Nahtzugabe Schnittmuster

Bara Studio: Die Nahtzugabe

Christina von Bara Studio erklärt hier alles Wichtige rund um das Thema Nahtzugabe.

Nahtzugaben anzeichnen

Da zwei Schnittteile nicht direkt am Rand zusammengenäht werden können, muss ein wenig Stoff neben der Naht dazugegeben werden. Dieser Abstand zwischen der Nahtlinie und der Stoffkante nennt man Nahtzugabe (Abkürzung: NZG).

Bei manchen Schnittmustern ist die Nahtzugabe bereits enthalten, sodass du die Schnittteile einfach entlang der Papierkante aus dem Stoff ausschneiden kannst. Die Informationen ob und wieviel Nahtzugabe enthalten ist, findest du entweder auf den Schnittteilen und/oder in der Anleitung.

Bei einigen Schnittmustern ist die Nahtzugabe jedoch nicht enthalten und muss selbst hinzugefügt werden.

Die Zugabe ist abhängig von Material und Nähvorgaben und liegt meistens zwischen 0,7 – 2,5 cm. Die gängige Breite einer Overlocknaht beträgt 0,7 cm, daher wird diese Zugabe vor allem bei Schnittmustern verwendet die aus Maschenware, wie Jersey oder Sweat genäht werden. Bei Webwaren, die stärker an den Kanten ausfransen, ist 1 cm die gängige Nahtzugabe. Bei besonderen Nähten wie beispielsweise der französischen Naht oder der Kappnaht braucht man wiederum eine größere Nahtzugabe von 1,5 cm. (In den Anleitungen für die Schnittmuster findest du meist Empfehlungen für die Nahtzugabe.)

Wichtig ist, dass du bei einem Schnittmuster überall oder zumindest an den Schnittkanten, die später zusammengenäht werden die gleiche Nahtzugabe verwendest. Auf diese Weise brauchst du dir nicht zusätzlich die Nahtlinie auf deinen Schnittteilen anzeichnen, sondern kannst einfach die Schnittkante als Orientierung verwenden. Lege die Kanten beim Nähen genau aufeinander und halte den entsprechenden Abstand zwischen der Einstichstelle der Nadel und der Schnittkante ein. In die Stichplatte einer Nähmaschine sind meist entsprechende Hilfslinien eingraviert, an denen du die Schnittkante beim Nähen entlangführen kannst.

Die Nahtzugabe kannst du direkt auf den Stoff anzeichnen. Stecke das Papierschnittmuster mit Stecknadeln auf den Stoff fest und zeichne dann ringsum eine Parallele ein.

Falls du deinen Schnitt jedoch abpaust, ist es sinnvoll die Nahtzugabe gleich auf Papier hinzuzufügen, da es sich auf Papier viel besser und genauer zeichnen lässt als auf Stoff (besonders auf elastischen Stoffen).

Nahtzugabe muss nur dort angezeichnet werden, wo auch eine Naht liegt. Am Stoffbruch zum Beispiel braucht man keine zusätzliche Weite, da diese Kanten nicht zusammengenäht werden.

Übertrage auch die Knipse auf deine Nahtzugabe!

Ecken abwinkeln

Damit die Schnittkanten später perfekt aufeinander passen, muss die Nahtzugabe an den Ecken abgewinkelt werden. 

Bei einem rechten Winkel ist das logischerweise kein Problem, bei einem spitzen oder gestreckten Winkel ist das Abwinkeln der Ecke jedoch ein bisschen komplizierter.

Dafür gehst du wie folgt vor: Überlege dir zunächst – oder schaue in der Anleitung zu deinem Schnitt nach -, welche Nähte bei deinem Schnittteil zuerst zusammengenäht werden. Bei einem Zweinaht-Ärmel werden beispielsweise die Seitennähte zuerst geschlossen, bevor die Armkugel in das Vorder- und Rückteil eingenäht wird. Verlängere nun diese „erste“ Naht – am Oberärmel also die Seitennaht (grüne Linie). Zeichne anschließend an der Armkugel die Nahtzugabe (hier 1 cm) parallel zur Nahtlinie ein (rote Linie). An dem Schnittpunkt beider Linien (S) zeichnest du nun einen rechten Winkel zur Seitennaht und anschließend (ebenfalls im Abstand von 1 cm parallel zur Seitennaht) die Nahtzugabe ein.

