Fadensalat, Fadenknäuel, Fadenknubbel – wie auch immer man es nennt, das Problem ist das gleiche.
Immer wieder lesen wir davon, dass der Nahtanfang einer Nähmaschine bemängelt wird. Es würde ein Fadenknäuel entstehen und der Fadenschneider würde sich nicht lohnen.
Auf Nachfrage erhalten wir dann solche Bilder:
Dies ist allerdings kein Mangel. Warum man ein Knäuel bis zu einer gewissen Größe tolerieren muss und wie es vermieden werden kann, können Sie in diesem Artikel lesen.
Zuerst gehen wir aber mal auf Ursachenforschung. Der Ausgangspunkt dieser Probleme ist der automatische Fadenschneider. Hat die Nähmaschine keinen, sieht der Nahtanfang nämlich anders aus.
Wie funktioniert ein automatischer Fadenschneider?
Hier sehen Sie die Konstruktion eines automatischen Fadenschneiders (HUSQVARNA VIKING 690Q). Der Haken auf der rechten Seite hält den Faden fest, während das Messer von der linken Seite ausfährt und die Fäden durchtrennt. Dies geschieht knapp unter der Stichplatte (das Messer liegt normalerweise flach, hier zur zum Erkennen hochgeklappt).
Ist der Faden durchtrennt, passiert Folgendes: Der Oberfaden wird über der Stichplatte nach hinten gezogen (da Sie Ihren Stoff herausnehmen).
Der Unterfaden bleibt unter der Stichplatte liegen. Darin ist übrigens auch begründet, warum nach dem Schnitt immer noch ein kleiner Fadenrest stehen bleibt. Direkt an der Stoffkante kann keine Maschine schneiden.
Der automatische Fadenschneider ist also nur für die Nähte eine Arbeitserleichterung, die später nochmal verdeckt und übernäht werden. Ist das Nahtende sichtbar, müssen Sie diesen Überstand noch entfernen.
Der Nahtanfang nach dem automatischen Schnitt
Legen Sie nun ein neues Stoffstück unter den Nähfuß, muss der Oberfaden den Unterfaden erst mal wieder fangen. Je nach Konstruktion der Maschine geschieht das immer etwas anders, aber das Prinzip ist immer gleich. Nähen Sie direkt gerade los, bleibt meist nur ein Faden stehen. Nutzen Sie die Vernähfunktion oder vernähen mit Vor- und Zurückstichen, wird der soeben hochgeholte Faden übernäht und es entsteht das, was als Knubbel bezeichnet wird.
Sie sehen also, das ist völlig normal und kein technisches Problem.
Für Nähte, die man von unten später nicht mehr sieht, ist das auch nicht wichtig.
Die Unterschiede bei den Marken
Jeder Hersteller konstruiert einen etwas anderen Fadenschneider. Das liegt auch daran, dass es unterschiedliche Greifersysteme gibt. Hier sehen Sie zwei Varianten im Vergleich. Unten eine Naht einer HUSQVARNA VKING Opal 690Q, oben die BERNINA B 790 PLUS. Nun könnte man sagen, kurz geschnitten ist besser, aber sehen Sie den Vergleich beim folgenden Nahtanfang:
Die Opal vernäht den langen Faden nahezu optimal (die untere Naht ist mit Vernähfunktion, die oberen ohne), die B790 hat dann auch am Nahtanfang einen kleinen Überstand. Wichtig: Diese Nahtanfänge sind mit der unten erwähnten Technik genäht, bzw. dem kleinen Trick am Nahtanfang. Eine Bewegung, die man sich einfach angewöhnen sollte. Siehe „Ein kleiner Trick hilft viel“.
Wenn der Nahtanfang schön aussehen soll
Für ein absolut sauberes Ergebnis oben und unten kann man vorgehen wie die Quilter und den Unterfaden hochholen, während der Stoff schon unter der Nadel liegt.
Das ist allerdings schon etwas aufwändig und der Faden muss hinterher auch noch von Hand vernäht werden.
Einfacher geht es so:
Bei der letzten Naht nutzen Sie nicht den automatischen Fadenschneider, sondern durchtrennen die Fäden mit der Schere oder dem seitlichen Fadentrenner. Beim Losnähen halten Sie beide Fäden fest, bis Sie vernäht haben.
Ein kleiner Trick hilft viel
In den meisten Fällen reicht es für ein sauberes Ergebnis einfach, wenn Sie Folgendes beachten:
Der Oberfaden sollte unter dem Nähfuß liegen, am besten im einem Winkel von 45 Grad, so überquert er den Transporteur. Senken Sie den Nähfuß ab, klemmt er den Oberfaden ein und das reicht meist, um den Unterfaden zu fangen.
