Nähen mit Bauschgarn?
Für was kann ich Bauschgarn verwenden?
Besitzer einer Overlock oder Cover stoßen früher oder später auf den Begriff Bauschgarn. Aber was ist so besonders an diesem Garn? Wir zeigen Ihnen hier, wie Bauschgarn verwendet wird, was man dabei beachten muss und warum es Nähte gibt, bei denen Bauschgarn nicht verwendet werden sollte.
Was ist Bauschgarn?
Bauschgarn besteht aus texturiertem Polyester und wird nicht verzwirnt. Daher ist es weicher als normales Garn. Auch wenn es für dehnbare Nähte verwendet wird, ist die einzelne Faser in sich nicht dehnbar. Die Dehnbarkeit entsteht durch die Kräuselung der Einzelfäden und das Aufbauschen.
Hier sehen Sie die einzelne Faser eines Bauschgarns, die Kräuselung ist gut zu erkennen.
Hier haben wir ein Bauschgarn zwischen den Fingern aufgerieben, so kann man gut die einzelnen Fasern erkennen. Es besteht keinerlei Verbindung.
Gibt es unterschiedliches Bauschgarn?
Bauschgarn ist nicht gleich Bauschgarn. Doch wo liegen die Unterschiede? Abgesehen davon, dass es auch beim Bauschgarn qualitative Unterschiede (und Billigprodukte) gibt, unterscheidet man auch noch hierbei:
Stärke
Die meisten Garne werden mit der Stärkenbezeichnung „No.“ angegeben. Je niedriger dieser Wert ist, desto stärker ist das Garn. Wir führen Bauschgarne von No. 80 bis hin zu No. 160. Für einen Vergleich haben wir den Anschnitt etwas mit den Fingern aufgerieben.
GÜTERMANN Bulky Lock No. 80, einen Beitrag dazu finden Sie HIER.
MADEIRA Aeroflock No. 100, ein Nahtbeispiel finden Sie auch in unserem Beitrag über Covergarne.
Hier ist METTLER Seraflock No. 120 abgebildet, auch hierfür gibt es ein Beispiel im Beitrag über Covergarne.
Unser derzeit dünnstes Bauschgarn ist hier zu sehen, das GÜTERMANN Bulky Lock No. 160, welches wir auch HIER vorstellen.
Wicklung
Die richtige Wicklung auf der Spule sorgt für optimalen Ablauf. Da Bauschgarn für Overlock- und Covermaschinen im Hausgebrauch gedacht ist, ist die Miniking-Kone die optimale Verpackung für dieses Garn. Diese stehen sicher auf dem Garnrollenständer solcher Maschinen.
Größere Konen wie aus der Industrie geraten leicht ins Wanken. Eine Kreuzwicklung auf einer Pappspule (wie bei Nähgarn) ist nicht für stehenden Ablauf gedacht und der Faden kann an der unteren Kante schlechter ablaufen oder hängen bleiben.
Nadelfähigkeit
Normalerweise wird das für den Hausgebrauch verkaufte Bauschgarn nur im Greifer eingefädelt. Also bei der Overlock im Ober- und Untergreifer, mit dem die Kante eingefasst wird, in der Cover im Greifer, der die Rückseite der Naht bildet, oder im Deckstich. Bulky lock von GÜTERMANN ist das erste nadelfähige Bauschgarn für den Hobbybereich und kann sowohl in der Overlock, als auch in der Cover in den Nadeln eingefädelt werden.
Technische Eigenschaften
Je nachdem, für was Sie das Bauschgarn verwenden wollen, müssen Sie eventuell auf die technischen Eigenschaften achten. Diese sind bei uns im Shop in der Artikelbeschreibung aufgelistet. So ist die Wasch- und Bügeltemperatur von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Während das eine Bauschgarn heißer gewaschen werden kann, verträgt das andere dagegen eine höhere Bügeltemperatur.
Einsatzbereiche von Bauschgarn
Bauschgarn in der Overlock
In der Overlock kann Bauschgarn unterschiedlich eingesetzt werden (auch je nachdem, ob nadelfähig oder nicht). Nähen Sie die normale 4-Faden-Naht, entsteht eine weiche, aber strapazierfähige Naht. Allerdings kann es vorkommen, dass bei Zug die Nadelfäden schneller zu sehen sind. Daher sollte die Garnfarbe hier angepasst werden. Unser Farbkontrast dient nur der besseren Erkennbarkeit.