Damit Ober- und Unterärmel an den Seitennähten auch aufeinanderpassen, misst du am Oberärmel die zusätzliche Länge an der Seitennaht aus und überträgst diese (hier 1,4 cm) auf die Seitennaht am Unterärmel. Winkle an dieser Stelle die Nahtzugabe wieder zur Seitennaht ab und zeichne auch hier an der Armkugel und an der Seitennaht die Nahtzugabe parallel zur Nahtlinie an.

Saumzugabe

Als Saum wird die (einfach oder doppelt) umgeschlagene und angenähte Stoffkante bezeichnet.

Gesäumt werden muss meistens die untere Kante eines Kleidungsstücks oder eines Ärmels. An diese Kanten muss dementsprechend auch mehr Stoff dazugegeben werden, diese Mehrweite nennt man Saumzugabe. Anders als bei der Nahtzugabe ist die Saumzugabe meist breiter. Je nach Schnitt, Optik oder je nachdem, ob der Saum einfach oder doppelt umgeschlagen wird, kann diese von 1 cm bis 7 cm reichen. Auch für die Saumzugabe müsstest du Empfehlungen in der Anleitung zu deinem Schnittmuster finden.

Bei gerade geschnittenen Schnittteilen, wie einem T-Shirt zum Beispiel können die Nahtlinien einfach gerade nach unten verlängert und die Saumzugabe parallel zur Saumlinie eingezeichnet werden.

Verläuft das Schnittteil jedoch schmal nach unten, wie bei einer Hose oder einem Ärmel muss die Nahtzugabe angepasst werden. Würde man die Seitennähte in diesem Fall einfach nach unten verlängern, hätte man beim Umschlagen des Saums zu wenig Weite. Der Stoff müsste beim Annähen gedehnt werden und würde sich daher wellen oder kräuseln.

Stattdessen muss man die Saumzugabe an der Saumlinie spiegeln. Das funktioniert am leichtesten, wenn man die Naht- und Saumzugabe gleich auf (transparentem) Papier anzeichnet. Denn dann braucht man nur das Papier an der Kante nach oben zu falten und die durchscheinenden Nahtlinien rechts und links durchzupausen. Klappt man das Papier wieder nach unten, kann man eine parallele Linie zur Saumlinie in dem entsprechenden Abstand einzeichnen und die auf der Rückseite liegenden Linien nachfahren.

Zeichnet man die Naht- und Saumzugabe auf Stoff auf, kann man die Saumzugabe auch mithilfe eines Geodreiecks an der Saumlinie spiegeln.

Bei ausgestellten Schnittteilen, wie beispielsweise ein A-Linien-förmiger Rock, ist das Anzeichnen der Saumzugabe leider komplizierter. Da das Schnittteil nach oben hin enger und nach unten weiter wird, hat man beim Umschlagen des Saums zu viel Weite, die sich beim Annähen kräuseln oder falten würde. Allerdings hat man in diesen Fällen auch keine gerade, sondern eine geschwungene Saumlinie, an der die Saumzugabe nicht nach oben gespiegelt werden kann. Also was tun? Bei ausgestellten Schnittteilen verwendet man aus diesem Grund sehr wenig Saumzugabe (1-2 cm), damit nicht soviel Mehrweite entsteht. Zusätzlich kann man die Saumzugabe an der Seitennaht ein wenig einstellen, um die Weite zu reduzieren.

Möchte man jedoch eine hohe Saumzugabe, kommt man um einen Beleg nicht herum. Das bedeutet die Saumzugabe wird zu einem weiteren Schnittteil, welches angenäht wird.

