Nach dem leichten Einstieg in das Nähen mit der BERNINA L860 ging es an weitere Projekte. Für dieses Jäckchen Betty (von Freuleins) gab es einiges für die Overlock zu tun. Wobei das Versäubern der Saumkante und das Zusammennähen der Seitennaht wirklich Standard ist, daher gehen wir nicht näher darauf ein.
Nur so viel: Ja, wir verwenden auch mal Stecknadeln an der Overlock. Natürlich kann eine übernähte Stecknadel für ein defektes Messer sorgen und Klammern wären sicherer, aber bei manchen Nähten halten Nadeln einfach besser. Mit etwas Konzentration ist das in der Regel kein Problem, die Nadeln rechtzeitig zu entfernen.
Diese Jacke wird mit Belegen gearbeitet, deren Schnittkante wir nicht einfach nur versäubert haben, sondern in diese Naht wurde Chenille-Garn eingearbeitet.
Dafür wurde der Schnureinnähfuß montiert und eine schmale 3-Faden-Naht entlang des Beleges genäht.
Die beiden Chenille-Schnüre auf der Vorderseite sind dagegen mit der 3-Faden-Flachnaht aufgenäht.
Der Schnureinnähfuß für die BERNINA L850 / L860 Overlock
Dafür werden die Vorderteile links auf links gefaltet und die Bruchkante verläuft genau an der vorderen Öffnung des Nähfußes. Wir wollten auf keinen Fall mit Abschnitt arbeiten und haben daher auch noch das Messer deaktiviert.
Nach dem Nähen wird der Stoff glatt gezogen und die Schnur ist quasi auf dem Stoff aufgenäht.
Die Ärmelbündchen durfte die BERNINA L860 dann noch annähen, die weiteren Arbeitsschritte wie Beleg feststeppen und Streberstreifen hat die Nähmaschine erledigt.
Noch ein Hinweis:
Wenn Sie Schnüre in die Flachnaht einarbeiten, können sich diese beim Waschen bewegen. Projekte mit solchen Nähten sollten Sie nur im Feinwaschgang waschen und bei langen Strecken, wie hier beim Beleg, zwischendurch die Schnur von Hand festnähen.
Zwischendurch gab es mit Bauschgarn einen kleinen Schreckmoment. Eine hässliche Naht! Kein Wunder – Garn war alle. Wie man sieht, kurz vor dem Ende. Bei der Geschwindigkeit, mit der die BERNINA L860 nähen kann, vergisst man schon mal, dass auf der Spule nicht mehr so viel drauf war, als man sie aufgesteckt hat.
Overlock und Quilten
Braucht ein Quilter eine Overlock? Eigentlich nicht. Aber wenn sie schon mal da steht, kann man das auch ausnutzen.
Hier wurden Topflappen mit Thermolam genäht, das einlagig auf jede Seite aufgesteppt wurde und dann nochmal komplett durch alle Lagen. Also kein Quilt im klassischen Sinn, aber eine ähnliche Technik. Alle vier Lagen werden mit Klammern zusammengehalten und normalerweise vor dem Binding mit der Nähmaschine zusammengenäht.
Das kann man jedoch auch einfach mit der Overlock machen. Die versäuberte Kante erleichtert das Binding, Überstände werden gleich begradigt. Einige Quilter waschen ihre Quilts ja auch vor dem Binding. Da ist die Overlocknaht auch eine große Hilfe für das spätere Annähen des Bindings.
Und ganz nebenbei kann man hier einfach mal das Nähen von Ecken ohne Überstand üben. Einen Beitrag dazu finden Sie hier: KLICK.
Die Topflappen wurden gewaschen und erst dann eingefasst.
3-Faden-Super-Stretch
Für Unterwäsche aus bi-elastischem Material wollten wir mit der 3-Faden-Superstrechtnaht arbeiten.
Hier sieht man nochmal schön, wie gut die Hilfe funktioniert, wenn man sich in der Übersicht nicht sicher ist. Einfach auf das Fragezeichen tippen und auf das Feld, das man nicht kennt, schon kommt eine Information.
Man kann aber auch einfach oben die Ansicht der Stiche ändern, dann steht neben jedem Bild auch gleich die Bezeichnung der Naht. Dann sind allerdings immer nur zwei Nähte gleichzeitig zu sehen statt sechs.
Über den Nähberater sind wir nicht zur gewünschten Naht gelangt. Für dünne Wirkware schlägt dieser die 3-Faden-Overlocknaht vor.
Wir haben in die Nadeln und den Greifer GÜTERMANN Bulky Lock 80 eingefädelt und, wie bei allen anderen Nähte auch, die Spannung an den Nadeln leicht erhöht. So entstand eine dehnbare, aber stabile Naht, durch das Bauschgarn auch angenehm weich.
Bulky Lock 80 ließ sich in dem Fall sogar problemlos mit dem Nadeleinfädler einfädeln (80er Nadel), wobei es für uns jetzt kein negativer Punkt gewesen wäre, wenn es nicht geht. Zum Vergleich: Die JANOME Cover Pro 3000P hat Bulky Lock 80 erst ab Nadelstärke 90 zuverlässig eingefädelt.
Alle drei Wäschestoffe wurden problemlos und mit den gleichen Einstellungen verarbeitet und im Anschluss mit der Janome gecovert. Der zackige Abschluss rechts wurde mit einer Wellen-Rollschneideklinge erzeugt. Die schwarzen Tops sind mit einem auf links gefaltetem Streifen aus Lycra versäubert. Dieser war zwar sehr rutschig, aber das hat die L860 nicht gestört.
Unser Fazit:
Wie schon am Ende von Teil 1 bemerkt, die BERNINA L860 ist eine Overlock für jedes Nählevel. Der Nähberater und die Anweisungen zum Umbau erleichtern Anfängern den Einstieg, aber auch Overlock-Profis können bei Bedarf jederzeit darauf zurückgreifen. Wir können als einzigen Nachteil den doch eher langen Nähfuß anbringen, wobei dies in unserem Fall kaum eine Rolle spielt, da hier fast nie in geschlossenen Ärmeln auf links genäht wird.
Wer immer nur die 4-Faden-Standardnaht näht, für den ist die BERNINA L860 vielleicht etwas überdimensioniert, aber wer Freude am Experimentieren hat und gerne vielseitig näht, der wird seine Freude an der L860 haben. Von der Lufteinfädelung über die Funktionen am Display und den Gleichstrommotor, der für Kraft auch bei Einzelstichen sorgt, ist sie voll auf Komfort ausgelegt.