Der Winter naht und da braucht man warme Klamotten. Also wird es jetzt dicker. Da die Necchi bis jetzt alles anstandslos verarbeitet hatte, haben wir einfach mal losgelegt.
Aber dann hat sie Stiche ausgelassen. Was macht man dann? Natürlich die übliche Prozedur: Erst mal am Greifer die Spannung etwas reduzieren, die dicke Stelle braucht ja mehr Faden. Aber nicht zu viel, wir wollen vorne ja keine sichtbare Naht. Hilft, aber ein paar Aussetzer blieben.
Also Nadel wechseln. Es waren schon 90er ELx705 SUK, an der Nadelsorte kann es dann aber ja eigentlich nicht liegen. Manchmal helfen dann HAx1SP, aber in diesem Fall keine Besserung.
Sollte es wirklich diesmal der Hersteller sein? Es gibt ja doch bei der Geometrie der Nadel feine Unterschiede zwischen Schmetz und Organ.
Die Hersteller der Maschinen arbeiten ja mit den Nadelproduzenten zusammen, zum Beispiel Bernina und Schmetz oder Brother und Organ. Das macht sich dann auch manchmal bei Problemen bemerkbar, gleiche Sorte, anderer Hersteller und schon klappts.
Daher haben wir uns die ELx705 von Organ geholt, denn diese Marke liegt der Necchi auch bei.
Und tatsächlich, mit den Organ ELx705 SUK näht die Necchi besser. Nicht über alles, beim Schnitt Hailey kommt ja an manchen Stellen einiges zusammen und wir haben, weil wir keinen passenden grauen Sweat hatten, Jersey doppelt genommen, aber auf jeden Fall besser als mit den Schmetz Nadeln.
Da wir aber auch den Jersey im Verdacht hatten, die Probleme zu bereiten, wurde direkt noch ein Bio-Selanik von Stoffonkel zugeschnitten. Aber erst noch den Hoodie fertig nähen:
An der Kapuze kam dann noch Cover und Stickmaschine zum Einsatz und im Halsausschnitt die Nähmaschine für einen Streberstreifen, alles darunter ist mit der Necchi genäht. Wir nähen den Strebertreifen bei einer Kapuze gerne rundherum (sofern der Halsausschnitt weit genug ist, er ist dann ja weniger dehnbar), steppen aber nur im hinteren Bereich ab.
Manchmal zieht es den Hoodie ja nach vorne und man kann die Halsausschnitt-Naht sehen und da finden wir einen Stoffstreifen schöner als eine Overlocknaht.
Hoodie-Kordeln mit der Overlock
Zum Abschluss (okay nicht ganz, an dem Pulli wird noch weiter gestickt) noch passende Kordeln. Dafür nehmen wir einfach den Jersey von den Streifen. Mit der richtigen Technik sind schmale Schläuche mit der Overlock nicht nur schnell genäht, sondern auch schnell gewendet, das zeigen wir hier: Schmale Bänder mit der Overlock.
Allerdings gab es hier ein kleines Problem: Wir hatten schon das Garn für das nächste Projekt drin und das war Bauschgarn in den Greifern. Für die Kordeln braucht man zum Start allerdings erst mal eine lange Kette und die wollte die Necchi mit dem Bauschgarn einfach nicht nähen.
Nach ein paar Versuchen hat sich gezeigt, dass man die Kette in einem bestimmten Winkel nach hinten wegziehen muss, während man näht. Nach dem dritten misslungenen Versuch haben wir dann aber kurzerhand normales Overlockgarn eingefädelt, man sieht es bei den Kordeln ja eh nicht. Aber zum Wenden muss die Kette stabil sein.
Der Rest geht dann ganz fix.
Schnittmuster: Pattydoo Hailey, Stickdatei für die Ösen: nähPark.
Ehe wir zum nächsten Projekt wechseln, wollen wir noch das gewisse Extra an Komfort für uns ansprechen:
Alle Bedienelemente sind von außen zu erreichen. Mit der rechten Hand kann man die Schnittbreite verstellen und den Rollsaumhebel umstellen.
