Klar, im Allgemeinen denkt man bei der Overlock doch zuerst an das: Zusammenähen, versäubern und abschneiden in einem Arbeitsgang.
Aber die Overlockmaschine kann so viel mehr! Und die 4-Faden-Naht ist auch nicht immer nötig. Wir möchten hier einen Überblick über die verschiedenen Arten der Overlocknaht geben. Manche davon können auf unterschiedliche Weise genäht werden oder sind bei einigen Maschinen nicht möglich. Darauf werden wir bei der jeweiligen Naht weiter eingehen.
Wenn Sie so viel wie möglich aus Ihrer Overlock herausholen möchten, dann werfen Sie doch mal einen Blick in das Big Book of Serging. Wenn Sie sich grundsätzlich über das Thema Overlock informieren möchten, lesen Sie unseren Beitrag „Was ist eine Overlock?“.
4-Faden-Overlocknaht / Standardnaht
Die gebräuchlichste Naht der Overlock. Hier sehen Sie die Greiferfäden in rot, die Nadelfäden in schwarz. Diese Naht dient zum Zusammenähen von dehnbaren Stoffen wie Jersey, Sweat, French Terry oder Strickwaren.
3-Faden-Overlocknaht / Kantenversäuberung
Genäht wird die 3-Faden-Overlocknaht mit den beiden Greifern und einer Nadel, wahlweise der rechten oder der linken.
Immer wieder lesen wir von Problemen, dass sich der Stoff beim Versäubern wellt oder danach nicht mehr dehnbar ist. Oft liegt es daran, dass mit der 4-Faden-Naht versäubert wird. Das ist allerdings zu viel für eine Lage Stoff. Zum Versäubern sind drei Fäden völlig ausreichend und tragen auch nicht so auf.
Kleine Merkhilfe: 1 Lage Stoff – 1 Nadel, 2 Lagen Stoff – 2 Nadeln.
2-Faden-Overlocknaht
Diese Naht eignet sich zum Versäubern feiner Stoffe. Sie wird mit einer Nadel und dem Untergreifer genäht. Der Obergreifer wird dabei von einem Konverter abgedeckt (auch Greiferabdeckung genannt). Nicht jede Overlock besitzt dieses Zubehörteil. Je nach Modell ist es entweder eingebaut und muss nur zugeschaltet werden, oder liegt als separates Einbauteil bei. Wenn Sie von einer Farbe nur zwei Konen zur Verfügung haben, ist diese Lösung natürlich praktisch.
Auch als dekorativer Kantenabschluss ist sie geeignet, hier im Beispiel mit Bauschgarn genäht.
Super-Stretch-Naht
Wie der Name schon sagt, eine sehr dehnbare Naht. Obwohl sie mit nur drei statt vier Fäden genäht wird, zeigt sie sich trotzdem als sehr robust.
Sie wird mit zwei Nadeln und dem Untergreifer genäht, benötigt also auch die Greiferabdeckung. Diese Overlocknaht nähen Sie am besten mit Bauschgarn im Greifer. Mit GÜTERMANN Bulky Lock können Sie auch mit Bauschgarn in der Nadel nähen.
Flachnaht / Flatlocknaht
Die Flachnaht bietet zwei schöne Seiten.
Auf einer Seite entsteht eine geschwungene Naht, ähnlich der Deckstichnaht einer Cover. Auf der anderen Seite ist dann eine Leiter zu sehen. Die Flachnaht kann mit einem oder zwei Greiferäden genäht werden, aber nur mit einer Nadel. Hier kann die rechte oder die linke Nadel verwendet werden.
Für eine schöne Flachnaht ist es wichtig, den Abstand gleichmäßig einzuhalten. Hier ist ein Blindstichfuß gut geeignet.
Bulky Lock Multicolor und uni als Flatlocknaht auf weißem Jersey.
2-Faden-Flachnaht mit MADEIRA Cotona No.4 multicolor.
