Vom kostenlosen Stickmuster (Freebie) bis hin zum Set im hohen zweistelligen Bereich gibt es Stickdateien im Netz nicht nur zu sehr unterschiedlichen Preisen, sondern auch in sehr verschiedenen Qualitäten.
Aber wie erkenne ich vor dem Kauf, ob ein Stickmuster gut oder schlecht digitalisiert ist?
Viele Probleme zeigen sich erst beim Sticken, aber wir haben hier ein paar Tipps für Sie, mit denen Sie vorab schon mal ein paar Schwierigkeiten aussortieren können. Und selbst wenn Sie doch mal ein nicht so gut digitalisiertes Motiv erwischt haben, wissen Sie dann zumindest, dass es nicht an Ihnen oder an Ihrer Stickmaschine liegt.
Die Plattform
Grundsätzlich sollten Sie vor dem Download checken, wer dahinter steckt. Sie haben den Shop noch nie gesehen? Werfen Sie einen Blick ins Impressum und in die AGBs. Vor allem bei Beispielbildern in sozialen Medien, wo man nur einen kryptischen Link zum Bezahlen bekommt, sollte man erst mal vorsichtig sein. In welches Land geht ihr Geld?
In dem meisten Fällen verzichten Sie beim Kauf eines digitalen Produkts auf die Möglichkeit des Widerrufs. Hier wurde das Gesetz angepasst, da sonst enorme Nachteile für den Verkäufer entstehen würden. Aber erreichen Sie denn jemanden, wenn Sie ein Problem mit der Datei haben?
Die Artikelbeschreibung
Ein ganz wichtiger Punkt zur Stickqualität sind Beispielbilder. Gibt es zu einer Datei kein fertig gesticktes Beispiel, lassen Sie lieber die Finger davon. Wenn es Beispiele gibt, schauen Sie sie genau an.
- Kann man die Bilder vergrößern, um etwas zu erkennen?
- Auf welche Stoffe sind die Beispiele gestickt?
- Wer hat die Beispiele gestickt? Kann man bei den Probestickern vorbeischauen?
- Und:
Sind die Beispiele echt?
Mockup-Bilder oder Fotomontagen sind eigentlich eine gute Möglichkeit, aufzuzeigen, was man mit der Datei alles so besticken kann. Leider werden sie aber vermehrt dazu genutzt, sich das Probe- und Designsticken zu sparen.
Wie erkennt man Mockups?
Oft ganz schnell in der Vergrößerung des Bildes. Es besteht quasi keine Verbindung zwischen Stickmuster und Stoff. Der Bereich um das Bild ist dann einfach zu perfekt. Denn sind wir mal ehrlich, eine Stickerei ohne die klitzekleinste Welle am Stoff? Da müsste man den Stoff schon festhalten zum Fotografieren.
Diese Beispielbilder hat Kasia speziell für unseren Beitrag erstellt, um zu zeigen, was am PC möglich ist. Kasia verwendet in ihrem Shop gelegentlich mal ein Mockup-Bild, um weitere Anregungen anzubieten. Diese Bilder sind bei ihr aber immer gekennzeichnet!
Hätten Sie gedacht, dass das nicht echt ist? Selbst die Kurven des Musters wurden an die Kissen angepasst. Schaut man sich aber den Schneemann genau an, fällt einem auf, dass die Verhältnisse nicht stimmen. Die Stiche sind viel zu lang für ein Kissen, von dem man erwartet, dass es mindestens 40 cm Seitenlänge hat. Das Muster ist also eigentlich klein, so um die 10 cm x 10 cm und wurde nur in der Software vergrößert. Auch Satinstiche in der Länge beim Text würde nie derart glatt werden beim Sticken.
Gibt es von der Datei nur solche Bilder, und sind diese nicht als Fotomontagen gekennzeichnet, lieber nicht kaufen. Manchmal wird aber auch hier getrickst: Die Beispiele werden nur in der kleinsten (materialsparendsten Version) gestickt, aber in vielen verschiedenen Größen angeboten.
Von den großen Motiven gibt es im Shop dann nur Mockup-Bilder? Vergrößert man ein Muster, muss man aber auch an den einzelnen Flächen nacharbeiten für ein schönes Ergebnis.
Hier wieder ein Beispiel, das Kasia für uns erzeugt hat. Der Schneemann auf Tüll im Rahmen ist ein echtes Designbespiel und nicht mal zehn Zentimeter groß. Auf dem Kissen sieht es aus, als wäre er über 20 cm hoch.
