Verstellbarer Nähfußdruck – wozu braucht man das?

Eine vieldiskutierte Frage, gerade wenn man auf der Suche nach einer neuen oder gar der ersten Nähmaschine ist. Wir möchten hier mal aufzeigen, was der anpassbare Nähfußdruck bewirkt und wie man ihn einsetzt.

Mit oder ohne verstellbarem Nähfußdruck?

Steht man vor der Wahl, eine Nähmaschine mit oder ohne verstellbaren Nähfußdruck zu kaufen, gibt es nichts, was GEGEN dieses Feature spricht. Meist ist es einfach so, dass es diese Funktion erst ab einer gewissen Preisklasse gibt. Steht der Preis nicht im Vordergrund, sollten Sie immer das Modell mit Einstellmöglichkeit wählen. Sie müssen Sie ja nicht nutzen, solange es ohne Verstellen geht. Aber früher oder später werden Sie es brauchen.

Eine Funktion, mit der man die Nähmaschine dem Stoff anpasst

Jede Nähmaschine hat eine Grundeinstellung an Nähfußdruck. Dies ist von Hersteller zu Hersteller verschieden, teilweise sogar innerhalb des Sortiments. Dann hat die eine Baureihe einen höheren Nähfußdruck als die andere. Das ist auch der Grund, warum Sie sich nicht darauf verlassen können, wenn jemand anderes ohne verstellbaren Nähfußdruck zurecht kommt. Näht derjenige meist die gleichen Stoffe und passt der Standardwert zufällig genau zu dieser Stoffart, kann man jahrelang problemlos nähen.

Was ist nun der verstellbare Nähfußdruck?

Senken Sie den Nähfuß ab, presst die Mechanik diesen mit einer gewissen Kraft auf den Transporteur.

Bei dünner Webware ist es nur wichtig, dass er fest genug ist, dass der Stoff in dem Moment gehalten wird, in dem die Nadel durch den Stoff sticht. Ist der Druck erhöht, passiert der Webware (bis zu einem gewissen Punkt) nichts.

Ist der Druck zu gering, kann es sein, dass der Stoff verrutscht. Das ist oft nicht gleich zu sehen, kann sich aber in einem unruhigen Stichbild zeigen.

Deutlich zu sehen ist ein nicht passender Druck aber bei dehnbaren, weichen oder voluminösen Stoffen. Der erhöhte Nähfußdruck presst die Stofflagen zusammen. Das überschüssige Volumen quillt rund um den Nähfuß heraus. Das Ergebnis:

Der Stoff wellt sich, die Stiche werden kleiner. Senken Sie jetzt den Druck, kommt irgendwann der Punkt, an dem der Stoff nicht mehr gequetscht wird und das Wellen vermieden wird.

 

Vergleich Nähfussdruck Brother F400

Hier sehen Sie einen guten Vergleich. Genäht wurde mit der BROTHER Innov-is F400 auf Modaljersey mit dem Elastik-Stich. Hinten mit der mittleren Einstellung des Drucks, vorne mit der niedrigsten.

Auch bei nicht gut gleitenden Oberflächen wie Leder oder Kunstleder macht sich zu hoher Druck schnell bemerkbar. Statt sofort zum Teflon- oder Obertransportfuß zu wechseln, reicht es oft auch erst mal, den Druck zu minimieren.

Den Nähfußdruck sichtbar machen

Kein Hersteller gibt irgendwelche Einheiten für den Nähfußdruck an. Und wie schon gesagt, der Standarddruck kann sich von Modell zu Modell unterscheiden. Um den Druck sichtbar zu machen, haben wir auf Moosgummi genäht. Leider lässt sich der zusammengepresste Moosgummi schlecht fotografieren, aber einige Punkte sind doch zu erkennen und Sie können diesen Test dann gerne zu Hause an Ihrer Nähmaschine nachmachen.

Wie haben wir verglichen?

Es wurden jeweils drei Nähte in Stichlänge 2,5 genäht. Naht 1: Standardeinstellung Geradstich nach dem Einschalten ohne Nähberater. Naht 2: Niedrigster Druck (bevor sich der Nähfuß angehoben hat, mehr dazu siehe weiter unten). Naht 3: Höchster Druck.

Die Furchen auf dem Moosgummi zeigen deutlich den veränderten Nähfußdruck eines jeden Modells. Wo auf der Oberseite kein Unterschied zu erkennen ist, wirft man einen Blick auf die Rückseite. Und auch an der Stichlänge ist gut erkennen, was bei zu hohem Druck passiert.

BERNINA B790

Nähfußdruck Test Moosgummi (2)
Nähfußdruck Test Moosgummi (5)

Hier konnte mit dem höchsten Druck nicht mehr genäht werden. Der Druck war in diesem Fall zu viel für den Moosgummi und die Oberfläche blieb am Nähfuß haften.

JANOME M7 Continental

Nähfußdruck Test Moosgummi (1)
Nähfußdruck Test Moosgummi (4)

Bei der M7 ist gut zu sehen, dass die Standardeinstellung fast dem höchsten Druck entspricht.

