Ösen kann man sticken, einschlagen und nähen – auf unterschiedliche Arten. Wir möchten hier zeigen, wie man mit dem einfachen Geradstichknopfloch eine rechteckige verstürzte Öse ganz einfach nähen kann. In der rechteckigen Form sind diese Ösen besondern schön für sehr breite Flachkordeln an Kapuzen.
Was ist Verstürzen?
Mit Verstürzen ist das Aufbringen eines Gegenstücks gemeint, das nach innen gewendet wird. So entsteht eine saubere Kante. Sie kennen die Technik vielleicht schon von Ausschnitt-Belegen oder Reißverschlüssen.
Mit welchen Knopflöchern kann man Verstürzen?
Je nach Hersteller gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für so ein Knopfloch, bei manchen Maschinen finden Sie es leider gar nicht. Werfen Sie doch mal einen Blick in die Anleitung, ob sie ein rechteckiges Knopfloch finden, das nur im Geradstich genäht wird, nicht mit Zickzack.
Hier ein paar Beispiele:
BERNETTE
Diese Nähmaschine verwenden wir für unser Beispiel, dort ist es das Knopfloch Nr. 59 und wird vom Hersteller als Geradstich-Knopfloch bezeichnet. Sie finden dieses Knopfloch so bei der BERNETTE b77 und b79.
BERNINA
BROTHER
Bei BROTHER findet man so ein Knopfloch unter verschiedenen Nummern. Einmal in der Anleitung der Innov-is F560 (4-07) und am Display der Innov-is 1800Q, mit der Nummer 83. Die Bezeichnung ist Paspel-Knopfloch, wobei man damit alleine ja kein richtiges Paspel-Knopfloch nähen könnte. Aber wie BROTHER richtig schreibt, der erste Schritt zum Paspel-Knopfloch, nämlich die Markierung.
HUSQVARNA VIKING
Auch bei HUSQVARNA VIKING heißt es Geradstich-Knopfloch, die Nummern sind jedoch verschieden. Hier in der Anleitung der 650/670/690 und am Display der Sapphire 930.
JANOME
Bei PFAFF ist es ein „umrandetes Knopfloch“ und sieht bei der Expression 720 so aus.
Wie näht man eine verstürzte Öse oder ein verstürztes Knopfloch?
Sie können mit dieser Technik ja nicht nur Ösen nähen, sie kann auch ganz normal für ein Knopfloch verwendet werden. Da dieses Knopfloch relativ breit wird (sehr schmal ist es schwer zu öffnen), aber der Geradstich nicht besonders reißfest wird, sollte es nur für größere Knöpfe verwendet werden, bei denen nicht viel Zug zustande kommt.
Eine Probe ist unabdingbar! Daher beginnen auch wir mit einer Probe, ehe es an die Kapuze geht.
Auf die linke Seite des Projektes wird Vlies aufgebracht, wir verwenden gerne selbstklebendes Vlies. Dann wird auf die rechte Seite des Projektes rechts auf rechts ein kleines Stück von dem gleichen Stoff gelegt, es sollte etwas größer sein als der Knopflochschlitten, damit er gleichmäßig transportiert. Bei der Breite ist das wichtiger als in der Länge.
Bei dehnbaren Stoffen sollte der Fadenlauf/Maschenlauf des Gegenstücks um 90 Grad gedreht zum Projekt laufen.
Je nach Modell wird die Größe des Knopflochs unterschiedlich bestimmt, Hinweise dazu finden Sie in Ihrer Bedienungsanleitung. Bei der Bernette b79 kann man einen Knopf einsetzen, der die gleiche Breite hat wie das Band. Man kann aber auch das Band dort einlegen, wo der Knopf sonst rein kommt und so die Breite übernehmen. Dann darauf achten, dass die Schiene hinten nicht mehr verschoben wird.
Wir wählen das Geradstichknopfloch und lassen die Breite auf 4 mm. Die Bernette b79 könnte zwar noch breiter, aber erfahrungsgemäß brauchen Flachkordeln da nicht so viel mehr Platz.
Auf dem Probestück wird dann (mit dem Vlies auf der Unterseite) das oben gezeigte Knopfloch genäht.
Von rechts ist danach relativ wenig zu erkennen, es sind ja nur einfache Geradstiche. Daher wird besser von der linken Seite geschnitten.
Den Stoff falten und mit einer spitzen Schere einschneiden.