Spart der Designer auch hier an echten Beispielen, lieber woanders kaufen.
Aber digital nachhelfen ist nicht grundsätzlich schlecht!
Mockup-Bilder oder Fotomontagen sind okay, wenn sie gekennzeichnet werden.
Die Datei ist also mehrfach probegestickt, die Designer hat aber noch mehr Ideen und zeigt diese anhand einer digitalen Montage. Dann sollte das ehrlicherweise im Bild gekennzeichnet sein.
Die zwei Arten von Mockup-Bildern beim Sticken
Eine Fotomontage aus einer Software ist noch relativ leicht zu erkennen.
Besonders in der Vergrößerung ist zu sehen, dass es sich nicht um echtes Stickgarn handelt, sondern um die realistische Vorschau der Datei.
Manchmal wird aber auch das gestickte Motiv exakt ausgeschnitten und auf andere Projekte kopiert.
Zum Abschluss der Fotomontagen:
Ein Stickmuster kann auch gut sein, wenn es im Shop nur diese Art von Bildern gibt. Es besteht allerdings die Gefahr, dass es eben nicht funktioniert, wie dargestellt. Wenn Sie das Risiko eingehen möchten, schauen Sie sich einfach weiter in diesem Shop um. Wie groß ist der Anteil der Mockup-Bilder? Je höher, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Datei noch Fehler aufweist oder zu dicht / zu lose digitalisiert ist, da es ja anscheinend nie wirklich getestet wurde.
Digitalisieren ist Handarbeit
Auch bei einem weiteren Punkt hilft die vergrößerte Ansicht. Hat sich der Designer die Mühe gemacht, seine Vorlage händisch zu bearbeiten? Eine gute Sticksoftware kann, je nach Vorlage, schon mit wenigen Klicks eine ziemlich gute Datei erzeugen.
Die Lebendigkeit eines Stickmusters wird jedoch vom Ersteller durch seine Handschrift beeinflusst. Derjenige macht sich Gedanken, wie das Motiv besser wirken kann und gleichzeitig über die technischen Eigenschaften beim Sticken und späteren Tragen.
Und all das dauert seine Zeit, daher kostet das auch Geld. Alleine das sinnvolle Reduzieren von Sprungstichen und Fadenschnitten, auch wenn man hier viel von der Automatik unterstützt wird. Stickmuster mit 60.000 Stichen für zwei Euro? Was glauben Sie, wie lange daran gearbeitet wurde?
Kleines Beispiel:
Unsere Nähmaschine
Die Vorlage haben wir als SVG und PNG, je nach Software könnte man sie als Hintergrund laden und Autopunchen. Hier das Ergebnis nach 5 Minuten (rechts):
Und links die fertige Datei nach gründlicher Bearbeitung.
Das ist schon eine Weile her, hat aber damals insgesamt am Rechner sicher über eine Stunde gedauert, unterbrochen von mehreren Probestickereien.
Und diese Probestickereien machen wir zuerst immer selbst, dafür geben wir die Datei nicht an freiwilige Helfer ab. Viele Probleme kann man nämlich während des Stickens beobachten. Bekommt man die fertige Probestickerei als Foto geschickt, geht zu viel Information verloren.
Achten Sie also auch darauf, ob der Designer seine Muster auch selbst stickt und präsentiert.
Werfen Sie einen Blick in die Bewertungen
Vor allem bei Verkaufsplattformen gibt es ein Bewertungssystem, bei dem auch Bilder enthalten sind. Schauen Sie sich die Bilder an. Auch wenn in der Bewertung dazu steht, die Datei sei so toll, Bilder sagen mehr als tausend Worte. Derjenige, der die Datei gestickt hat, hat vielleicht noch nicht so viel Erfahrung im Sticken und weiß gar nicht, um wieviel schöner das Projekt aussehen könnte, wenn die Stickdatei besser erstellt worden wäre.
Tipp: Wenn Sie auch in den Bewertungen Mockup-Bilder sehen, unterstützen Sie solche Verkaufsplattformen möglichst wenig.
Augen auf beim Stickmusterkauf
Mit der Zeit werden Sie schnell erkennen, ob es sich wirklich lohnt, ein Stickmuster zu kaufen. Und vor allem, wo. Wenn Sie einen Shop gefunden haben, der gute Dateien bietet, dann bewerten Sie ihn auch. Sie helfen dem Verkäufer damit weiter und Sie kostet es nicht mehr als ein bisschen Zeit.