Jeanstasche covern Bernette b62

Die BERNETTE b62 Airlock im Test – Abschluss

Im vorherigen Teil unseres Tests der BERNETTE b62 Airlock haben wir ja getestet, wie sich eine Kängurutasche aufcovern lässt und das musste natürlich auch noch praktisch angewandt werden.

Und so enstand dieser Raglan-Pulli (Lillesol No. 39) aus weichem Sweat. Gecovert mit GÜTERMANN Bulky Lock No. 80 Multicolor (Nr. 9814). Für das Band haben wir Interlockjersey mit dem Winkel-Bandeinfasser gecovert.

Leider gibt es davon kein Bild, daher mussten wir das hinterher nochmal mit anderen Stoff machen.

Denn von BERNETTE gibt es „nur“ einen Bandeinfass-Fuß, wir arbeiten aber lieber mit separaten Bandeinfassern. Das geht mit den Einfassern von BERNINA. Die Verwendung ist identisch, man braucht die Halterung und die verschiedenen Aufsätze. Die Bänder lassen sich so ganz einfach verarbeiten, die Spitze des Einfassers sitzt so nah am Nähfuß, dass das Band keine Gelegenheit hat, sich zu verformen oder zu verrutschen.

Alle Covernähte am Pulli sind von links gecovert und hier hat sich die BERNETTE b62 als äußerst zuverlässig gezeigt. Kein einziger Fehlstich, es war also schon bald nicht mehr nötig, die Naht etappenweise zu kontrollieren. Auch an den Enden der Tasche hat das Nähen geklappt, wir haben ein bisschen darüber hinaus genäht, den Überstand aufgetrennt und vernäht. Zusätzlich wurde dann noch ein Riegel mit der Nähmaschine gemacht, da so ein Eingriff ja doch etwas mehr belastet wird.

Diese zwei Kleinigkeiten müssen auch noch unbedingt erwähnt werden: Die Rückseite des Nadeleinfädlers kann zum Einsetzen und Entfernen der Nadel verwendet werden. So fällt die Nadel nicht nach unten und sitzt beim Einsetzen garantiert ganz oben. 

Und in dem kleinen Fach steckt ja die mitgelieferte Nadelpackung, aber wir stecken dort immer die Packung der soeben genutzten Nadeln rein. Denn bei ELx705 ist ja trotz der Farbmarkierung nicht erkennbar, ob es sich um eine normale Spitze oder SUK handelt.

Schnell noch eine Jeans

Es waren noch Ecken gewünscht, aber ehe wir damit loslegen wollten, kam noch spontan eine Jeans dazwischen. Jersey und Sweat wurde ja jetzt genug getestet, jetzt sollte noch Denim verarbeitet werden. Eigentlich nähen wir an der Cover nur die sehr elastischen Jeansstoffe (die ja dann fast keine mehr sind), aber der hier entspricht dem aktuell wohl weit verbreitetem Material. Nicht zu dick und mit Elastan-Anteil.

Man kann die Cover gut für die parallelen Nähte nutzen, allerdings durfte die BERNETTE Cover bei uns ein bisschen mehr machen, nämlich zusammennähen mit dem Kettstich. Da in der Redaktion aktuell „nur“ eine Stickkombi steht, die sehr viel sticken muss, wollten wir uns die Unterbrechungen zum Nähen ersparen.

Näht man allerdings mit dem Kettstich zusammen, muss die Cover auch direkt am Rand einsetzen, sonst hat man schnell aufklaffende Nahtkreuzungen.

Über das Problem an sich haben wir hier geschrieben:

Mit der Technik des Ansatzstücks ohne festnähen hat es mit der b62 super funktioniert (im Gegensatz zum ersten Versuch aus Teil 1 – wir haben inzwischen den Nähfussdruck deutlich reduziert).

Hält man beide Fäden wie bei der Nähmaschine einfach so fest, klappt es nicht ganz so gut. Aber es fehlte schlussendlich nur ein Stich.

Mit etwas Übung und Gefühl haben wir aber schnell die nötige Spannung herausgefunden, mit der man nur den Greiferfaden festhält und die b62 sofort einsetzt.

Hinweis: Wir haben mit dickem Garn gearbeitet, um es noch ein bisschen schwieriger zu machen. Dabei handelte es sich um GÜTERMANN Extra Stark und MADEIRA Aerofil No. 35, was wir abwechselnd im Greifer und in der Nadel genutzt haben. Dazu mussten wir auf Nadelstärke 90 wechseln, bei 80 war das Öhr zu klein. Der Nadeleinfädler konnte dann nicht mehr genutzt werden, aber wir haben das Garn problemlos mit der Pinzette durch bekommen.

Wir sind ja Fans der Stichführung von CLOVER, aber beim Ankleben muss man etwas aufpassen. Die Wölbung auf dem rechten Anstecktisch verhindert flächiges Aufkleben. Man muss die Stichführung also entweder vor oder auf die Wölbung kleben. Steht sie schräg, geht sie zu leicht ab.

Für die restlichen Nähte haben wir dann den Vorteil genutzt, dass die BERNETTE b62 mit dem Kettstich ketteln kann. Denn dann ist die Naht wirklich komplett von vorne bis hinten genäht und da diese Stellen später ja mit anderen Nähten überkreuzt und abgesteppt werden, sind diese auch gesichert.

Und auch bei den hinteren Taschen kam die Kettnaht zum Einsatz, mal von rechts, mal von links. Das starke Garn hat einen tollen Effekt beim Kettstich erzeugt.

Wir haben uns ein Muster mit wasserlöslichem Stift aufgezeichnet und mit dem Lightpad auf die Rückseite übertragen.

