Vielleicht denken Sie gerade über den Kauf einer Overlock nach, haben Startschwierigkeiten oder es läuft nicht so richtig. Wir haben hier mal ein paar Tipps zu den Grundlagen mit der Overlock gesammelt, auch mit Hinweisen auf unsere schon veröffentlichten Beiträge.
Wie fange ich an?
Nachdem Sie zumindest mal einen Blick in die Anleitung geworfen haben, machen Sie sich erst mit den verschiedenen Fäden vertraut. Fädeln Sie dazu am besten vier verschiedene Farben ein, passend zu den farbig markierten Fädelwegen. So können Sie schnell erkennen, welche Einstellung welche Veränderung bewirkt.
Beginnen Sie mit der 4-Faden-Overlocknaht, wenn Sie zwei Teile verbinden wollen.
Nähen Sie auf Probestoffen in unterschiedlicher Beschaffenheit und verändern Sie auch mal die Einstellungen.
Was passiert, wenn Sie das Differenzial ganz hoch oder ganz niedrig stellen? Wie sieht die Naht aus, wenn der Druck verändert wird?
Nur so lernen Sie Ihre Maschine richtig kennen.
Hier sehen Sie im ersten Bild die Naht, wie sie aussehen soll. Im folgenden Bild ist die Spannung des roten Fadens (Untergreifer) zu gering.
Der grüne Faden (rechte Nadel) hat eine zu hohe Spannung und verschwindet im Stoff. Auf dem anderen Bild hat der gelbe Faden (linke Nadel) zu wenig Spannung und bildet Schlaufen. Dieses Bild sehen Sie allerdings auch oft, wenn der Faden nicht richtig in den Spannungsscheiben liegt.
Das sieht dann von der rechten Seite so aus:
Üben Sie am besten von Anfang an das korrekte Einfädeln und knoten Sie nicht an.
Wie fädelt man eine Overlockmaschine ein?
Welche Nadeln braucht meine Overlock?
Wenn man das so in die Runde fragt, kommt meist: Elx – das sind die Overlocknadeln!
Aber so einfach ist es nicht. Welche Nadeln Ihre Overlock braucht, steht in der Bedienungsanleitung. Ja, die meisten benötigen das System ELx705, aber eben nicht alle. Die Bernina L460 näht zum Beispiel mit dem normalen Haushaltsnadelsystem 130/705, die Janome My Lock 8002D mit der Superstretchnadel HA-1SP.
Infos zu den ELx705 Nadeln:
Spezialnadeln: ELx705 und JLx2 – Overlocknadeln
Die Sache mit den zwei Nadeln
Es gibt zwei Fragen, die immer wieder auftauchen:
Warum wird mein Rollsaum nicht schön?
Und
Warum kräuselt sich der Stoff beim Versäubern so?
In beiden Fällen ist einfach eine Nadel zu viel in der Maschine.
Eselsbrücke:
Eine Lage Stoff – eine Nadel
Zwei Lagen Stoff – zwei Nadeln.
Dies trifft genau so auf auf Webware zu, hier Viskosesatin einlagig versäubert, erst mit der Standardspannung, dann mit gesenkter Spannung an den Nadeln.
Nahtanfang
Die Overlock heißt ja auch Kettelmaschine und bildet eine Kette. Daher kann sie auch nicht mitten im Stoff beginnen. In der Regel näht man in den Stoff hinein und am Ende wieder heraus, wobei die Kette nach hinten gezogen wird.
Es gibt auch Ausnahmen, wie Sie im Beitrag zum Rollsaum lesen können und auch beim Nähen in der Runde gibt es einige Tricks:
Schöner Abschluss beim Rollsaum an der Overlock
Nähen in der Runde mit der Overlock – schöner Abschluss
Die erste Klammer sollte dabei nicht ganz vorne an der Kante sein, die müssen Sie ja gleich wieder entfernen.
Senken Sie den Nähfuß ab, nehmen Sie die Kette in die linke Hand und straffen Sie sie leicht. Beginnen Sie dann, langsam zu nähen. Sobald die Nadeln den Stoff voll ergriffen haben, können Sie schneller nähen.
Die Stoffe verschieben sich
Am Anfang schiebt dann der Nähfuß die obere Lage weg, ehe er sie richtig erfasst hat.
Das passiert, wenn das Messer nicht ganz oben stand oder auch, wenn der Nähfußdruck oder das Differenzial zu hoch ist.
Die beiden letzteren Punkte gelten auch, wenn am Ende mehr von der oberen Stofflage übrig ist. Korrigieren Sie diese Einstellungen und machen Sie einen Vergleich. Wenn nur der Anfang verschoben oder gequetscht ist, reduzieren Sie den Nähfußdruck so weit wie möglich und stellen Sie ihn nach ein paar Zentimetern wieder auf den Normalwert.
Wenn Sie schon mit dem Nähen begonnen haben und sehen, dass der obere Stoff gequetscht wird, heben Sie den Nähfuß an, nähen ein paar Stiche und heben ihn erneut an. So nehmen Sie den Druck aus den Stofflagen.