Besonders schön zeigt sich Bauschgarn bei Rollsäumen, hier das Multicolor Bulky Lock No. 80 von GÜTERMANN.
Auch Flatlocknähte kommen mit Bauschgarn gut zur Geltung.
Bauschgarn in der Covermaschine
Bauschgarn im Deckstich ergibt einen starken Effekt, besonders wenn es für alle 5 Fäden verwendet wird. Hier sehen Sie GÜTERMANN Bulky Lock No. 80 in uni und multicolor, gecovert mit der BROTHER CV 3550.
Hilfreich ist Bauschgarn auf jeden Fall als Greifergarn. Somit entstehen weniger Fehlstiche. Bulky Lock No. 160 ist hierbei aber kaum von normalem Nähgarn zu unterscheiden.
Probleme mit Bauschgarn
Ablauf
Haben Sie Probleme beim Nähen mit Bauschgarn, wie Fehlstiche oder unregelmäßige Nähte, stellen Sie sicher, dass es ruhig abläuft. Sind die Konenhalter zu klein, kann es sich unten am Ständer verwickeln und hängen bleiben. Daher sind hier im Bild die mitgelieferten Schaumstoffteller aufgesetzt. Reicht das nicht, verwenden Sie ein Garnnetz.
Einfädeln
Da Bauschgarn nicht verzwirnt ist, ist es schwerer einzufädeln als normales Garn. Hier ist es praktisch, statt normaler Universalnadeln die Super Universalnadel von SCHMETZ zu verwenden, da deren Nadelöhr größer ist (die 70er Super Universal hat die Öhrgröße der 90er Universalnadel). Oder Sie schlagen das Ende ein paar Zentimeter um und verzwirbeln es mit den Fingern, dann kann es leichter mit der Pinzette eingefädelt werden. Im Greifer können Sie beim Garnwechsel einfach anknoten.
Bauschgarn ist nicht immer die idale Lösung
So toll das Arbeiten mit Bauschgarn klingt, es ist nicht immer perfekt. Es ist strapazierfähig, aber nur gegen Dehnung und Bewegung. Nicht jedoch gegen Klettverschlüsse oder Reibung auf rauen Oberflächen, wie beim Sitzen auf Holz oder Steinboden.
Waschen Sie Kleidung mit Bauschgarn immer so, dass das Bauschgarn innen liegt. Schließen Sie an allen Kleidungsstücken die Reiß- und Klettverschlüsse. Sonst kann Ihre Naht wie oben gezeigt aussehen. Auch für Säume an Kinderkleidung ist Bauschgarn zumindest auf der rechten Seite nicht geeignet. Durch das Sitzen auf dem Saum reibt sich das Garn mit der Zeit unschön auf.
Wenn es schon passiert ist?
Dann erneuern Sie die Naht, falls von der Reihenfolge her möglich. Wie Sie eine Covernaht auftrennen zeigen wir hier:
Da das Ende meist sicher vernäht ist, schneiden Sie die Fäden kurz nach dem Ende durch und fangen mit dem Entwirren an. Nach ein paar Stichen bekommt man es meist so hin, dass die Nadelfäden oben und der Greiferfaden unten ist. Schon lässt sich die Naht ganz leicht auftrennen. Die gesicherte Stelle müssen Sie leider wie gewohnt in mühevoller Handarbeit Stich für Stich zerlegen. Aber die meisten selbstgenähten Kleidungsstücke sind es wert, ausgebessert zu werden.
Geht das nicht, da die Naht eventuell an einer weiter verarbeiteten Stelle liegt, kann man sie zumindest ein bisschen ausbessern. Ziehen Sie den Stoff in alle Richtungen glatt und locker Sie die Naht zwischendurch mit einer stumpfen Nadel auf. Ein Teil der Fasern lässt sich so wieder zurückziehen. Schneiden Sie bitte keine Überstände ab, das macht die Naht instabil. Abstehende Fasern können Sie mit etwas Haarspray bändigen (auf die Finger sprühen und über das Garn streichen).