Ecken wollen wir ja später noch testen, aber hier kamen sie schon mal mit dem Kettstich vor. Hier haben wir die Nadel in die tiefsten Stellung gedreht, selbst die scharfen Ecken waren kein Problem für die b62 Airlock.

Dann haben wir zur Covernaht mit zwei Nadeln breit gewechselt. Da wir von dem dicken Garn nur zwei Spulen hatte, kam jetzt normales Overlockgarn in den Greifer. Erst die Oberkante der Taschen.

Dann die Absteppnähte des Sattels.

Und danach noch die hintere Schrittnaht. Wir haben natürlich versucht, einfach so über die Nahtkreuzung zu covern, aber das war dann doch etwas zu viel an Stufe für die Coverstich. Also haben wir einen zweiten Versuch mit einer Hebamme gestartet, der auch toll geklappt hat.

Am Bund durfte die b62 natürlich dann auch noch ran. Nur am Saum nicht, denn hier haben wir nicht abgesteppt, sondern nur eingeschlagen und an den Seitennähten mit ein paar Stichen fixiert. Der Platz rechts der Nadel war auch hier wieder sehr hilfreich. Inzwischen haben wir uns dann auch noch den Klarsichtfuß geholt, damit näht es sich noch ein bisschen exakter an den Kanten. 

Das Wechseln der Füße finden wir etwas anstrengend. Der Halter steht sehr tief und so muss man die Füße mit Druck über den Transporteur schieben, was für den Kunststoff auf Dauer nicht gerade gut ist. Hier fehlt uns wieder der kleine Extrahub des Nähfußes.

An der einen Ecke hatte sie ohne Hilfsmittel ein bisschen Probleme, aber wir haben den Stau aufgetrennt und neu angesetzt.

An der anderen Ecke haben wir dann mit einem Höhenausgleich gearbeitet, dann ging es auch aufs erste Mal.

Falls wir aber nochmal mit der Cover absteppen, nehmen wir für innen ein dünneres Garn, das MADEIRA Aerofil No. 35 trägt hier doch etwas zu sehr auf.

Und hier noch die fertige Jeans (Pattydoo). Für unsere weiteren Projekte würden wir nicht ganz so viel mit der Cover arbeiten, manche Nähte sind mit der Nähmaschine schneller und leichter genäht, aber es ist doch gut zu wissen, dass die BERNETTE b62 das kann. Und der Kettstich wird einfach viel zu wenig genutzt!

Wie näht man Ecken mit der Cover?

Zum Abschluss gibt es noch die versprochenen Ecken. Wir haben mit verschiedenen Garnen auf unterschiedlichen Stoffen getestet. Dass es mit einer Nadel gut geht, wissen wir ja schon, fehlt also noch die breite und die schmale Covernaht und auch die Naht mit drei Nadeln:

Bei den ersten Versuchen mit einem sehr flexiblen Bauschgarn im Greifer hat es dann nicht wie erwartet funktioniert. Wir hatten ja ganz am Anfang schon mal getestet und festgestellt, mit abgesenkter Nadel klappt es am besten und wir finden die Technik mit zwei mal um 45 Grad drehen am schönsten. Warum klappt es jetzt plötzlich nicht mehr? Also Garn gewechselt, anderes Bauschgarn. Besser, aber nicht jede Ecke klappt.

Mit etwas Beobachtung war das Problem aber schnell gefunden:

Bei sehr niedriger Spannung stehen die Scheiben fast permanent offen und es findet keine Bewegung statt, wenn der Nähfuß abgesenkt wird. Der Faden hat also weniger Halt, wenn man nach dem Drehen weiter näht. Das kann man schnell lösen, indem die Spannung auf 4 gestellt wird, wenn man für die Ecke das erste Mal anhält. Nach dem ersten Stich nach dem Drehen kann sie dann gleich wieder auf den niedrigeren Wert gestellt werden.

Das betrifft aber nur Werte unter 2, die man eigentlich selten braucht.

So haben wir dann mit verschiedenen Stichvarianten viele Ecken genäht und auch enge Rundungen probiert. Denn wir vermeiden eigentlich Ecken mit der Cover, wann immer es geht, wird es eine Rundung oder wir nähen die Ecke mit zwei Nähten und trennen den Überstand auf. Jeder, wie er mag, mit der b62 geht alles.

FAZIT

Wer mit Komfort covern möchte, ist bei der BERNETTE b62 Airlock richtig. Die Lufteinfädelung bringt vielleicht nicht so viel wie bei einer Overlock oder Coverlock, aber reduziert trotzdem die Hemmschwelle, das Greifergarn lieber drin zu lassen. Der Platz vor allem rechts der Nadel und die Flexibilität der Auflagefläche (Freiarm, kleine Fläche, große Fläche) sind Gold wert. Und erst der Kniehebel! Endlich die Hände frei zum Positionieren. Allerdings könnte der Nähfußhub für uns noch etwas größer sein, auch zum leichteren Wechseln der Nähfüße. Was aber unterm Nähfuß ist, wird von der BERNETTE auch genäht. Sie covert von dünn bis dick und Stufen jucken sie auch nicht. Fehlstiche konnten wir nur bei den Ecken produzieren, aber da haben wir das Problem ja schnell gefunden. Dickere Garne sind dank der Dekofadenführung leicht zu vernähen, allerdings begrenzt der Luftkanal dann doch die Dicke, vor allem bei Metallicgarnen. Da es keine Umgehung gibt, ist hier einfach irgendwann Schluss. Dass sie keinen dauerhaften Platz in der Redaktion bekommt, liegt nur an einem kleinen, aber für uns wichtigem Punkt: Sie hat keinen Deckstich. Wer den nicht braucht, für den ist die BERNETTE b62 Airlock die perfekte Covermaschine.

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