So konstruierst du einen Beleg: Zeichne den Saum so in Vorder- und Rückteil ein, wie er später umgeschlagen liegen würde. Paus den Beleg auf transparentem Papier durch und zeichne an alle Kanten (außer am Bruch!) eine Nahtzugabe ein. Auch an Vorder- und Rückteil muss nun an der Saumlinie die entsprechende Nahtzugabe statt eine Saumzugabe angezeichnet werden, da hier ja wieder zwei Teile zusammengenäht werden. Der Beleg wird später rechts auf rechts auf das Vorder- und Rückteil genäht. Dann kannst du die Nahtzugabe zurückschneiden, den Beleg umbügeln und per Hand oder mit der Nähmaschine festnähen.

Knipse

Knipse sind kleine Markierungen an den Schnittteilen. In den Schnittmustern erkennt man sie als kurze Striche, die im rechten Winkel zur Schnittkante verlaufen.

Üblicherweise werden diese Markierungen durch kleine Einschnitte auf den Stoff übertragen, daher wohl auch der Name Knips oder Zwick. Mit der Spitze einer scharfen Schere schneidet (knipst) man nur wenige Millimeter innerhalb der Nahtzugabe in den Stoff hinein.

Bei dieser Methode kann es jedoch schnell passieren, dass man zu weit in den Stoff schneidet. Alternativ kann man die Knipse auch einfach mit einem wasserlöslichen Textilstift in die Nahtzugabe einzeichnen.

Knipse haben mehrere Funktionen:

Sie dienen zum einen zur Längenkontrolle. Bei längeren Strecken oder Rundungen zeigen dir die Knipse, an welchen Stellen deine Schnittteile zusammengehören. So kann es dir nicht passieren, dass du ein Teil länger ziehst als das andere. Du brauchst deine Schnittteile also vorher nicht unbedingt mit Stecknadeln zusammenstecken, sondern kannst nur die Knipse zur Orientierung verwenden: 

Lege dafür einfach die beiden Stoffkanten am Anfang der Naht bündig unter den Nähfuß. Nähe dann ein, zwei Zentimeter und lass die Nadel im Stoff stecken. Jetzt kannst du deine Stofflagen sortieren, sodass die Kanten bündig aufeinander liegen und die ersten Knipse zusammentreffen. Nähe bis zu dieser ersten Markierung. Dort angekommen, legst du dir die Kanten wieder bis zum nächsten Knips zurecht. So fährst du weiter fort bis zum Ende der Naht.

Ein Knips muss übrigens nicht zwangsläufig auf einen anderen Knips treffen, sondern kann auch mit einer Naht zusammenpassen. Zum Beispiel trifft der Knips am höchsten Punkt eines Ärmels in der Regel auf die Schulternaht.

Die Knipse können dir auch dabei helfen die Schnitteile richtig zuzuordnen. Um den Ärmel beispielsweise richtig herum einzunähen, gibt es Knipse an der Armkugel, die dir zeigen, welche Seite zum Vorderteil und welche zum Rückteil gehört. Meistens gibt es auf der einen Seite ein Knips und auf der anderen Seite zwei Knipse oder es gibt auf der einen Seite ein Knips und auf der anderen Seite keinen.

Dann und wann müssen auch unterschiedlich lange Strecken zusammengenäht werden. In diesen Fällen zeigen die Knipse, wie weit das eine Schnittteil gedehnt oder gerafft werden muss, damit beide Teile perfekt aufeinanderpassen. Ein Ärmelbündchen muss beispielsweise beim Annähen gedehnt werden, damit die Knipse aufeinandertreffen. Das Bündchen ist kürzer als der Ärmelsaum, damit es nicht zu locker am Handgelenk sitzt.

Schließlich gibt es noch Knipse um Falten, Abnäher oder Saumzugaben zu markieren.

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Christina von @bara_studio erklärt euch jetzt auf www.naehratgeber.de alles Wissenswerte zum Thema Nahtzugaben. Wie zeichnet man sie korrekt ein, wo braucht es mehr und was sind Knipse?

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