Besonders, wenn man den Anfang später sieht, möchte man keine Verschiebungen haben. Hier könnten Sie ohne Abschnitt arbeiten. Da die Nadeln dann sofort den Stoff erfassen, hat er weniger Gelegenheit, sich zu verschieben. Haben Sie bereits mit mehr Nahtzugabe zugeschnitten, schneiden Sie den Überstand am Anfang einfach ein.
Mal kurz kleben
Streichen Sie einfach mal mit einem Fixierstift darüber, schon sind die Lagen sicher verbunden und beim Waschen löst sich der Kleber auf.
Nahtende
Alternatives Durchtrennen der Kette
So weit, bis die Kette vor den Nähfuß kommt. Das Messer durchtrennt dann die Kette. Mit etwas Übung schließen Sie Ihre Nähte so ganz schnell ab. Versuchen Sie das am Anfang nicht zu schnell, es besteht die Gefahr, dass Sie dabei in Ihr Projekt nähen.
Der schwierige Stoff kommt nach unten
Egal, ob ein Stoff weicher oder länger ist als der andere, legen Sie diesen immer nach unten. So können Sie den Transporteur als Helfer nutzen. Führen Sie Ihr Projekt mit dem festen (oder kurzen) Stoff von oben, die Zähnchen ziehen dann den überschüssigen oder weichen Stoff an die richtige Stelle.
Beispiele:
- Einsetzen von Ärmeln: Im Schulterbereich ist der Ärmel meist weiter als das Armloch, also muss der Ärmel beim Annähen unten liegen.
- Halsausschnitt mit Bündchen: In der Regel ist das Bündchen ja um einiges kürzer, also liegt es beim Annähen immer oben.
- Fleece an Sweat nähen: Der weichere Fleece liegt unten.
Nahtzugabe
Besonders bei Schnitten für dehnbare Stoffe sieht man oft eine bereits enthaltene Nahtzugabe von 7 mm. Dann wird vielleicht noch empfohlen, den Stoff an das Messer anzulegen, was aber zwei Nachteile hat:
Nicht beider jeder Overlock steht das Messer auf 7 mm und sobald man etwas vom Messer weg kommt oder nicht exakt zugeschnitten hat, entsteht eine unschöne Kante.
Wir bevorzugen daher frei wählbare Nahtzugaben und diese sollte mindestens einen Zentimeter betragen. So wird die Kante minimal geschnitten, aber eben immer und sauber.
Auf dem Nähfuß sieht man oft vorne zwei bis fünf Markierungen, diese stehen für die Nadeln. Die linken für eventuelle Covernadeln, die rechten für die Overlocknadeln. Messen Sie den Abstand zwischen Ecke und linker Nadel, hier beträgt er 8 mm.
Am Nähfuß kann man sich in der Regel auch besser orientieren als an den Markierungen auf der Messerabdeckung oder an einer Saumführung.
Die Schnittbreite ist verstellbar
Vor allem, wenn Sie die Overlocknaht später noch mit der Nähmaschine oder der Covermaschine übernähen, sollten Sie mal darüber nachdenken, die Schnittbreite zu verstellen. Je nach Modell geht das unterschiedlich weit, bis zu 9 mm sind hier möglich. Auf einer breiteren Overlocknaht näht es sich meist viel leichter, weil der Transporteur der Nähmaschine oder Cover besser greift.
Hier der Vergleich der schmalsten und breitesten Einstellung für die 4-Faden-Overlocknaht bei der Bernette b64.
Das Arbeitstier braucht Pflege
Wo geschnitten wird, fallen Fusseln.
Das meist nicht zu knapp. Gewöhnen sich sich an, die Overlock regelmäßig zu reinigen, auch hierzu haben wir Beiträge:
Reinigen und Ölen einer Overlockmaschine (am Beispiel Bernina L460)
Kann man mit einer Overlock nur Zusammennähen und Versäubern?
Hat man erst mal die Anfangsprobleme überwunden, kann man mit einer Overlock sehr vielseitig und vor allem schnell arbeiten. Hier finden Sie ein paar Beispiele als Anregung:
Die 3-Faden-Flachnaht mit der Overlock
Der Festonstich mit der Overlock
Zweifarbige Wellennaht mit jeder Overlock
Wir hoffen, unser Beitrag hat Ihnen geholfen, egal ob bei der Entscheidung für eine Overlock oder bei ein paar Problemen. Sollten Sie dennoch Fragen haben, hinterlassen Sie uns einfach einen Kommentar, wir freuen uns immer über Anregungen für die nächsten Beiträge.
2 Antworten auf „Erste Schritte an der Overlock“
Ganz toller Artike‼️
lch wäre froh gewesen,wenn es diesen Beitrag schon gegebn hätte,als ich meine Juki MO 734 DE im Nähpark gekauft habe,aber auch jetzt finde ich viele hilfreiche Tipps im Umgang mit meiner Ovi .
Es scheint so ,als wenn wir doch noch dicke Freunde werden,meine Ovi und Ich 😉
Auch die anderen Overlock-Beiträge finde ich toll,dadurch jetzt habe ich endlich einen schönen Abschluß wenn ich in der Runde nähen ❗️
Liebe Danke an dieser Stelle für die tollen “Lehrstunden”,jetzt macht mir das nähen mit der Overlock wieder viel mehr Spaß.
Danke, das freut uns!
Ihr Team vom nähRatgeber