Mit der linken Hand kann die Stichlänge und das Differenzal angepasst werden und über einen einfach Schalter lässt sich das Messer deaktvieren. Wir haben hier gleich mal die Freiarmabdeckung abgezogen, um diesen Punkt mit anzusprechen. Bis jetzt haben wir ihn zwar noch nicht gebraucht, aber schon mal gut zu wissen, wie groß der Umfang da so ist.
Cardigan
Jetzt kommt aber wieder das Bauschgarn rein und es geht los mit dem Bio-Selanik Glam delight.
Das hat alles soweit geklappt. Mit den Organ-Nadeln gab es auch an den Nahtkreuzungen keine Aussetzer. Aber das Problem mit dem Ketteln blieb. Sobald man mit dem Bauschgarn kettelt, reibt sich der Faden des Untergreifers an der Spitze auf. Hier haben wir dann einfach nicht gekettelt, sondern am Ende ein Stück Stoff untergelegt, darauf genäht und dann abgeschnitten. Vorne konnten wir dann das nächste Teil vom Cardigan anlegen. Tolle Idee, dachten wir, bis zu den Ärmelbündchen.
Die kann man ja nicht anlegen und schon bei den ersten Stichen ins Leere hat sich das Bauschgarn gespalten. Beim zweiten Versuch haben wir die Stichzunge nach vorne gezogen, als würden wir einen Rollsaum nähen, bis wir an der Stoffkante angekommen sind, das hat geklappt.
Allerdings gab es dann ein anderes Problem:
Am Ärmelbündchen, wo alle Lagen aufeinandertreffen, ist die maximale Dicke erreicht. Nicht für die Maschine, sondern für das Messer. Es wird nicht mehr ordentlich geschnitten. Über die Stufe muss man mit der rechten Hand den Stoff nach unten pressen, was in der Nähe des Messers natürlich nicht ungefährlich ist. Für uns liegt das Problem am Nähfuß. Wäre er vor dem Messer etwas breiter, würde er den Stoff mehr nach unten drücken. Diese Situation kennen wir auch von anderen Herstellern, da dort der Nähfuß die gleiche Form hat.
Und auch hier gibt es Schwächen beim Bauschgarn. Über die dicke Stelle setzt die linke Nadel aus. Wir haben dann auf normales Overlockgarn gewechselt und bei der Nahtkreuzung langsam genäht (das geht gut mit der Necchi). Wenn das Messer dazu tendierte, die Stoffkante nach oben zu schieben, haben wir angehalte und die Kante mit der Pinzette wieder nach unten gedrückt. Damit ist das Ergebnis perfekt, mit etwas Feinarbeit geht mit der Necchi Overlock also mehr, als mit blossem Drüberrumpeln.
Hier nochmal die Situation, die wir dann auch beim Annähen der Blende hatten. Das nicht geschnittene Stück wird vom Messer dann wieder nach oben geschoben, aber im Verlauf einfach eingenäht. Die Maschine stört das Ganze also nicht. Es ergibt sich lediglich eine unsaubere Kante. Legt man die Pinzette vor dem Nähfuß auf den Stoff, wird er ordentlich geschnitten.
Wenn man das Problem kennt, ist aber auch ein sauberer Anfang auf sechs Lagen Strickstoff möglich.
Und das Annähen der Blende ging über die gesamte Länge einwandfrei. Hier der fertige Cardigan, allerdings noch mit Markierungen und Heftfäden.
Schnittmuster: Picea von Fabelwald.
Zugegebenermaßen waren wir erst ein bisschen genervt, dass das Bauschgarn nicht immer ordentlich vernäht wurde. Wobei das dann ja nur die sehr dicken Stellen betraf. Nach dem Wechsel auf normales Overlockgarn lief es wie gewünscht. Im Preis-Leistungsverhältnis gesehen näht die Necchi NL11C ordentlich und wer noch dickere Materialien vernähen möchte, braucht eine Overlock mit höherem Messerstand, was dann aber auch mehr kostet.
Wir möchten im nächsten Teil des Testberichts aber noch wissen, wie die Necchi mit Viskosejersey umgeht und wie einfach man damit die Flatlocknaht nähen kann.