotzdem noch bequem.
Stickschaum ist bei 40 Grad waschbar und durch die engen Konturen bleibt alles in Form. Die Fläche bei Ihrem Motiv sollte nicht größer als 10 cm sein, damit der Schaum nicht innerhalb der Umrandung verrutschen kann.
Für die Rückseite wurde der gleiche Jersey verwendet und mit wasserlöslichem Vlies gearbeitet. So bleibt am Ende nur Stoff übrig.
Abwandlung für festere Stoffe oder viele Innenöffnungen
Möchten Sie diese Technik mit dünner Webware oder dehnbarem Kunstleder sticken, sollten Sie die zweite Farblage etwas versetzt sticken, damit die Form später noch schön hervortritt. Auch, wenn viele Innenöffnungen gestickt werden, kann so Verzug vermieden werden. Passen Sie die Datei am besten immer dem Stoff an, besonders bedruckter Jersey wirkt schöner, wenn beide Lagen übereinander gestickt werden, weil dann die Kanten betont werden.
Tipp:
Haben Sie auf Ihrem Rechner Schriften wie Webdings oder Wingdings installiert, finden Sie dort bereits eine kleine Motivauswahl, wenn es mal keine Schrift sein soll.
Erstellen Sie eine Form und gehen Sie dann auf „Konturen und Versetzung“.
Dort wählen Sie nicht nur die Objektkontur, sondern auch eine Versetzung. Diese sollte, je nach Motivgröße, ca. 0,5 bis 1 mm betragen.
Die Objektkontur (grün) stellen Sie dann wieder zum perforieren ein (kleiner Dreifachstich oder sehr kleiner Einfachgeradstich) und die Versetzung (pink) auf einen Befestigungstich.
Achten Sie darauf, dass bei Innenöffnungen die Reihenfolge der Konturen stimmt. Bei manchen Buchstaben wird diese umgekehrt, dann müssen Sie die Innenöffnung separat mit einer Kontur und Versetzung versehen und die Versetzung auf einen negativen Wert stellen.
Auch Lust auf Trapunto-Stickereien? Legen Sie los, Sie haben ja gesehen, dass Sie eigentlich nur zwei gleiche Konturen benötigen. Wir werden die Technik demnächst auch als Video erklären, inklusive des Einfügens eines Hintergrundbildes eines Schnittmusters.
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Trapunto mit Stickschaum an der Nähmaschine
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