BROTHER Innov-is F400

Nähfußdruck Test Moosgummi (3)
Nähfußdruck Test Moosgummi (6)

Bei der F400 kann man gerade auf der Unterseite erkennen, dass sich alle drei Varianten ziemlich unterscheiden.

Aber noch etwas ist in diesem Vergleich gut zu erkennen, bzw. beim Nähen zu spüren. Der unterschiedliche Standardwert. Die Standardeinstellung bei der BROTHER Innov-is F400 ist niedriger als bei der JANOME M7, bei der BERNINA B790 ist sie am höchsten.

Einstellmöglichkeiten beim Nähfußdruck

Auch hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

Janome Sewist 740 Dc Oben

Drehregler an der JANOME Sewist 740DC.

Husqvarna Viking H Class 100 Quilt

Schraubregler an der HUSQVARNA VIKING H Clas 100.

Bernina B570QE Naehfussdruck (2)

Digitale Einstellung an der BERNINA B570 QE.

Der Vorteil der digitalen Anpassung ist die Möglichkeit des Speicherns. So können Sie bei dieser BERNINA zum Beispiel den zum Zusammennähen von Jersey gut geeigneten Elastikstich dauerhaft mit gesenktem Nähfußdruck abspeichern.

Bei Drehreglern ist es oft so, dass der Druck in Stufen angepasst wird. Achten Sie daher darauf, wie viele Stufen bei dem jeweiligen Modell angegeben werden, oder ob die Bemerkung „stufenlos“ zu finden ist. Hier werden Sie Einstellmöglichkeiten von 3 Stufen bis hin zu stufenlos von -20 bis +100 finden.

Ja, sie haben richtig gelesen.

Verstellbarer Nähfußdruck im negativen Bereich – wozu?

Bernina B570QE Naehfussdruck (1)
bernina-b-540-naehfuss

Einige Nähmaschinenmodelle bieten die Möglichkeit, den Nähfußdruck in den negativen Bereich zu bringen. Was passiert dann? Der Nähfuß hebt sich an. Das ist für normales Nähen weniger von Bedeutung, aber bringt beim Freihandnähen den Vorteil, dass die Nähfußstange sich nicht mehr bewegt und Sie so auch die Höhe des Nähfußes an Ihr Projekt anpassen können. Dies ist nicht nur bei elektronischer Einstellmöglichkeit der Fall, sondern auch mechanisch. Die leeren Felder bei der BERNINA B 540 zeigen an, ab wann der Nähfuß angehoben wird. 

Beispiel für den negativen Nähfußdruck

Bernina Negativer Nähfussdruck (1)

B 790 mit montiertem Stickfuß im Nähmodus (also zum Quilten), Nähfußdruck Standard (50).

Bernina Negativer Nähfussdruck (2)

Nähfußdruck -25. Hier sehen Sie den Nähfuß in der abgesenkten Position!

Bernina Negativer Nähfussdruck (3)

Hier steht der Nähfußdruck auf -6. Zum Einstellen des negativen Drucks passend zu Ihrem Projekt müssen Sie Nähfuß und Nadel absenken, nur dann ist die Veränderung des Nähfußes zu erkennen.

Sie können also beim Quilten den Raum unter dem Fuß verändern, ohne einen einstellbaren Nähfuß (wie z.B. Nr. 72 und 73) zu benutzen.

Der anpassbare Nähfußdruck – ist nun alles klar?

Wenn Sie nun auf der Suche nach der nächsten Nähmaschine sind, können Sie sich in unserem Shop ganz einfach die Auswahl auf die Modelle beschränken, die mit einem individuell einstellbarem Nähfußdruck ausgestattet sind:

Naehpark Shop Auswahl

Öffnen Sie dazu den Reiter „Technik“ am linken Rand und aktivieren Sie die Auswahl „Individuell einstellbarer Nähfußdruck“.

Viel Spaß beim Nähen!
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2 days ago

Wenn eine Reißverschlusstasche nicht gefüttert werden muss, kann man einen Endlosreißverschluss einfach wie eine Paspeltasche nähen. Klingt komisch? Geht aber ganz einfach!
Hier könnt ihr die Vorgehensweise nachlesen:
www.naehratgeber.de/endlosreissverschluss-wie-eine-paspel-einnaehen-92999/
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Blumen gehen auch winterlich 😄
In unserem neuen Beitrag in der Kategorie Sticksoftware zeigen wir, wie man auch mit dem Composer von Hatch eine Fringe-Blume erstellen kann. Dazu braucht es nur die passende Grafik, die ihr in dem Beitrag auch gleich runterladen könnt.
Ihr kennt Fringe noch nicht? Auf www.naehratgeber.de findet ihr bereits jede Menge Beiträge zu dieser Sticktechnik und wenn ihr ein gemeinsames Einstiegsprojekt braucht, schaut euch unsere Spendenaktion für Debra Austria an, hier sticken wir gemeinsam einen Fringe-Schmetterling. Ihr seht ihn hier in unserem Feed.
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