Dann wieder auffalten und über die ganze Länge aufschneiden. An den Enden Y-förmig in die Ecken schneiden, aber nicht in die Naht.
Im Anschluss wird das aufgenähte Stück durch die Öffnung auf die linke Seite gewendet.
Dehnbare Stoffe legen sich auf der Rückseite nicht besonders gut, daher wird jetzt erst mal gründlich von beiden Seiten gebügelt.
Lässt sich der Stoff nicht gut bügeln oder reicht das Bügeln nicht, kann man noch mit Stylefix nachhelfen. Wahlweise nur an den kurzen Seiten oder auch an den langen Seiten auf das Vlies kleben, den inneren Stoff etwas spannen und festdrücken.
Von vorne nochmal schauen, ob die Öffnung gut aussieht und dann mit einem frei wählbaren Abstand einmal um die Öffnung herum absteppen.
Die Probe eignet sich dabei gut, um verschiedene Abstände zu testen. Doppelt absteppen würde auch gut aussehen, wäre für unser Projekt aber zu groß.
Testen Sie dann, ob sich die Flachkordel gut durch die Öffnung ziehen lässt. Sie sollte besser etwas kleiner sein, als die Kordel breit ist. Denn diese wird durch Zug ja eher schmaler. Unsere Probe war etwas zu breit, daher haben wir einen Knopf gesucht, der ein bisschen kleiner ist als der erste.
Projekt vorbereiten
Wo Sie die verstürzte Öse anwenden, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Aber wir verwenden Sie gerne für Kapuzen. Für einen guten Sitz gibt es noch ein bisschen was zu beachten.
Wir haben die beiden Kapuzenteile erst mal mit Klammern verbunden. Heften geht auch. Die Ösen nähen sich leichter, wenn möglichst keine Stufe durch eine Nahtzugabe im Weg ist. Daher ist es besser, die beiden Kapuzenteile erst hinterher zusammenzunähen.
Mit den Klammern wenden wir auf rechts und übertragen die Markierung der Öse vom Schnitt auf den Stoff.
Die Raglannähte des Pullis sind schon geschlossen und wir ziehen ihn über eine Kleiderbüste. Die Kapuze wird so drapiert, wie sie nach dem Annähen auch liegen würde. Dann wird die Flachkordel in die Nähe der Markierung gesteckt.
Wir möchten, dass sie beim Tragen schön gerade nach unten hängt.
So können wir die waagrechte Linie dafür auf den Stoff übertragen.
Nun noch das Klebevlies zuschneiden und die Belege. Mit dem Probeteil schauen wir uns an, wie die Öse auf der Kapuze wirken würde.
Das Klebevlies hinter die Markierung kleben.
Belege positionieren
Wenn man jetzt die kleinen Belege auf die Kapuze legt, sieht man die Markierung ja nicht mehr.
Daher wird die gleiche Markierung auch auf die linke Stoffseite des Belegs gezeichnet. Allerdings muss die Breite nicht exakt sein, wir orientieren uns innen am Startpunkt. Die Länge bestimmt ja die Maschine (wie bei normalen Knopflöchern auch).
In die Startmarkierung wird eine Nadel gesteckt.
Nehmen Sie einen Beleg und stecken sie die Nadel durch die innere Markierung auf der Kapuze. Lassen Sie den Stoff an der Nadel nach unten gleiten, so dass beide Markierung aufeinander liegen. Stecken Sie die Nadel nach außen, um den Beleg so zu befestigen.
Der Beleg wird dann knappkantig zurückgeschnitten und danach das Stickvlies abgerissen.
Fertig sind die Ösen und sie können die Flachkordel nochmal zum Testen durchziehen und dann Ihr Projekt fertigstellen.
3 Antworten auf „Verstürzte Ösen mit dem Geradstichknopfloch“
Liebe Team,
auch ich bedanke mich für die tolle Erklärung…. Werde es ebenfalls beim nächsten Hoodie ausprobieren… Habe bereits Paspel-Öseblöcher am Herrenhoodie genäht (auch sehr schick)… Das wird mein nächstes Projekt … Vielen vielen Dank
Danke, das freut uns!
Liebes Nähratgeber-Team, Tolle Erklärung, direkt mal abgespeichert- vor allem herzliches „Danke!“ für das Heraussuchen der Stiche bei den einzelnen Maschinen! Werde dies beim nächsten Hoodie direkt mal ausprobieren.