Damit Sie den Unterschied sehen können:
Je nach Nähfuß kommt es mehr oder weniger oft vor, dass der Faden nach vorne raus rutscht. Bei BERNINA sind die Nähfüße Nr. 1 zum Beispiel geschlossen, da bleibt der Faden fast immer im Stichloch, bei HUSQVARNA VIKING neigt er öfter dazu, heraus zu gelangen.
Hier sehen Sie das gleiche Ergebnis an der BERNINA B790 PLUS. Faden über der Öffnung des Nähfußes und unter dem Nähfuß. Beeindruckend, oder?
Wenn Sie am Rand anfangen zu nähen, fehlt hinter dem Stichloch Stoff, um den Oberfaden einzuklemmen. Hier müssen Sie dann einfach nur den Oberfaden festhalten, wenn ein Knubbel vermieden werden soll. Es reicht, wenn Sie mit dem Finger den Faden auf die Stichplatte drücken, Sie müssen ihn nicht in die Hand nehmen.
Testen Sie einfach mal, welche Methode bei Ihrer Maschine das gewünschte Ergebnis erzielt. Es kommt dabei auch auf Stoff, Nadel und Garn an, testen Sie daher auch mal eine andere Garnqualität oder Nadel.
Bei manchen Nähmaschinen mit automatischer Nähfußabsenkung am Nahtbeginn kann es vorkommen, dass Sie den Faden trotzdem bis nach dem ersten Stich mit dem Finger auf den Stoff (oder die Stichplatte) drücken müssen, weil die Maschine zu schnell losnäht. Testen Sie auch hier den Unterschied.
Noch ein paar Beispiele
Wir haben hier noch ein paar Bilder von verschiedenen Maschinen und Garnen. Sie sehen, dass die Fadenknoten bei jeder Maschine etwas anders aussehen. In allen Fällen wurde der Oberfaden nicht mit der Hand festgehalten und vorher automatisch geschnitten.
Oben JANOME MC 9400, unten JANOME M7.
Der Nahtfang befindet sich links, der Fadenschnitt rechts.
BROTHER Innov-is 1300, Fadenschnitt oben, Nahtanfang unten.
BERNINA B570QE, Fadenschnitt unten, Nahtanfang oben.
Hier wurde bei der rechten Naht vorher mit dem seitlichen Messer geschnitten, in dem die Fäden dann eigentlich praktischerweise eingeklemmt bleiben. Da der Oberfaden aber dann in einem 90 Grad Winkel unter dem Nähfuß heraus kommt, wird er nicht immer optimal eingeklemmt (er ist dann auch länger als mit dem Fadenschneider) und es entsteht doch wieder ein Knäuel. Legen Sie ihn daher besser nach hinten schräg raus.
Das Ergebnis sehen Sie bei der linken Naht.
Wie oben erwähnt, bleibt beim Start an der Kante kein Stoff hinter dem Nähfuß, der den Oberfaden einklemmt. Die sofort darauf folgende Stufe verstärkt das Problem. Hier hilft dann das kurzzeitige Festhalten des Oberfadens.
Und auch ein Geradnäher wie die JUKI TL-2200QVP kann eine Schlaufe legen.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen deutlich machen, was technisch möglich ist.
Das heißt aber nicht, dass die jedes Fadenknäuel tolerieren müssen. Es kann durchaus vorkommen, dass durch eine fehlerhafte Einstellung oder Programmierung kein optimales Stichbild entsteht. Prüfen Sie auf jeden Fall, ob es ein Update für Ihre Nähmaschine gibt.
Wenn Sie alle unsere Ratschläge versucht haben und der Nahtanfang immer noch unordentlich wird, kontaktieren Sie gerne unseren Service.
6 Antworten auf „Fadenknäuel am Nahtanfang und was der Fadenschneider damit zu tun hat“
Das ist ein super Tipp! Mich stören die Fadenknubbel immer und ich werde es das nächste Mal auf jeden Fall wie von Euch beschrieben versuchen. Danke!
Herzlichen Dank
Vielen Grüße
Vielen Dank für die tollen Tipps.
Bei sauber machen ist meinen Messer rau, ich habe versucht wieder rein zu tun aber habe was falsch gemacht und funktioniert nicht mehr. Kann jemand mir helfen? Vielleicht ein Foto wo kann man sehen ginau wo kommt der Messer. (ich habe Pfaff Performance 5 Nähmaschine).
Vielen Dank
Hallo!
Bei der Perfomance sollte das Messer eigentlich so wie hier montiert werden: https://www.naehratgeber.de/reinigen-und-oelen-von-husqvarna-viking-naehmaschinen-2-29541/
Viele Grüße
Ihr Team vom nähRatgeber
Vielen Dank für die Tipps 🙂 Da mir das Ergebnis mit der Juki DX7 nicht gefallen hat, habe ich die Funktion nicht mehr genutzt. Vielleicht ändert sich das jetzt 🙂
Den Oberfaden nach hinten länger raus ziehen und festhalten.