Mit der Flachnaht und dem Paspelfuß können sogar Paillettenbänder aufgenäht werden.
Wie der Blindstichfuß bei der Flachnaht hilft, sehen Sie in diesem Beitrag: Der Blindstichfuß an der BERNINA L460. Achten Sie bei der Wahl des Modells auf die Schnittbreite. Der Wert der maximalen Schnittbreite entspricht auch der möglichen Breite der genähten Flachnaht.
Der Rollsaum
Nach der 4-Faden-Sicherheitsnaht wohl die bekannteste Anwendung der Overlock. Der Rollsaum bildet einen dekorativen Kantenabschluss. Der Umbau zum Rollsaum geht je nach Modell mal ganz schnell, mal braucht er etwas länger. Moderne Overlocker bieten die Möglichkeit, die Stichzunge von außen abzuschalten, bei einfacheren Maschinen muss sie erst ausgebaut werden.
Auch den Rollsaum kann man mit zwei oder drei Fäden nähen, je nach Overlockmodell. Durch die Verwendung von dickeren Garnen lassen sich unterschiedliche Optiken erzielen, hier im Beispiel sehen Sie MADEIRA Decora No. 12.
Der Wellensaum
Aus dem Rollsaum entsteht auch der Wellensaum. Die Einstellungen sind nahezu gleich, das Differential wird auf den niedrigsten Wert gestellt und der Stoff zusätzlich gebremst. Wie aus dem Rollsaum der Wellensaum entsteht, sehen Sie auch in diesem Video: Der Rollsaum an der BERNINA L850.
Die Rollnaht
Sieht aus wie ein Rollsaum, hält aber zwei Lagen Stoff zusammen. So dient die Rollnaht als dekorative Verwendung. Gut geeignet, um Oberbekleidung mit außen liegenden Nähten zu gestalten.
Der Pikotstich
Der Pikotstich entsteht ebenfalls aus dem Rollsaum. Die Stichlänge wird aber im Gegensatz zum Rollsaum nicht reduziert, die Lücken zwischen den Greiferschlingen bilden dann eine interessante Kante.
Der Blindstich
Mit der Overlock kann wie bei der Nähmaschine auch ein Blindstich genäht werden. Die Einstellung entsprechen dabei der 3-Faden- oder 2-Faden-Naht, allerdings benötigen Sie dazu den passenden Nähfuß. Je nach Modell ist er im Lieferumfang enthalten oder muss separat erworben werden.
Der Festonstich
Der Festonstich wird genäht wie die 2-Faden-Flachnaht, aber statt zwei Lagen Stoff arbeiten Sie mit nur einer Lage und darauf kommt wasserlösliches Stickvlies.
Die zweifarbige Wellennaht
Hier handelt es sich eigentlich nicht um eine Naht, sondern um eine Nähtechnik. Denn diese können Sie auf verschiedene Overlocknähte anwenden. Wie Sie den Welleneffekt mit jeder Overlock nähen können, erklären wir hier: Zweifarbige Wellennaht mit jeder Overlock.
Sie sehen also, die Overlock ist eine sehr vielseitige Maschine. Und die hier gezeigten Nähte sind noch nicht das Ende. Spielen Sie mit den Einstellungen herum, so enstehe manchmal die schönsten Kreationen. Wie eine Naht auszusehen hat, ist nicht geregelt.
Wir werden die Liste nach und nach um weitere Varianten ergänzen, schauen Sie also immer mal wieder rein. Soll es eine bestimmte Naht sein, hinterlassen Sie uns einfach einen Kommentar.
Kreative Anregungen finden Sie vielleicht auch in unserem Video zur BERNINA L460:
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Eine Antwort auf „Welche Overlocknaht wofür? Hinweise zur richtigen Overlocknaht“
Danke für das Video. Leider kam das Zeigen der einzelnen Nähergebnisse etwas zu kurz